Medizin Schonender Katheter-Eingriff bei Lungenembolie

Das RUB-Klinikum nutzt ein neues Verfahren, bei dem ein Medikament zielgenau gegeben und durch Ultraschall ergänzt wird. Die Prozedur ist fast schmerzfrei und braucht nur eine kurze lokale Anästhesie.

Nach Herzinfarkt und Schlaganfall ist die Lungenembolie weltweit die dritthäufigste kardiovaskuläre Akuterkrankung. In der Arterie setzt sich dabei ein Blutgerinnsel fest und gefährdet damit die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff. Viele Betroffene sterben daran, auch deshalb, weil man den Verschluss anfangs oft gar nicht bemerkt. Bei der Therapie geht die Universitätsklinik für Kardiologie im St. Josef-Hospital Bochum (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mügge) nun einen neuen Weg und nutzt die sogenannte Ultraschallgestützte Endovaskuläre Lyse-Therapie.

Bisherige Behandlung war risikoreich

Bei einem drohenden Herz-Kreislaufstillstand infolge einer akuten schweren Lungenembolie bestand die bisherige Therapie meist aus einer Notfall-Operation oder aus einer sogenannten systemischen Thrombolyse, bei der große Mengen eines Spezialmedikamentes zur raschen Auflösung von Blutgerinnseln über eine Vene verabreicht werden. Das grundsätzliche Risiko ist jedoch, dass dieses Medikament überall im Körper schwere Blutungskomplikationen verursachen kann, auch im Gehirn.

Seit wenigen Jahren besteht die Möglichkeit, die Blutgerinnsel vor Ort in der Lunge direkt aufzulösen. Dies geschieht mit einem Katheter, der über einen Venenzugang in der Leiste in der Lungenarterie positioniert wird. Dieser Spezial-Katheter gibt lokal das Medikament ab und sendet gleichzeitig Ultraschallwellen aus. Dadurch wirkt das Medikament effektiver, und es reichen bedeutend geringere Mengen aus. Das Blutungsrisiko wird dadurch deutlich verringert.

Die Belastung für den Patienten oder die Patientin ist gering.


Hani Al-Terki

In Betracht kommt das Verfahren besonders bei Patientinnen und Patienten, die eine schwere Lungenembolie haben oder bei denen eine systemische Thrombolyse nicht möglich ist, zum Beispiel nach operativen Eingriffen oder bei Gerinnungsstörungen. Dr. Hani Al-Terki, Oberarzt der Kardiologie im St. Josef-Hospital, sieht mehrere Vorteile der neuen Technik: „Die Belastung für den Patienten oder die Patientin ist gering. Es braucht nur eine kurze Lokalanästhesie von zehn bis 15 Minuten. Zudem bringen wir das Medikament durch den Katheter zielgenau zur verschlossenen Arterie und brauchen dadurch weniger davon.“ Außerdem wird die Therapie durch Ultraschall ergänzt, sodass das Medikament noch effizienter wirkt. Die Therapie wird für sechs Stunden durchgeführt. Schmerzen erleiden die Betroffnen währenddessen nicht. Bereits zwei Tage nach dem Eingriff können sie die Klinik wieder verlassen.

Risikofaktoren für eine Embolie

Zu den Risikofaktoren für eine Embolie gehören langes, häufiges Sitzen beziehungsweise Liegen, Gerinnungsstörungen im Blut, Übergewicht und Rauchen. Als gefährliche Anzeichen gelten plötzliche Luftnot sowie Brustschmerzen. „Dann“, so Hani Al-Terki, „muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.“

Veröffentlicht

Donnerstag
11. August 2022
08:34 Uhr

Von

Dr. Jürgen Frech

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