Gründung Wie Elektrotechniker humanitäre Hilfe leisten
An der RUB ist eine Untergruppe des weltweit größten Berufsverbandes entstanden.
Das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) ist ein weltweiter Berufsverband von Ingenieuren hauptsächlich aus der Elektro- und Informationstechnik mit Sitz in den USA. Er zählt über 420.000 Mitglieder und dürfte damit der größte Verband seiner Art überhaupt sein. Das IEEE hat verschiedene Untergruppen, zu ihnen zählt die Special Interest Group on Humanitarian Technology (Sight), die sich humanitären Aufgaben widmet. Bislang gab es diese Untergruppe in Deutschland nicht, doch an der RUB wurde diese Lücke geschlossen. Seit November 2017 operiert „Sight Deutschland“ von Bochum aus und entwickelt erste Aktivitäten.
Gegründet wurde die Gruppe von Dr. Christoph Baer vom Lehrstuhl für Elektronische Schaltungstechnik. Zusammen mit Dr. Pierre Mayr und den Masterstudenten Christin Thürwächter und Nicholas Karsch leitet Baer das Team im sogenannten Executive Committee. Beraten werden die Mitglieder von Professoren aus der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik; sie arbeiten außerdem eng zusammen mit der deutschen Sektion von IEEE sowie mit Vereinigungen wie Ingenieure ohne Grenzen.
Hilfe muss technisch geprägt und nachhaltig sein
Hauptziel der jungen Ingenieure ist es, humanitäre Hilfe zu leisten. Sie muss technisch geprägt und nachhaltig sein, nur dann wird sie auch vom Dachverband IEEE gefördert. Da Bochum der deutsche Sitz von „Sight“ ist, werden Förderanträge aus ganz Deutschland zunächst an der RUB gesichtet. „Wir können zwar keinen Antrag genehmigen, aber immerhin einschätzen, ob er Erfolg hat oder ob die Kollegen ihn noch optimieren müssen, bevor wir ihn zum IEEE in die USA schicken“, sagt Christoph Baer. Wie alle Insider spricht er den Namen amerikanisch „I Triple-E“ aus.
Baer und seine Mitstreiter könnten zum Beispiel bald in Kolumbien helfen. Bestimmte Regionen dort werden häufig von Erdrutschen heimgesucht. „Wir würden hinfliegen und zusammen mit unseren kolumbianischen Kollegen in besonders gefährdeten Gebieten Sensoren installieren. Mit ihnen lassen sich Erdrutsche zumindest in einem gewissen Zeitfenster vorhersagen“, sagt Baer. Anschließend würden kolumbianische Ingenieure die Sensoren betreiben. „Nur dann wäre das Projekt wirklich nachhaltig“, erklärt Baer.
Hilfe ist auch in Deutschland möglich
Nur auf den ersten Blick überrascht, dass sich die Hilfe nicht auf Auslandseinsätze beschränkt, sondern auch Deutschland betrifft. Baer nennt Zivilschutz und Katastrophenschutz als Beispiele. „Dazu wollen wir uns zunächst mit der Feuerwehr vernetzen“, sagt Baer.