Klaus Gerwert (links) und Andreas Nabers entwickleln den Alzheimer-Sensor Schritt für Schritt weiter.
© RUB, Marquard

Proteinforschung Alzheimer sehr früh erkennen im Blut

Erst kürzlich sind zwei große Studien mit neuen Wirkstoffen gescheitert – vielleicht weil sie zu spät eingesetzt werden. Ein neuer Früherkennungstest gibt Hoffnung.

Die Alzheimerkrankheit kann mit derzeitigen Techniken erst erkannt werden, wenn sich die typischen Plaques im Gehirn gebildet haben. Aber dann scheint keine Therapie mehr möglich. Mit einem an der RUB entwickelten zweistufigen Verfahren kann die Erkrankung allerdings schon früher detektiert werden. Die Bochumer Forscher berichten in der März-2019-Ausgabe der Fachzeitschrift „Alzheimer’s and Dementia: Diagnosis, Assessment and Disease Monitoring“.

„Damit ist ein neuer Weg für sehr frühe Therapieansätze geebnet, bei dem die bisher erfolglosen Medikamente und einstigen Hoffnungsträger vielleicht doch noch wirken könnten“, so Prof. Dr. Klaus Gerwert vom Lehrstuhl für Biophysik der RUB.

Protein faltet sich falsch

Schon lange vor den ersten Symptomen faltet sich das Protein Amyloid-Beta bei Alzheimerpatienten auf krankhafte Weise falsch. Diese Fehlfaltung konnte ein Forscherteam unter Leitung von Klaus Gerwert mittels eines einfachen Bluttests diagnostizieren und damit im Mittel acht Jahre vor dem Auftreten erster klinischer Symptome die Erkrankung feststellen. Für die klinische Anwendung war der Test allerdings noch nicht geeignet, denn er erkannte zwar 71 Prozent der Alzheimerfälle in symptomlosen Stadien, jedoch wurden neun Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer falsch positiv diagnostiziert.

Zweiter Biomarker

In ihrem jetzigen zweistufigen Verfahren nutzen die Forscher den ursprünglichen Bluttest zur Identifizierung von Hochrisiko-Personen. Bei diesen nehmen sie einen weiteren demenzspezifischen Biomarker aus dem Nervenwasser dazu, das Tau-Protein.

„Durch die Kombination beider Messungen wurden in unserer Studie 87* von 100 Alzheimererkrankte richtig erkannt“, fasst Klaus Gerwert zusammen. „Die falsch positiv getesteten Gesunden konnten wir sogar auf 3 von 100 reduzieren.“

Sensortest ist einfach und robust

Der Bluttest wurde am Lehrstuhl für Biophysik der RUB zu einem voll automatisierten Verfahren ausgebaut. „Der Sensor ist einfach zu nutzen, robust gegen Konzentrationsschwankungen von Biomarkern und standardisiert“, erklärt Dr. Andreas Nabers, einer der Entwickler. „Wir arbeiten jetzt intensiv daran, auch den zweiten Biomarker, das Tau-Protein, im Blut zu detektieren, um künftig ein rein blutbasiertes Testverfahren anzubieten“, so Klaus Gerwert.

* In einer früheren Version des Textes stand hier 89 von 100. Diese Zahl bezieht sich auf die Sensitivität des ersten Schritts im Messverfahren. Im folgenden Schritt beträgt die Sensitivität 87 Prozent.

Veröffentlicht

Donnerstag
02. Mai 2019
14:13 Uhr

Von

Meike Drießen

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