
Regelmäßige Bewegung und soziale Kontakte stärken das psychische Wohlbefinden.
Global Mental Health Day
Erste Ergebnisse des Barometers für psychische Gesundheit
Junge Menschen und Frauen sind in Deutschland am stärksten psychisch belastet. Das zeigt das in Bochum koordinierte Messinstrument.
Am 10. Oktober ist Global Mental Health Day. Aber wie geht es den Menschen in der Bundesrepublik? Das neue Deutsche Gesundheitsbarometer liefert laufend aktuelle Antworten auf diese Frage. Mehr als 25.000 Erwachsene ab 18 Jahren haben an den Online-Befragungen bereits teilgenommen und regelmäßig Auskunft über Stimmung, Stress und Wohlbefinden gegeben. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) am Standort Bochum-Marburg haben das Tool entwickelt, um die seelische Gesundheit der Bevölkerung zu monitoren. Der Standort wird vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum koordiniert.
Die gute Nachricht ist, dass viele Menschen in Deutschland eine stabile Lebenszufriedenheit und hohes seelisches Wohlbefinden berichten. Gleichzeitig zeigt das Barometer aber auch Herausforderungen. So klagen Teilnehmende am häufigsten über Stress, gefolgt von depressiven Verstimmungen und Angstsymptomen. Im Durchschnitt bewegen sich diese Werte noch im „normalen“ Bereich – dennoch gibt es viele Menschen mit deutlich erhöhten Belastungen. Von September 2024 bis Juli 2025 ist zudem ein leichter Anstieg negativer Symptome erkennbar.
Frauen häufiger belastet als Männer, Junge häufiger als Alte
Laut den aktuellen Ergebnissen des Deutschen Gesundheitsbarometers berichten Frauen häufiger von psychischen Belastungen als Männer. Auch geben sie eine geringere Lebenszufriedenheit an. Zudem zeigte sich, dass junge Menschen unter 20 Jahren am stärksten psychisch belastet sind, ältere über 80 am wenigsten.
Auch zwischen den Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede. Im Vergleich geht die Schere zwischen Berlin und dem Saarland am weitesten auseinander: Im Saarland ist das Wohlbefinden am niedrigsten, in Berlin am höchsten – und das, obwohl in der Bundeshauptstadt gleichzeitig die stärksten Belastungen durch Angst angegeben werden. Die größten Belastungen durch Stress und Depression empfinden die Menschen in Niedersachsen.
Was der Psyche hilft
Prof. Dr. Julia Brailovskaia und Prof. Dr. Jürgen Margraf, die am Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit arbeiten, erklären, was im Alltag jeder und jede selbst tun kann, um die seelische Gesundheit zu unterstützen. Dazu gehören
• regelmäßige Bewegung – schon 30 Minuten am Tag verbessern die Stimmung;
• weniger Bildschirmzeit – 30 bis 60 Minuten weniger Smartphone pro Tag wirken positiv;
• ausreichend Schlaf – möglichst mit festen Zeiten und ohne Handy vor dem Einschlafen;
• gesunde Ernährung, persönliche Kontakte und kleine Pausen im Alltag.
Empfehlungen für Politik und Gesellschaft
Brailovskaia betont: „Um die psychische Gesundheit langfristig zu stärken, müssen jedoch auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen.“ Deshalb fordern die Forschenden mehr kostenlose Sport- und Freizeitangebote, insbesondere für Frauen und junge Menschen.
Außerdem müsse der öffentliche Raum so gestaltet werden, dass Menschen sich begegnen können. „Auch eine gezielte Aufklärung über psychische Gesundheit und Medienkompetenz, etwa in der Schule und am Arbeitsplatz, halten wir für unverzichtbar“, so Margraf. „Das Gesundheitsbarometer ist ein Frühwarnsystem für die psychische Gesundheit in Deutschland. Es hilft, gefährdete Gruppen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu unterstützen“, sagt Margraf weiter.