Können Tiere oder Künstliche Intelligenzen ein Bewusstsein haben? © RUB, Kramer

Psychologie Bewusstsein bei Mensch, Tier und Künstlicher Intelligenz erklären

Eine neue Theorie des Bewusstseins schafft experimentelle Zugänge zur Erforschung des Phänomens. Nicht nur bei Menschen.

Zwei Forscher der RUB haben eine neue Theorie des Bewusstseins aufgestellt. Schon lange beschäftigen sie sich mit der Frage, was die Natur des Bewusstseins ist, wie und wo das Gehirn Bewusstsein generiert und ob auch Tiere ein Bewusstsein haben. Das neue Konzept beschreibt Bewusstsein als einen Zustand, der an komplexe kognitive Operationen gebunden ist – und nicht als einen passiven Grundzustand, der bei Wachheit automatisch vorherrscht.

Prof. Dr. Armin Zlomuzica, Arbeitsbereich Behavioral and Clinical Neuroscience der RUB, und Prof. Dr. Ekrem Dere, früher an der Université Paris-Sorbonne, nun an der RUB, beschreiben ihre Theorie in der Zeitschrift Behavioural Brain Research. Die gedruckte Fassung wird am 15. Februar 2022 erscheinen, online ist der Artikel seit Ende November 2021 verfügbar.

„Die Annahmen unserer Plattformtheorie des Bewusstseins lassen sich mithilfe experimenteller Studien überprüfen“, beschreiben die Autoren einen Vorteil ihres Konzepts gegenüber alternativen Modellen. „So lässt sich der Bewusstseinsprozess bei Mensch und Tier oder gar im Rahmen Künstlicher Intelligenz erforschen.“

Die Plattformtheorie im Detail

Die komplexen kognitiven Operationen, die laut der Plattformtheorie mit Bewusstsein einhergehen, werden auf mentale Repräsentationen angewendet, die aufrechterhalten und bearbeitet werden. Das können Wahrnehmungen, Emotionen, Empfindungen, Erinnerungen, Imaginationen und Assoziationen sein. Bewusste kognitive Operationen sind beispielsweise in Situationen notwendig, in denen Erlerntes oder Gewohntes zur Bewältigung nicht mehr ausreicht. Autofahren oder duschen können Menschen, ohne dafür Bewusstsein zu benötigen. Aber wenn etwas Unerwartetes passiert, braucht es bewusste kognitive Handlungen, um die Situation zu lösen. Diese sind auch nötig, um künftige Ereignisse oder Probleme vorherzusagen und passende Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Dieses bewusste Problemlöseverhalten ist die Grundlage für adaptives und flexibles Verhalten, das es Mensch und Tier ermöglicht, sich an neue Umweltverhältnisse anzupassen.

In der neuen Theorie finden bewusste kognitive Handlungen auf Basis einer sogenannten Online-Plattform statt, eine Art zentrale Exekutive, die alle untergeordneten anderen Plattformen kontrolliert. Bei den untergeordneten Plattformen kann es sich etwa um Speichermedien für Wissen oder Tätigkeiten handeln.

Veröffentlicht

Montag
20. Dezember 2021
09:13 Uhr

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