Sind die Kosten für die Energiewende fair verteilt? Diese Frage wird schon länger diskutiert.
© RUB, Marquard

Erneuerbare Energien So könnten Menschen bereit sein, mehr für grünen Strom zu zahlen

Unternehmen, die besonders viel Strom verbrauchen, sind an den Kosten der Energiewende verhältnismäßig gering beteiligt – aus Wettbewerbsgründen. Bei den Bürgern genießt das wenig Akzeptanz.

Ein großer Teil der privaten Haushalte in Deutschland wäre bereit, den Ausbau der erneuerbaren Energien mit höheren Strompreisen zu finanzieren, wenn die Ausnahmeregelungen für stromintensive Unternehmen entfallen würden. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung und der RUB nach einer Befragung von 11.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Rahmen des Forsa-Haushaltspanels.

Die Daten veröffentlichten Dr. Mark Andor, Prof. Dr. Manuel Frondel und Stephan Sommer in der renommierten Zeitschrift Nature Energy am 10. September 2018.

Ermäßigte EEG-Umlage für manche Unternehmen

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, regelt das Einspeisen von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Netz sowie die Vergütung, die die Erzeuger bekommen. In Form der sogenannten EEG-Umlage sind alle Stromverbraucher an den dabei entstehenden Kosten beteiligt. Bestimmte besonders energieintensive Unternehmen zahlen eine ermäßigte EEG-Umlage, um wirtschaftliche Wettbewerbsnachteile zu verhindern.

Bürger wären bereit, mehr zu zahlen

Die Teilnehmer der aktuellen Studie wurden nach ihrer Bereitschaft gefragt, eine höhere EEG-Umlage zu zahlen, um den Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland zu steigern. Ein Teil der Befragten wurde darauf hingewiesen, dass eine Ausnahmeregelung für die energieintensive Industrie bei der EEG-Umlage bestehe. Einer zweiten Gruppe wurde gesagt, dass die Ausnahmeregelung bei der Erhöhung der EEG-Umlage wegfallen solle.

Die Einstellung zur Energiewende hängt nicht allein von der Höhe des Strompreises ab.


Manuel Frondel

In der zweiten Gruppe zeigten sich – je nach Höhe des Preisaufschlags – zwischen 61 und 74 Prozent der Teilnehmer bereit, eine höhere EEG-Umlage zu akzeptieren. In der Gruppe, bei der die Ausnahmeregelung für Unternehmen bestehen bleiben sollte, waren es dagegen nur rund 23 bis 38 Prozent.

„Die Einstellung zur Energiewende hängt nicht allein von der Höhe des Strompreises ab“, folgert Manuel Frondel, Professor für Energieökonomik und angewandte Ökonometrie an der RUB und Leiter des Kompetenzbereichs Umwelt und Ressourcen am RWI. „Wenn die Belastungen gleichmäßig verteilt sind, ist eine große Mehrheit durchaus bereit, mehr Geld für Strom aus erneuerbaren Energien zu bezahlen“, so Frondel weiter.

Steuermittel zur Finanzierung

Die aus Wettbewerbsgründen etablierte Ausnahmeregelung für energieintensive Unternehmen bei der EEG-Umlage sollte daher künftig aus Steuermitteln finanziert werden und nicht dadurch, dass die übrigen Stromverbraucher mehr zu bezahlen haben, meinen die Forscher.

Die Daten wurden im Rahmen des RWI-Projekts „Akzeptanz“ erhoben, das die gesellschaftliche Einstellung zur Energiewende erforscht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert das Vorhaben.

Originalveröffentlichung

Mark A. Andor, Manuel Frondel, Stephan Sommer: Equity and the willingness to pay for green electricity in Germany, in: Nature Energy, 2018, DOI: 10.1038/s41560-018-0233-x

Veröffentlicht

Dienstag
11. September 2018
09:25 Uhr

Von

Julia Weiler
Sabine Weiler (RWI)

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