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Gesichter auf dem Campus
Kein Germanist, keine Ingenieurin, keine Medizinerin möchte auf ihre Hilfe verzichten: Beschäftigte, die hinter den Kulissen – in der Zentralverwaltung, in Dekanaten oder an Lehrstühlen – die Forschung unterstützen. Eine Kampagne des EU-Projekts RESET, an dem die RUB beteiligt ist, präsentiert 2022 gezielt Mitarbeiterinnen in wissenschaftsstützenden Tätigkeiten: Science Managerinnen, Laborassistentinnen, Sekretärinnen und Beraterinnen. Ihre Beiträge zur wissenschaftlichen Exzellenz sind in wissenschaftlichen Prozessen und Kontexten kaum sichtbar. Das soll sich durch die Kampagne inklusive der virtuellen Fotoausstellung „Behind the Scenes“ ändern.
RESET (Redesigning Equality and Scientific Excellence Together) ist ein von der Europäischen Kommission finanziertes Projekt. Es soll die Gleichstellung der Geschlechter und Diversität in den Mittelpunkt wissenschaftlicher und akademischer Entscheidungsprozesse stellen und Gleichstellungspläne entwickeln. Das Projekt wurde aus Mitteln des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union finanziert.
Mit „Behind the Scenes“ würdigt das Projekt den Beitrag, den Frauen in wissenschaftsstützenden Tätigkeitsfeldern zur Wissenschaft leisten, visuell. Auf der Webseite und auf den Social-Media-Kanälen von RESET werden Bilder und Interviews mit Kolleginnen der RESET-Universitäten in Bochum, Bordeaux, Lodz, Porto, Oulu und Thessaloniki veröffentlicht. Dabei zeigt die Ausstellung von Juli bis Oktober 2022 die Vielzahl und Vielfalt der Arbeitsfelder außerhalb wissenschaftlicher Laufbahnen an den Universitäten.
Zu den vorstellten Mitarbeiterinnen gehören drei Beschäftigte der RUB: Nesrin Denizer vom Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Bildungstechnologie, Dr. Gülay Sağırlı aus der Abteilung Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs des Dezernats für Hochschulentwicklung und Strategie und Sandra Linn, Wissenschaftskoordinatorin in der Abteilung für Biopsychologie und vom Sonderforschungsbereich „Extinktionslernen“. Die deutschen Versionen ihrer Interviews stehen am Ende dieses Beitrags.
Ausblick
2023 wird die Kampagne fortgesetzt. Dann stehen Praktiken und Fragen der Familienfreundlichkeit und der Work-Life Balance im Fokus. Es geht also unter anderem um Fragen der Vereinbarkeit von Familie, Freizeit, Beruf und Studium. Die Protagonistinnen werden dann Studentinnen und Wissenschaftlerinnen sein.
Mein Name ist Nesrin Denizer, ich bin von Haus aus Diplombiologin, ich hatte damals an der RUB studiert. Da es für Diplombiologen schwierig ist, eine unbefristete Stelle zu bekommen, habe ich mich umorientiert. Über einige Umwege bin ich im Wirtschafts- und Verwaltungsbereich der RUB gelandet.
Nun bin ich seit über zehn Jahren am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Bildungstechnologie an der RUB beschäftigt. Meine Tätigkeiten am Lehrstuhl umfassen aktuell – grob gesagt – die Budgetierung und Bilanzierung der Haushaltsmittel sowie die Kommunikation und die Korrespondenz mit Drittmittelgebern; Finanzkalkulation von internationalen Projekten, unter anderem EU-Projekte, Online-Einreichung von Projektanträgen; Personalangelegenheiten des Lehrstuhls (Einstellungs- und Weiterbeschäftigungsanträge für das wissenschaftliche Personal, Ausschreibungen, Beisitz bei Vorstellungsgesprächen), sowie Sekretariatsmanagement (Assistenz der Lehrstuhlinhaberin, allgemeine Sekretariatsaufgaben).
Während meiner bisherigen Beschäftigungszeit an der Ruhr-Universität Bochum habe ich meine Kenntnisse stetig durch die erfolgreiche Teilnahme an diversen Fortbildungen erweitert, wie zum Beispiel meine Hospitation in verschiedenen Verwaltungsabteilungen der Carnegie Mellon University in Pittsburgh und mein Besuch einer Sprachschule in London. Ab September 2022 strebe ich eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin an. Ich bin sehr daran interessiert, mich stetig weiterzubilden, Stichwort: lebenslanges Lernen.
