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Sternwarte in Chile nach Bochumer Forscher benannt
Große Ehre für den ehemaligen Leiter des Astronomischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum: „Rolf Chini Cerro Murphy“ heißt nun eine Sternwarte in der chilenischen Atacama-Wüste. Nach grundlegendem Umbau wurde sie Ende November 2023 eingeweiht. „Von der Namensgebung habe ich selbst erst bei der Einweihungsfeier erfahren“, sagt Prof. Dr. Rolf Chini. „Das war eine große Überraschung!“ Zumal er selbst in die Namensfindung involviert gewesen war. „Wir hatten eigentlich beschlossen, dass der Name Cerro Murphy Observatory sein wird“, so der Forscher. „Diese Bezeichnung wurde sogar schon im Schriftverkehr genutzt.“
Chini war für die Gründung und Entwicklung des Observatoriums verantwortlich, das auf dem Berg „Cerro Murphy“ in Chile steht – ein Projekt, das zu Beginn durchaus Hindernisse bereithielt. Die Sternwarte entstand aus dem Nichts auf einem Berg, auf den keine Straße, nicht einmal ein Weg führte, und auf dem es weder Wasser noch Strom gab.
Auf einem wackeligen Gerüst und in zehn Meter Höhe an einem Kran hängend die letzten Schrauben anziehen – das würde ich heute nicht mehr wagen.
„Ich erinnere mich daran, wochenlang eiskalte Nächte in einem Stahlcontainer ohne Isolation verbracht zu haben“, schildert Chini, der beim Aufbau der Sternwarte, die komplett mit grüner Energie versorgt wird, selbst Hand anlegte. „Am eindrücklichsten im Gedächtnis geblieben ist mir der Aufbau der Windräder: Auf einem wackeligen Gerüst und in zehn Meter Höhe an einem Kran hängend die letzten Schrauben anziehen – das würde ich heute nicht mehr wagen.“
Die Wagnisse haben sich allerdings längst ausgezahlt. Für besonders viel Aufsehen sorgte ein Ergebnis aus dem Jahr 2015, als das Team vom Bochumer Lehrstuhl für Astrophysik vermeldete, das bis dahin größte astronomische Bild aller Zeiten angefertigt zu haben. Es enthielt 46 Milliarden Pixel und zeigte unsere Milchstraße aus 268 Einzelaufnahmen zusammengesetzt.
„Unsere wichtigste Entdeckung am Observatorium war aber, dass viele massereiche Sterne, die zuvor nur als Einzelstern bekannt gewesen waren, sich in ihren Spektren als Doppelsterne erwiesen“, erinnert sich Rolf Chini. „Als ich dieses Ergebnis dem damaligen Direktor der Europäischen Südsternwarte ESO bei einem Besuch zeigte, sicherte er mir zu, dass das Observatorium angesichts solcher Erkenntnisse auf dem Terrain der ESO bleiben dürfe.“
Heute ist die Anlage in das Paranal-Observatorium der ESO integriert und wird vom Astronomischen Zentrum Nicolaus Copernicus der Polnischen Akademie der Wissenschaften betrieben. Seine Teleskope sollen helfen zu ergründen, wie schnell sich das Universum ausdehnt.
Rolf Chini studierte Physik und Astronomie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1979 schloss er am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg seine Promotion ab, wo er zunächst als Postdoktorand blieb, bis er 1981 ans Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn wechselte. Parallel habilitierte Chini sich an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1996 übernahm er an der Ruhr-Universität Bochum den Lehrstuhl für Astrophysik und die Leitung des Astronomischen Instituts, die er bis 2020 innehatte. Parallel war er von 2010 bis 2020 Profesor Titular an der chilenischen Universidad Católica del Norte. Seit 2021 ist Rolf Chini am Nicolaus Copernicus Astronomical Center of the Polish Academy of Sciences als Professor angestellt.
Der Forscher leitete verschiedene astronomische Projekte, unter anderem baute er zwischen 2005 und 2020 eine Sternwarte in Chile in der Nähe des Cerro Amazones auf, die komplett mit grüner Energie betrieben wurde. Er ist unter anderem Mitglied in der nordrhein-westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und in mehreren astronomischen Gesellschaften, darunter der European Astronomical Society. Chini war schon an mehr als 244 wissenschaftlichen Veröffentlichungen in renommierten astronomischen Fachzeitschriften beteiligt und hat bislang 33 Doktorarbeiten betreut.
11. Dezember 2023
09.17 Uhr