Grundschule Früher Englischunterricht weniger effektiv als erhofft
Wenn Kinder in der Schule früh mit einer Sprache in Kontakt kommen, lernen sie sie besonders leicht. So hört man es oft. Anscheinend ist diese Vorstellung aber zu simpel.
Kinder, die in der ersten Klasse mit dem Englischunterricht beginnen, sind sieben Jahre später schlechter in diesem Fach als Kinder, die erst in der dritten Klasse in die Fremdsprache einsteigen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um Dr. Nils Jäkel und Prof. Dr. Markus Ritter von der RUB, gemeinsam mit Kollegen aus Dortmund. „Der fremdsprachliche Frühbeginn wird häufig hochgelobt, obwohl es insgesamt wenig Forschung gibt, die diesen Mythos unterstützt“, sagt Jäkel.
Die Forscher werteten Daten von 5.130 Schülerinnen und Schülern aus. Sie verglichen zwei Schülerkohorten, von denen eine in Klasse eins, die andere in Klasse drei mit dem Englischunterricht begonnen hatte. Jeweils in den Klassen fünf und sieben erfassten sie das englische Lese- und Hörverständnis.
Man darf keine überzogenen Erwartungen haben.
Nils Jäkel
Eine mögliche Interpretation der Ergebnisse: „Der frühe Englischunterricht in der Grundschule findet zu einer Zeit statt, in der ein intensiverer Kontakt notwendig wäre, um eine Sprache nachhaltig zu lernen“, beschreibt Nils Jäkel. „Die Kinder haben aber maximal 90 Minuten pro Woche Englischunterricht.“
Allerdings stellen die Autoren durch ihre Ergebnisse nicht den frühen Beginn des Englischunterrichts an sich infrage. „Man darf aber keine überzogenen Erwartungen haben“, so Jäkel. „Es könnte sich als sinnvoller Kompromiss erweisen, in Klasse drei mit erhöhter Stundenzahl in den Englischunterricht einzusteigen.“
Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Language Learning“ publiziert.