Medienwissenschaft Das Auto ist nicht die Lösung
Wer oder was steht im Forschungsalltag unter Druck? Medienwissenschaftler Florian Sprenger ist es selbst – zusammen mit vielen weiteren Verkehrsteilnehmern. Warum erklärt er in unserer Serie.
Druck merke und erforsche ich, wenn ich aus der Haustür trete und laufend, radfahrend oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Verkehrsteilnehmer werde. Wir erleben derzeit eine massive Veränderung der Mobilität, also der Art und Weise, wie Menschen sich bewegen und aufeinandertreffen. Verkehrsinfrastrukturen organisieren unser Zusammenleben – und sie setzen diese Räume unter kontinuierlichen Druck.
Eine Gesellschaft, deren Gravitationszentrum das Auto bildet, steht den Herausforderungen des Klimawandels und der Urbanisierung bereits heute hilflos gegenüber – nicht zuletzt, weil diese Herausforderungen durch die Dominanz der Automobilität hervorgebracht worden sind, das Auto aber nicht ihre Lösung sein kann. Dieser Prozess äußert sich für uns alle in einer Neuaufteilung des öffentlichen Raums und in der Abkehr von gewohnten Privilegien des Autos, die wiederum in Konflikten um beschränkten Raum resultiert. Als Medien- und Kulturwissenschaftler versuche ich, eine Beschreibungsprache für den Druck zu finden, dem wir ausgesetzt sind, wenn Verkehrsmittel unterschiedlicher Masse und Geschwindigkeit in einem beengten Raum aufeinandertreffen. Es geht um eine post-automobile und post-fossile Subjektivität.