Hochschulbibliographie 200.000 Veröffentlichungen und kein Ende
Veröffentlichungen sind die Währung im Wissenschaftsbetrieb. Die Hochschulbibliographie sammelt sie und bietet Forschenden viel Service, um bestmöglich sichtbar zu sein.
Sie tun ihre Arbeit weitgehend im Verborgenen, und doch tragen sie wesentlich zum Ruf der Ruhr-Universität in der wissenschaftlichen Welt bei: Das Team der Hochschulbibliographie sammelt und listet alle wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die Mitglieder der Ruhr-Universität erzeugen. Anfang 2023 konnte das Team um Veronika Josenhans von der Universitätsbibliothek die 200.000ste Publikation feiern. Über diesen und weitere erfreuliche Anlässe berichtet sie im Interview.
Frau Josenhans, seit wann sammeln Sie wissenschaftliche Veröffentlichungen, und warum?
Veronika Josenhans: Wir sammeln seit 2009 alle wissenschaftlichen Publikationen, die an der Ruhr-Uni entstehen. Seit 2021 ist unsere aktuelle Version der Hochschulbibliographie online, eine komplette Software-Neuentwicklung, die wir gemeinsam mit der UB Dortmund machen. Sie ist Teil einer Verbundhochschulbibliographie, neben der TU Dortmund sind noch die Universitäten Düsseldorf und Witten-Herdecke dabei.
Hintergrund der Hochschulbibliographie ist, dass wissenschaftliche Veröffentlichungen sozusagen die Währung im Wissenschaftsbetrieb sind. Sie sind wichtig für einzelne Forschende, aber natürlich auch für die Hochschule. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der aktuell wieder anstehenden Bewerbung in der Exzellenzstrategie oder auch bei Rankings. Eine Hochschule ist deswegen gut beraten, über die Publikationen immer bestens informiert zu sein.
Wie gelangen Sie denn an die Informationen über eine neue Veröffentlichung?
Da gibt es ganz verschiedene Wege. Einen beträchtlichen Teil recherchieren wir selbst. Dennoch sind wir darauf angewiesen, dass Forschende uns auf neue Veröffentlichungen hinweisen. Das können sie entweder tun, indem sie uns einfach eine Mail schreiben, oder sich online über unsere Webseite melden.
Ideal ist es, wenn jemand eine ORCID iD hat und die mit der Hochschulbibliographie verknüpft.
Muss man sich dann gar nicht mehr selbst um die Meldung von Veröffentlichungen kümmern?
Im Grunde nicht. Die ORCID iD ist eine Art lebenslang gültiger Ausweis für Forschende. Sie bleibt auch erhalten, wenn sich der Name zum Beispiel durch Heirat ändert. Am besten legt man sie sich schon ganz früh in der wissenschaftlichen Laufbahn zu, denn Veröffentlichungen nachträglich damit zu versehen ist nicht möglich. ORCID hat sich inzwischen als weltweiter Standard etabliert. Man kann es sich vorstellen wie eine Austauschplattform: Man kann zum Beispiel Datenbanken wie Scopus, Web of Science oder eben der Hochschulbibliographie oder auch Verlagen die Rechte geben, Daten und Informationen wie zum Beisipel Publikationen auszutauschen.
Wir haben fast zwei Jahre lang daran gearbeitet, dass die ORCID-Anbindung an die neue Hochschulbibliographie möglichst reibungslos funktioniert. Jetzt ist es so weit, das macht uns sehr stolz. Wer beides verknüpft und die passenden Rechte einräumt, erlaubt einen automatischen Abgleich von ORCID-Daten mit der Hochschulbibliographie. Veröffentlichungen erscheinen dann automatisch und wo Identifier wie eine DOI oder eine ISBN vorhanden sind auch dublettenfrei.
Wie viele Forschende an der Ruhr-Uni nutzen das schon?
Rund 1.300 Personen haben die Verknüpfung bisher gemacht. Es könnten aber noch viel mehr sein!
Profitiert denn auch die einzelne Person davon, ihre Publikationen in die Hochschulbibliographie einzupflegen? Oder dient es vor allem der Reputation der Uni?
Für Forschende ist die Publikationsliste sehr wichtig als Nachweis ihrer wissenschaftlichen Expertise. Wer die Hochschulbibliographie nutzt, kann auf Knopfdruck Publikationslisten generieren, die sich automatisch aktualisieren, und diese in die eigene Homepage einbinden.
Wie geht denn das?
Wir haben einen einfach zu bedienenden Assistenten namens PubliG entwickelt, der auf der Seite der Hochschulbibliographie verlinkt ist. Darin lässt sich zum Beispiel aus über 2.000 Stilen wählen, wie die Publikation zitiert werden soll, man kann die Sprache wählen, besondere Schlüsselpublikationen hervorheben, wenn man möchte. Wir haben die Funktionen und Filter auf Basis einer Umfrage genau an die Bedarfe der Forschenden der Ruhr-Universität angepasst.
Schließlich wird die Liste über einen Platzhalter in das Content Management System eingebunden, das man für seine Webseite nutzt, zum Beispiel Imperia oder Drupal. Die Liste aktualisiert sich selbst, sobald sich die Hochschulbibliographie aktualisiert.
Wie praktisch! Was planen Sie denn für die Zukunft?
Wir werden noch dieses Jahr Scopus und das Web of Science an die Hochschulbibliographie anbinden.
Darüber hinaus läuft aktuell ein Projekt, in dem es darum geht, Publikationsdaten speziell aus den Geisteswissenschaften zu sammeln und in die Hochschulbibliographie zu integrieren. Die Veröffentlichungen aus diesem Bereich sind über zahlreiche Kataloge, Datenbanken und Portale verstreut und daher nicht umfassend sichtbar. Deswegen werben wir gerade in den Geisteswissenschaften auch besonders nachdrücklich für die ORCID iD. Registrieren Sie sich und verknüpfen Sie die ID mit der Hochschulbibliographie. Bei Fragen können sich alle Forschenden jederzeit bei uns melden.