Das Schreibkollektiv: Isabelle Sarther, Karla Groth, Stefan Laser und Jennifer Schirrmacher
 (von links). © RUB, Marquard

Buch Was artenübergreifende Fürsorge bedeuten kann

Aus einem Forschungsseminar ist ein Buch entstanden, das gesellschaftliche Debatten rund um das Verhältnis von Mensch und Tier in den Blick nimmt.

Karla Groth, Jennifer Schirrmacher und Isabelle Sarther haben zusammen mit Dr. Stefan Laser von der Fakultät für Sozialwissenschaft das Buch „Artenübergreifende Fürsorge – Die Corona-Pandemie und das Mensch-Tier-Verhältnis“ herausgebracht. Es ist seit 2024 als Open-Access-Publikation verfügbar.

Die Idee zum Buch ist während eines Forschungsseminars 2020 entstanden. Groth, Schirrmacher und Sarther haben zu dem Zeitpunkt alle noch im Master Kultur und Person studiert. Inzwischen sind zwei von ihnen mit der Masterarbeit fertig.

Für Haustiere wie Hunde und Katzen wird teilweise selbstverständlich gesorgt. Doch wie verhält es sich mit Schweinen, Nerzen?


Jennifer Schirrmacher

Die Beispiele im Buch greifen gesellschaftliche Debatten aus der Corona-Pandemie auf, wie zum Beispiel die Diskussion rund um Pelzfarmen und Schlachtbetriebe, in denen es vermehrt Corona-Ausbrüche gab.

„Für Haustiere wie Hunde und Katzen wird teilweise selbstverständlich gesorgt. Doch wie verhält es sich mit Schweinen, Nerzen und ihrem Verhältnis zum Menschen? Das sind wichtige Fragen, denen wir auf die Spur gekommen sind und für die es keine einfachen Antworten gab und gibt. Wir haben in besonderer Weise die Rolle und Verantwortung von Kollektiven herausgearbeitet, die es benötigt, um umweltpolitische Fragen und Kontroversen anzugehen“, so Schirrmacher.

„Für einige Menschen bedeutet artenübergreifende Fürsorge vielleicht, vegan zu leben, für andere ist sie ein rein ökonomisches Unterfangen. Bei alldem finde ich es jedoch wichtig, artenübergreifende Fürsorge in einen größeren Zusammenhang einzuordnen und über den eigenen Tellerrand zu schauen“, sagt Sarther. Im Buch finden deshalb Stimmen und Perspektiven Platz, die ansonsten wenig gehört werden, wie zum Beispiel die der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Schlachthöfen.

Das Schreibkollektiv über das Buch

Wir wollen mit unserem Buch das Thema Fürsorge stärker in den Fokus rücken. Besonders wichtig ist uns, die Vielfalt der Perspektiven und Standpunkte hervorzuheben und wie diese miteinander in Beziehung stehen. Individuen stehen zwar auch für sich, sie sind aber ebenso Teil einer Gesellschaft, in der die Stimmanteile bestimmter Gruppen weniger Gehör finden als andere. Unser Buch zeigt die öffentliche Sensibilität für artenübergreifende Zusammenhänge auf. Es rückt die Verschränkung von Pandemien, Klimakrise und Mensch-Tier-Verhältnis ins Zentrum und leistet einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte rund um das Mensch-Tier-Verhältnis.

Der Schreibprozess war für alle Beteiligten eine gute Ergänzung zur regulären Lehre im Studium. „Ich habe aus dem Forschungs- und Schreibprozess eine Menge positiver Erfahrungen mitgenommen. Beispielsweise, wie produktiv es ist, im Team an einer Forschungsfrage zu arbeiten, weil so ganz neue, teils für mich unerwartete Synergien aus Methoden und Theorien entstanden sind“, sagt Groth.

Originalveröffentlichung

Karla Groth, Stefan Laser, Isabelle Sarther, Jennifer Schirrmacher: Artenübergreifende Fürsorge? Die Corona-Pandemie und das Mensch-Tier-Verhältnis, transcript-Verlag, Bielefeld 2022, 214 Seiten, ISBN 978-3-8376-6341-9. Erschienen in Open Access 2024

Zum Seminar

Das Forschungsseminar „Kultur, Technik und Energie im Wandel“ von Dr. Stefan Laser fand 2020 über zwei Semester statt. Darin ging es um die theoretische Auseinandersetzung mit Infrastrukturen und sozial-ökologischen Transformationen. Daraufhin haben die Studierenden mit verschiedenen Methoden öffentliche Debatten, zum Beispiel in den sozialen Medien, untersucht und eigene Erhebungs- und Analyseansätze erarbeitet. Daraus sind zu verschiedenen Themen Forschungsberichte entstanden. Aus der Gruppe zum Thema Fleisch ist die Idee zum Buchprojekt entstanden. „Das Seminar war von einer wertschätzenden Arbeitsweise geprägt, die Studierenden und Arbeitsgruppen haben sich gegenseitig unterstützt, und alle Involvierten haben sich mit viel Engagement und kritischem Feinsinn der Literatur- und Forschungsarbeit gewidmet. Wir waren alle im Home-Office. Das war eine enorme Leistung – und das Seminar ist ein Zeichen dafür, dass anregende Diskussionen auch im virtuellen Format geführt werden können“, so Laser.

Veröffentlicht

Mittwoch
31. Juli 2024
09:28 Uhr

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