
1. Oktober Vegetariertag
Für ihr Tofu-Schnitzel musste kein Tier sterben. Am 1. Oktober, dem Welt-Vegetariertag, fragen wir daher Professor Klaus Steigleder vom Arbeitsbereich angewandte Ethik: Sind Vegetarier die besseren Menschen?
Es gibt viele Gründe, warum man sich fleischlos ernähren möchte. Ein Grund ist die Überzeugung, dass man Tiere grundsätzlich nicht töten darf, um ihr Fleisch zu essen. So wie man normalerweise keinen Menschen töten darf, so sollte man normalerweise auch keine (entwickelteren) Tiere töten. Diese Argumentation übersieht aber, dass wir zwei Fragen voneinander unterscheiden müssen.
Da ist zum einen die Frage, ob Tiere für sich genommen moralisch relevant sind, moralischen Status besitzen. Moralischen Status besitzt jedes Wesen, das empfindungsfähig ist und in seinem Wohlergehen betroffen werden kann. Dies trifft für viele Tiere zu.
Maximaler moralischer Status?
Zum anderen ist da aber auch die Frage, ob Tiere einen maximalen oder unüberbietbaren moralischen Status besitzen. Maximalen moralischen Status besitzt ein Wesen, das vernünftig, handlungsfähig und moralfähig ist und deshalb einen unbedingten Wert besitzt. Dies trifft auf uns Menschen zu, aber nicht auf (die allermeisten) Tiere.
Wegen dieses Unterschieds sind wir grundsätzlich berechtigt, Tiere für unsere Zwecke zu nutzen und auch zu essen.
Fleischkonsum mit weitreichenden Folgen
Trotzdem sind wir moralisch weitgehend verpflichtet, Vegetarier zu sein. Zum einen sind die heutigen Formen der Tierproduktion moralisch völlig unvertretbar. Diese unterwerfen Tiere einem Produktions- und Verwertungsinteresse, missachten ihre Interessen und ihr Wohlergehen. Man sollte kein Fleisch essen, das so hergestellt wird.
Allerdings enthält Fleisch hochwertige Proteine, die für die Entwicklung von Kindern wichtig sein können und die wir ihnen deshalb auch nicht vorenthalten sollten.
Zum anderen trägt die weltweite Viehhaltung und Tierproduktion durch Entwaldung, die Produktion der Tiernahrung, durch die Haltung der Tiere und ihre Verwertung zum Klimawandel bei. Knapp 20 Prozent der jährlich produzierten Treibhausgase gehen auf die Viehhaltung zurück. Wir können das Problem zwar nicht schon dadurch lösen, dass wir kein Fleisch mehr essen. Aber wir können schlecht gegen die Tatenlosigkeit angesichts des Klimawandels aufstehen und weiter (unvermindert) Fleisch essen. Das wäre, als würde man mit dem SUV zur Klimademo fahren.
Gut und Richtig sind nicht das Gleiche
Sind also Vegetarier die besseren Menschen? Nicht unbedingt. Denn man kann das Richtige tun, ohne gut zu sein, und gut sein, ohne das Richtige zu tun.
Aber Vegetarier verhalten sich sicherlich richtig.