Unstatistik Warum Fußballfans doch nicht so häufig Hochschulabschlüsse haben
Im August ist ein Ranking durch die Medien gegangen: Mehr als die Hälfte der Fußballfans vom Hamburger SV hätte demnach einen Hochschulabschluss. Das ist statistischer Unsinn.
„Mehr als die Hälfte der HSV-Fans hat Hochschulabschluss“ – so titelte am 24. August 2016 Zeit Online. Viele andere Medien brachten ähnliche Meldungen heraus, Bezug nehmend auf ein Ranking, das das soziale Netzwerk Xing veröffentlicht hatte.
Warum diese Schlussfolgerung nicht richtig sein kann, erklärt ein Wissenschaftlerteam, dem auch Prof. Dr. Thomas Bauer angehört, Leiter des RUB-Lehrstuhls für Empirische Wirtschaftsforschung und Vizepräsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI). Die drei Professoren küren regelmäßig die Unstatistik des Monats.
Freiburg hat die klügsten Fans
Laut dem Xing-Ranking hat der SC Freiburg den höchsten Anteil von Fußballfans mit Hochschulabschluss in der Bundesliga. Stolze 73,4 Prozent. Der Hamburger SV bringt es immerhin noch auf 63,5 Prozent und belegt damit den drittletzten Platz im Ranking.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verfügten 2015 jedoch nur 16,3 Prozent der deutschen Bevölkerung über einen Hochschulabschluss. Hier kann etwas nicht stimmen, schlussfolgern Bauer und seine Kollegen.
Prozent von was?
So ist es auch: Die von Xing berichteten Prozentzahlen beziehen sich nämlich nicht auf alle Fans eines Vereins, sondern nur auf jene, die gleichzeitig auch Mitglied bei Xing sind. „Da Xing überdurchschnittlich viele Akademiker als Mitglieder hat, gibt es dort auch viele Hochschulabschlüsse – bei Xing, nicht beim HSV“, erklären die Wissenschaftler.
Die Xing-Mitglieder sind also weder repräsentativ für die Bevölkerung noch für die Gemeinde aller Fußballfans. Die in vielen Medien berichteten Prozentwerte sind in einem falschen Referenzrahmen ausgelegt worden. Nicht 73,4 Prozent der Freiburg-Fans haben einen Hochschulabschluss. Sondern 73,4 Prozent der Xing-Mitglieder, die gleichzeitig Fan des SC Freiburg sind.
Das Fazit dieser Unstatistik des Monats August: „Frage immer ‚Prozent von was?‘“