
8. Juni Tag des Meeres
Heute ist Tag des Meeres. Ach, wie schön es wäre, in Bochum am Strand zu liegen oder Wellen zu reiten! Gar nicht so abwegig, erklärt RUB-Geologe Prof. Dr. Jörg Mutterlose.
Bochum am Meer: Bei einer etwas nachhaltigeren Sichtweise beschreibt dieses Szenario für die erdgeschichtliche Vergangenheit eine Realität, und für die Zukunft ist es nicht auszuschließen.
Im Geologischen Garten Bochum, 4.000 Meter nördlich der RUB, lässt sich die ehemalige Küstenlage von Bochum belegen. Über Gesteinen der Karbonzeit (vor 358 bis 296 Millionen Jahren) liegen hier direkt Ablagerungen der jüngeren Kreidezeit (vor 99 bis 93,5 Millionen Jahren). Diese Sedimentgesteine, in Bochum vertreten durch strandnahe Sande und Kiese, wurden damals in einem flachen Meer abgelagert.
Höherer Meeresspiegel
Die südliche Küstenlinie eines Nordsee-Vorläufers verlief in dieser Zeit über Duisburg – Mülheim – Essen – Bochum – Dortmund – südlich Paderborn. Ähnlich großräumig verbreitet sind altersgleiche Gesteine in weiten Teilen der Welt (unter anderem Polen, Südfrankreich, Russland, Nordamerika).
Wissenschaftler sind sich daher einig, dass der Meeresspiegel vor etwa 93 Millionen Jahren um mindestens 150 Meter höher gelegen hat als heute. Derartige globale Meeresspiegelanstiege werden unter anderem durch das Abschmelzen der polaren Eiskappen erklärt, bei sehr hohen CO2-Konzentrationen unter Treibhausweltbedingungen.
Abschmelzen der Eismassen
Treibhausklima, Abschmelzen der Polkappen, Überflutung der Küstenebenen sind Themen in der gegenwärtigen Klimadiskussion. Das Erwärmungsszenario unserer heutigen Welt wird, wenn sich der Trend fortsetzt, zu einem Abschmelzen der arktischen und vor allem der antarktischen Eismassen führen.
Derzeit sind 96,5 Prozent des gesamten Wassers auf der Erde in den Weltmeeren gebunden, etwa 1,7 Prozent liegen in Form von Eis und Schnee vor, 1,7 Prozent als Grundwasser. Das antarktische Eis macht dabei 1,6 Prozent aus.
Das Extremszenario einer eisfreien Welt hätte eine globale Erhöhung des Meeresspiegels um etwa 70 Meter zur Folge. Die Küstenlinie würde unter diesen Bedingungen wieder am nördlichen Stadtrand von Bochum liegen, die Strandkörbe würden etwa an der Grenze zu der dann Unterwasserstadt Herne stehen.