Linda Weiss (links), Leonie Pötter und Ralph Tollrian haben die ökologischen Folgen steigender CO2-Konzentrationen in stehenden Gewässern erforscht. © RUB, Marquard

Versauerung Wie der Klimawandel die Süßgewässer belastet

Zur Versauerung der Meere wird viel geforscht. Eine neue Studie belegt, dass auch Süßgewässer betroffen sind. Steigende Kohlendioxid-Werte könnten das Gleichgewicht der Arten stören.

Nicht nur die Ozeane versauern durch den menschgemachten Klimawandel, auch Süßwassersysteme sind betroffen – und das könnte Folgen für die darin lebenden Organismen haben. Zu diesem Schluss kommen Biologinnen und Biologen der RUB nach einer Analyse von Langzeitdaten verschiedener deutscher Talsperren und kontrollierten Laborexperimenten mit Süßwasserorganismen.

Die Ergebnisse veröffentlichte das Team um Dr. Linda Weiss, Leonie Pötter und Prof. Dr. Ralph Tollrian vom Lehrstuhl für Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere in der renommierten Zeitschrift „Current Biology“.

CO2-Werte über 35 Jahre analysiert

Daten von vier deutschen Talsperren, die von 1981 bis 2015 monatlich erhoben worden waren, gingen in die Analyse ein. Diese ergab, dass die CO2-Menge im Wasser über die Zeit kontinuierlich angestiegen ist, der pH-Wert kontinuierlich gesunken ist.

Um die ökologischen Folgen dieses Wandels abschätzen zu können, untersuchte das Team, wie sich die veränderten Umweltbedingungen auf eine Schlüsselart in Süßwasser-Ökosystemen auswirken. Sie arbeiteten zu diesem Zweck mit Daphnien, auch Wasserflöhe genannt.

Reaktion auf Fressfeinde untersucht

Daphnien bilden in Anwesenheit von Fressfeinden verschiedene Verteidigungen aus; sie ändern etwa ihre Körperform oder lassen kleine Dornen im Nacken wachsen. Der Test im Labor zeigte: Je höher die CO2-Konzentration im Kulturmedium war, desto weniger stark waren die Verteidigungen ausgeprägt – vermutlich, weil die erhöhten CO2-Level den Riechsinn der Wasserflöhe störten, über den sie normalerweise die Anwesenheit ihrer Fressfeinde detektieren.

Daphnia longicephala (oben) vergrößert in Anwesenheit ihrer Fressfeinde den Kopf (oben rechts). Daphnia pulex (unten) reagiert auf eine solche Bedrohung mit kleinen Dornen im Nacken (unten rechts). © RUB, Linda Weiss

„Viele Süßwasserorganismen verlassen sich auf ihren Riechsinn“, erklärt Linda Weiss. „Wenn die steigenden CO2-Werte diesen Sinn auch bei anderen Spezies beeinträchtigen, könnte das weitreichende Folgen für das gesamte Ökosystem haben. Wir brauchen nun weitere Studien, um herauszufinden, ob es sich bei der Versauerung von Süßwassersystemen um ein globales Phänomen handelt und wie andere Spezies auf steigende CO2-Werte reagieren.“

Veröffentlicht

Freitag
12. Januar 2018
09:31 Uhr

Von

Julia Weiler

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