Welche Rolle Lösungsmittel bei chemischen Reaktionen spielen, erforscht das Team vom Exzellenzcluster Resolv.
© RUB, Marquard

Chemie Wie Lösungsmittelmoleküle bei Reaktionen kooperieren

Das Lösungsmittel ist weit mehr als nur die Umgebung, in der eine chemische Reaktion stattfindet.

Auf den ersten Blick scheinbar unbeteiligte Moleküle aus der Lösungsmittelumgebung können essenziell für chemische Reaktionen sein. Das haben Forscher anhand der Ether-Bildung in einem Lösungsmittelgemisch gezeigt. Sie klärten die zugrunde liegenden Mechanismen mit modernsten spektroskopischen und theoretischen Verfahren im Detail auf.

Das Fazit: Auch solche Lösungsmittelmoleküle, die an der Reaktion nicht direkt teilnehmen, sind für den Reaktionsverlauf essenziell und können die Reaktionspartner maßgeblich beeinflussen.

Die Ergebnisse beschreibt ein Team von experimentell und theoretisch arbeitenden Chemikern der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Würzburg und des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr in der Zeitschrift „Nature Communications“.

Licht schaltet Reaktionsfreude an

Aus einer reaktionsträgen chemischen Vorläuferverbindung kann durch einen Lichtblitz ein hochreaktives Molekül entstehen, das selbst mit umgebenden Lösungsmittelmolekülen reagiert.

Ein Beispiel ist das Molekül Diphenylcarben: Es reagiert schnell zu einem Ether, wenn es im Lösungsmittel Methanol vorliegt. Mit dem Lösungsmittel Acetonitril hingegen ist diese Reaktion nicht möglich.

Die Forscher um Dr. Elsa Sanchez-Garcia und Prof. Dr. Patrick Nürnberger untersuchten, was passiert, wenn Diphenylcarben in einem Lösungsmittelgemisch aus Methanol und Acetonitril vorliegt. Die Bildung des Ethers geht langsamer vonstatten als in reinem Methanol; auch die Ausbeute ist geringer.

Nicht nur unbeteiligte Zuschauer

Obwohl für die Bildung des finalen Ethermoleküls formal nur ein einziges Methanolmolekül benötigt wird, erfolgt die Reaktion erst dann, wenn ein zweites Methanolmolekül zugegen ist.

„Die anderen Methanolmoleküle sind nicht nur unbeteiligte Zuschauer, sondern Gehilfen bei der Reaktion“, fasst Patrick Nürnberger zusammen, der an der RUB im Exzellenzcluster Resolv forscht. „Die Ergebnisse sind ein wichtiger Baustein, um die Wechselwirkung von reaktiven Substanzen mit der Lösungsmittelumgebung zu verstehen.“

Unveröffentlicht

Von

Julia Weiler

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