Ich fülle gerne die Rolle als Anlaufstelle für den Lehrstuhl aus, löse gerne alle möglichen Probleme. Als Mittelpunkt des Lehrstuhls manage ich dessen Wissen. Ich kommuniziere gerne und sorge dafür, dass alles möglichst reibungslos klappt, und halte meiner Vorgesetzten und den anderen Wissenschaftlern den Rücken frei. Ich liebe es, Teil eines Teams zu sein, in dem strukturiert und ergebnisorientiert gearbeitet wird.
Welche Aspekte Ihrer Arbeit/Funktion schätzen Sie am meisten?
Ich schätze am meisten, dass meine Arbeit direkt Auswirkungen auf das Gesamtergebnis im wissenschaftlichen Bereich hat; dass ich selbstverantwortlich arbeiten kann; dass ich Teil eines super Teams und Anlauf- und Mittelpunkt für alle Personen am Lehrstuhl bin; dass meine Tätigkeiten sehr abwechslungsreich sind; dass ich mich weiterbilden kann und die gute und unterstützende Grundstimmung am Lehrstuhl.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Beiträge Ihrer Arbeit (zum Beispiel für die Wissenschaft, für die wissenschaftliche Gemeinschaft oder für Ihr Team)?
Durch meine Arbeit kann mein Team wertvolle Ressourcen wie zum Beispiel Zeit und Kraft einsparen und muss sich nicht mit Verwaltungsfragen aufhalten.
Glauben Sie, dass Wertschätzung bei der Arbeit wichtig ist? Und wenn ja, in welcher Form? (zum Beispiel im Team, oder für Arbeitsergebnisse)
Wertschätzung ist meiner Meinung nach sehr wichtig am Arbeitsplatz. Das motiviert jeden einzelnen im Team und man kommt gerne zur Arbeit. Man ist produktiver und gibt sich mehr Mühe, gute Arbeitsergebnisse zu erzielen. Wertschätzung drückt sich im gegenseitigen Respekt aus, aber auch monetär und dass man den Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, sich weiterzuentwickeln.
Wie würde Ihr idealer Arbeitstag aussehen?
Mein idealer Arbeitstag beginnt damit, dass wir uns im Slack einen guten Morgen wünschen, etwas über das Wetter sprechen oder wenn es was Neues gibt. Dann mache ich erst einmal Klarschiff und bearbeite die dringenden Emails. Dann plane ich den Tag mit den drei wichtigsten Aufgaben und schaue, welche Meetings anstehen. Währenddessen trinke ich Kaffee.
Dann starte ich mit meiner wichtigsten Aufgabe und arbeite so lange daran, bis sie abgeschlossen ist. Ich versuche immer, die schwierigen oder kreativen Aufgaben in den Morgen zu verlagern, weil ich einfach am Anfang des Tages dafür am meisten Energie habe und somit die besten Ergebnisse liefern kann. Danach arbeite ich meine anderen Aufgaben weiter ab.
Dann gibt es Mittagessen und eine Pause. Nach der Pause öffne ich meine TODO-Liste und priorisiere erneut, was ich als nächstes angehen sollte. Das sind dann meist kleinere, administrative Aufgaben, die nicht so viel Energie benötigen. Ich mag es, alle Kommunikationswege zu nutzen, manchmal laufe ich in die Büros der Mitarbeiter und erledige in einem netten Plausch wichtige Aufgaben.
Mein Name ist Dr. Gülay Sağırlı und ich arbeite in der Abteilung Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs des Dezernats für Hochschulentwicklung und Strategie der Ruhr-Universität Bochum.
Unsere Abteilung berät Forscherinnen und Forscher bei der Beantragung von nationalen und internationalen Drittmitteln. Wir unterstützen das Rektorat und insbesondere das Prorektorat für Forschung und Transfer bei den Forschungsförderungsanträgen der Universität und den notwendigen internen Kofinanzierungen, externen Kooperationen mit anderen Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der strategischen Entwicklung der Ruhr-Universität in der Forschung.
Ich bin für die Koordination von Forschungsprojekten zuständig, die von der größten externen Forschungsförderorganisation in Deutschland – der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – finanziert werden: Ich betreue die Anträge für Sonderforschungsbereiche, Graduiertenkollegs und andere koordinierte Forschungsprojekte. Außerdem verwalte ich die Forschungsprämienprogramme der Universität und betreue zusammen mit einer Kollegin den Twitter-Account unserer Abteilung – ein Blick darauf lohnt sich, wenn Sie sich für die Forschungsförderung interessieren!
Welche Aspekte Ihrer Arbeit/Funktion schätzen Sie am meisten?
