Mit Antiköpern markierten die Forscher um Hanns Hatt den Cannabinoid-Rezeptor, der sich in der Mitte der Spermien befindet und im Bild grün dargestellt ist.
© RUB, Marquard

Biologie Der Rezeptor, der die Spermien scharf macht

Bochumer und Bonner Forscher haben in Spermien einen hochempfindlichen Rezeptor entdeckt. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Befruchtung.

Um in die Eizelle zu gelangen, muss das Spermium zunächst die schützende Eihülle aufbrechen. Dazu setzt es Verdauungsenzyme frei, wobei die Hülle an seiner Spitze verloren geht. Diese sogenannte Akrosomenreaktion gilt im Labor als ein Test, um die Befruchtungsfähigkeit der Samenzellen zu beurteilen. Eine wichtige Rolle dabei spielt ein Rezeptor für ein körpereigenes Cannabinoid.

Bochumer und Bonner Biologen um Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt haben ihn bei einer vollständigen Bestandsaufnahme der sogenannten G-Protein-gekoppelten Rezeptoren in Spermien erstmals nachgewiesen. Sie berichten in „Scientific Reports“.

Rezeptor reagiert extrem empfindlich

„Der Rezeptor reagiert sowohl auf den pflanzlichen Cannabis-Wirkstoff THC als auch auf die körpereigene Fettsäure NAGly, die zum Cannabinoid-System gehört“, so Hatt. „Er ist wesentlich empfindlicher für NAGly als die beiden klassischen, schon lange bekannten Cannabinoid-Rezeptoren.“

Eine Aktivierung dieses GPR18-Rezeptors, der im Mittelteil der Spermien sitzt, kann die Akrosomenreaktion einleiten. Dabei verändert das Spermium seine Oberfläche und verbindet sich mit der Hülle der Eizelle. Diese Reaktion ist eine unabdingbare Voraussetzung für das Eindringen des Spermiums in die Eizelle.

Cannabinoide im Vaginalsekret

Man weiß, dass Cannabinoide sowohl in im männlichen als auch im weiblichen Genitaltrakt vorkommen. Studien legen nahe, dass ihre Konzentration bei der Frau an den fruchtbaren Tagen erhöht ist. „Das Cannabinoid schaltet die Spermien gewissermaßen scharf“, meint Hatt. Der GPR18-Rezeptor kommt auch in anderen Geweben des Körpers vor, zum Beispiel im Gehirn oder im Herzen. Seine Funktion war aber bisher unbekannt.

Unveröffentlicht

Von

Meike Drießen

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