Medizin Positive Worte und Musik während der OP verringern Schmerzen
Die Maßnahme senkt den Medikamentenbedarf und damit Nebenwirkungen. Und sie kostet nichts.
Patientinnen und Patienten, die während der Operation unter Vollnarkose per Kopfhörer positive Worte und Musik hören, haben nach dem Eingriff deutlich weniger Schmerzen und benötigen weniger Schmerzmedikamente. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Adamzik am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus der RUB. Die Forschenden konnten nachweisen, dass diese positiven Beeinflussungen Schmerzen und Nebenwirkungen der konventionellen Schmerztherapie mit Medikamenten reduzieren können. Das erhöht den Patientenkomfort.
Für das Projekt kooperierte das Forschungsteam um Dr. Hartmuth Nowak mit den Universitätskliniken Regensburg, München und Köln sowie dem Klinikum Kassel. Über die Ergebnisse berichtet das renommierte British Medical Journal in seiner Weihnachtsausgabe vom 10. Dezember 2020 und widmet dem Thema ein Editorial.
Unterstützende Worte und Musik
Insgesamt wurden 385 Patientinnen und Patienten unterteilt in zwei Gruppen in die Studie eingeschlossen. Die Behandlungsgruppe erhielt nach Narkoseeinleitung während der Operation therapeutische Suggestionen mit positiven und unterstützenden Worten sowie Musik über einen Kopfhörer, während bei einer Kontrollgruppe über die Kopfhörer nur Stille wiedergegeben wurde.
Innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Operation hatten die Mitglieder der Behandlungsgruppe einen um ein Drittel geringeren Opioid-Schmerzmittelbedarf. Auch empfanden sie etwa um ein Viertel geringere Schmerzen als die Kontrollgruppe. Bei den Patientinnen und Patienten, bei denen die therapeutischen Suggestionen durchgeführt worden waren, war in nur 63 Prozent der Fälle während dieses Zeitraums die Gabe von Opioid-Schmerzmitteln notwendig, während dies bei 80 Prozent der Kontrollpatienten erforderlich war.
Messbare Wirkung ohne Kosten und Nebenwirkungen
Für die Anästhesie und die operative Medizin ergeben sich aus den Resultaten der Studie klinisch relevante Folgerungen: Da der überwiegende Teil der Versuchspersonen auf die auditiven Reize reagiert hat, ruft dies einerseits zu einem sorgsameren Verhalten während der Operationen im Hinblick auf die Geräuschkulisse und möglicherweise unbedachte Gespräche auf. Andererseits lassen sich die akustischen Stimulationen quasi frei von Nebenwirkungen und Mehrkosten dazu nutzen, auf nicht pharmakologischem Weg postoperative Schmerzen sowie den damit häufig verbundenen Opioid-Gebrauch zu senken.