Das Puzzleteil, das Patrick Friedrich in seiner Studie gefunden hat, könnte eines Tages in ein größeres Bild passen, das die interindividuellen Unterschiede von Gehirnen erklärt. © Damian Gorczany

Im Gespräch Wissenschaft und Mysterium

Patrick Friedrich sucht in seiner Doktorarbeit nach Gründen für Unterschiede in der Hirnaktivität verschiedener Menschen. Dabei stößt er an die Grenzen des wissenschaftlich Möglichen.

Wer die Hirnaktivität von Menschen im Kernspintomografen untersucht, wird niemals zwei identische Aktivitätsmuster sehen. Hier und da gibt es immer Unterschiede zwischen den Personen. Genau dafür interessiert sich Doktorand Patrick Friedrich. Methodisch ist das eine Herausforderung.

Herr Friedrich, wenn Sie eine Ursache für Unterschiede in der Hirnaktivierung verschiedener Menschen finden, können Sie dann die gesamte Varianz zwischen den Leuten erklären?
Nein, wir können etwa 30 Prozent der Varianz bei einer spezifischen Aufgabe erklären. Das ist nicht viel. Aber es ist besser, als völlig im Dunkeln zu tappen. Wir sind mit einem typischen Problem in der Neurowissenschaft konfrontiert. Das Gehirn ist zu komplex, als dass man alle Einflüsse auf einmal untersuchen könnte. Wir arbeiten mit womöglich nicht perfekten Modellen, die durch womöglich nicht perfekte Methoden genährt werden. Ich bezeichne das aber ungern als Problem; es ist ein schönes Mysterium.

Diese Art der Forschung scheint Ihnen zu gefallen.
Ich mag es, wenn ich am Ende einer abstrakten Analyse Rückschlüsse auf bereits vorhandenes Wissen und letztendlich auf das reale Leben ziehen muss. Als Grundlagenwissenschaftler habe ich manchmal den Eindruck, dass ich mich im Labor verschanze und sich meine Gedankenwelt nur noch um Zahlen und abstrakte Funktionen dreht. Dann ist es gut, den Schritt ins reale Leben zurück machen zu müssen.

Häufig ist der Nutzen der Grundlagenforschung für den Anwendungsbereich nur über Ecken wahrnehmbar.

Der Anwendungsbezug ist Ihnen also wichtig?
Ich mag jede Art von Forschung, auch die abstrakte. Oft hat man es als Grundlagenwissenschaftler schwer, seine Studien zu rechtfertigen, weil der Ertrag für den Alltag nicht unmittelbar ersichtlich ist. Natürlich sollte Forschung einen Nutzen haben oder Dinge erklären können, die Menschen sich im täglichen Leben fragen. Häufig ist der Nutzen der Grundlagenforschung für den Anwendungsbereich nur über Ecken wahrnehmbar. Sie liefert aber oft Erkenntnisse, die vielleicht nicht heute, aber für zukünftige Fragen eine Rolle spielen.

Es ist so, als hätte man als Grundlagenforscher die Möglichkeit, Puzzleteile zu finden. Man weiß nicht, ob die Puzzlestücke jetzt schon in das Bild passen oder ob das Bild für sie erst noch entstehen muss.

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Unveröffentlicht

Von

Julia Weiler

Dieser Artikel ist am 2. Mai 2017 in Rubin 1/2017 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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