Jeremy McCormack an einem Rasterelektronenmikroskop © RUB, Marquard

Geologie Dolomitfunde werfen ein neues Licht auf die Klimageschichte

Ein Forscherteam hat Dolomitkristalle gefunden, wo es eigentlich keine hätte geben dürfen.

Funde des Minerals Dolomit wurden bisher als ein Zeichen für ein trockenes und heißes Klima in der Zeit seiner Entstehung interpretiert. Geologen der RUB haben Dolomit jetzt überraschend in verhältnismäßig jungen Proben aus dem Vanseeboden gefunden, ausgerechnet aus Zeiten mit hohem Wasserstand und tiefer Temperatur des Wassers um drei Grad Celsius. Umweltrekonstruktionen, die auf Dolomitfunden beruhen, sollten daher revidiert werden, folgert das Team in seiner Veröffentlichung im Journal Geophysical Research Letters vom 28. April 2018.

Das Rätsel Dolomit

Dolomit ist seit seiner Entdeckung 1791 ein geologisches Rätsel. Das Mineral kommt häufig in alten Gesteinen vor. Die größten Dolomitvorkommen stammen aus einer Zeit vor mehr als 542 Millionen Jahren und deuten auf eine marine Herkunft hin. Heutzutage fällt es nur in vergleichsweise kleinen Mengen und überwiegend unter sehr speziellen Bedingungen in sehr warmem und stark salzhaltigem Wasser wie in Lagunen und flachen salzigen Seen aus. Viele Laborversuche, das Mineral experimentell zu züchten, sind fehlgeschlagen.

Bei der Analyse von Sedimentbohrkernen aus dem Vanseeboden in der Türkei erlebten Forscher um McCormack und Prof. Dr. Ola Kwiecien vom Lehrstuhl für Sediment- und Isotopengeologie eine Überraschung: Sie konnten Dolomitkristalle in verhältnismäßig jungen Sedimenten nachweisen, die um 150.000 Jahre alt sind.

Kaltes, salzarmes Wasser

Die Dolomitkristalle befanden sich ausgerechnet in den Schichten der Sedimente, die sich zu Zeiten abgelagert hatten, in denen der See einen hohen Wasserstand hatte. Ein hoher Wasserstand geht einher mit einem niedrigeren Salzgehalt. Zudem war das Wasser in der Tiefe des Sees konstant kalt, um die drei Grad Celsius. „Das heißt, dass viele der Umweltbedingungen, die man bisher als essenziell für die Dolomitausfällung betrachtet hat, gar nicht so wichtig sein können“, erklärt Ola Kwiecien.

Veröffentlicht

Dienstag
12. Juni 2018
09:22 Uhr

Von

Meike Drießen

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