Sie ermittelten die Mengen von über 3.000 Proteinen und ihre Veränderung in Echtzeit: Dominik Megger und Barbara Sitek
© RUB, Marquard

Proteinforschung Einblick in Details des angeborenen Immunsystems

Bochumer und Essener Forscher identifizieren potenzielle Ziele für neue Wirkstoffe.

Die Immunantwort auf Infektionen wird maßgeblich von bestimmten Botenstoffen, den Interferonen, eingeleitet und reguliert. Obwohl sie seit über einem halben Jahrhundert bekannt sind, ist ihre Wirkungsweise im Detail noch nicht vollständig geklärt. Forscher des Medizinischen Proteom-Centers der RUB und des Instituts für Virologie der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen haben jetzt erstmals die Wirkung verschiedener Interferon-Typen auf die Proteinzusammensetzung von menschlichen Zellen zeitaufgelöst analysiert. Damit schaffen sie eine Datenbasis für das molekulare Verständnis von Interferonen und langfristig für die Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Krankheitserreger.

Abwehr gegen Viren, Pilze, Bakterien

Interferone sind ein Teil der angeborenen körpereigenen Abwehr, werden aber auch in biotechnologisch hergestellter Form als Wirkstoffe medizinisch eingesetzt, etwa gegen Viren. Ihre Wirkung auf molekularer Ebene ist noch nicht im Detail geklärt.

„Vor allem die Wirkweise unterschiedlicher Interferon-Typen, die Dynamik der Interferonwirkung sowie die Existenz von Proteinen, deren Produktion durch Interferone stark herunterreguliert wird, wurden in bisherigen Arbeiten nur unzureichend oder gar nicht betrachtet“, erklären Dr. Dominik A. Megger und Prof. Dr. Barbara Sitek vom Medizinischen Proteom-Center der RUB.

Alle Proteine einer Zelle

Um diese Fragen zu beantworten, wandten die Forscher die Massenspektrometrie an. Damit können sie die Gesamtheit der in Zellen vorhandenen Proteine, das Proteom, zeitaufgelöst untersuchen. Sie verwendeten menschliche Zelllinien, die sie mit zwei repräsentativen Interferonen der Typen I und II behandelten.

Jedes Protein ist potenzielles Ziel für Wirkstoffe, sagt Mirko Trilling.
© UDE/Frank Preuß

Die Forscher erfassten dabei die Mengen von fast 3.000 Proteinen. So fanden sie heraus, dass beide untersuchten Interferon-Typen einige einheitliche, aber auch viele spezifische Veränderungen in der Menge bestimmter Proteine hervorriefen, und zwar in einer hoch dynamischen Art und Weise. So wurden zum Beispiel einige Proteine, die kurz nach der Behandlung stark hochreguliert waren, zu einem späteren Zeitpunkt durch dasselbe Interferon deutlich herunterreguliert.

Inwieweit diese Proteine an der Wirkung des Interferons auf das Immunsystem und der Bekämpfung von Viren beteiligt sind, bleibt im Detail zu klären. „Jedes dieser Proteine ist aber ein potenzielles Ziel für Wirkstoffe, die es gezielt herunterregulieren und einen antiviralen Effekt mit sich bringen könnten. Unser Datensatz ist eine solide Basis für zukünftige funktionelle Studien“, fasst Prof. Dr. Mirko Trilling von der Universität Duisburg-Essen zusammen.

Veröffentlicht

Montag
11. Dezember 2017
09:27 Uhr

Von

Meike Drießen

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