Ich mag es, Menschen zu helfen und Ideen, Kontakte und Wissen zwischen den verschiedenen Einheiten der Universität zu verbinden. Mir gefällt es, Wissenschaftler*innen bei der Verwirklichung ihrer (Forschungs-)Projekte zu unterstützen. Ich erhalte viel Dankbarkeit und Anerkennung, was ein lohnender positiver Aspekt meiner Arbeit ist. Es gibt immer neue (und manchmal revolutionäre!) Forschungsideen, die in einigen Jahren unser Leben, die Wirtschaft und/oder die Gesellschaft verändern können. Es ist großartig, dass ich ein bisschen dazu beitragen kann, diese Forschungsprojekte zu verwirklichen.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Auswirkungen Ihrer Arbeit (zum Beispiel für die Wissenschaft, für die wissenschaftliche Gemeinschaft oder für Ihr Team)?
Der Wettbewerb um diese nationalen Förderprogramme ist sehr hart und die Projekte müssen mehr als perfekt sein, um gefördert zu werden. In einer Organisationsstruktur wie die einer deutschen Universität, die sehr dezentralisiert agiert, gibt es immer einen Bedarf an Koordination und der Verbreitung von Wissen zwischen den organisatorischen Akteuren, besonders in der heutigen, schnelllebigen Zeit. Daher denke ich, dass unsere Unterstützungsfunktion, unsere Qualitätskontrolle und auch unsere koordinative Funktion sehr wichtig sind.
Glauben Sie, dass Wertschätzung bei der Arbeit wichtig ist? Und in welcher Form?
Wertschätzung für die eigene Arbeit ist ein elementarer Faktor für die Arbeitsmotivation. Dies ist besonders wichtig in Organisationen mit großen Statusunterschieden und Strukturen wie die einer Universität beziehungsweise der Universitätsverwaltung.
Welche Aspekte Ihres Arbeitsplatzes empfinden Sie als förderlich, um motiviert zu sein?
Ich mag das gute Arbeitsklima in unserem Team. Es tut gut zu wissen, dass man Kolleginnen und Kollegen hat, die einem in schwierigen Zeiten beistehen können.
Wie würde Ihr idealer Arbeitstag aussehen?
Ich beginne mit der Bearbeitung von Anträgen für die universitätsinternen Prämienprogramme, checke dann kurz unseren Twitter-Account und kann idealerweise eine interessante Information für unsere Follower posten. Nach einem kurzen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Team gibt es ein produktives und effizientes Meeting mit einem Ergebnis, das von allen mitgetragen wird.
Ein Treffen mit netten Kolleginnen und Kollegen zum Mittagessen auf dem Campus; nachmittags konzentriertes (und hoffentlich ungestörtes!) Prüfen eines Verbundförderantrags.
Wie würden Sie wissenschaftliche Exzellenz definieren? Was ist für Sie wissenschaftliche Exzellenz?
Wissenschaftliche Exzellenz ist hoch innovativ, kreativ und orientiert sich am aktuellsten Forschungsstand weltweit. Die einzelnen Kriterien sind in jedem Forschungsbereich unterschiedlich.
Ich bin Wissenschaftskoordinatorin in der Abteilung für Biopsychologie der Ruhr-Universität Bochum und im Sonderforschungsbereich „Extinktionslernen“. Als solche bemühe ich mich tagtäglich darum, unseren Forschenden den Rücken und Weg ins Labor freizuhalten, operative und strategische Hürden aus dem Weg räumend. In einem großen, interdisziplinären Lehrstuhl stauen sich eine Menge Schnittstellenaufgaben an.
Es sind häufig Aufgaben, die irgendwie auf keinen Tisch so recht gehören. Das sind in der Regel meine. Ich organisiere also Projekte, Teams und Strukturen und setze mich mit eigenen Impulsen für den Erfolg und die Sichtbarkeit der Beteiligten ein.
Welche Aspekte Ihrer Arbeit schätzen Sie am meisten?
Mein Arbeitsbereich umfasst vor allem die Passagen zwischen Forschung, Verwaltung und Öffentlichkeit sowie die Brücken interdisziplinärer Wissenschaft. Hier kann ich mein Stellenprofil aktiv mitgestalten, ich kann unmittelbar Verantwortung übernehmen und ich kann – wenn es gut läuft – Raum für wissenschaftliche Autonomie und Kreativität öffnen. Anders als bei einer Tätigkeit in der Wissenschaft ist meine Arbeit eine sehr pragmatische, ihre Effekte zeigen sich schönerweise oft unmittelbar.
Dabei ist Wissenschaftsmanagement ein eher leiser Job, wir hören viel zu und versuchen, Dinge möglich zu machen: Im Kleinen können so manchmal strukturelle Probleme überwunden werden, zum Beispiel zum Nutzen von Nachwuchsforschenden, oder im Großen können hochwirksam Initiativen begleitend unterstützt werden, zum Beispiel zu regional verankerter Verbundforschung.
Glauben Sie, dass Wertschätzung bei der Arbeit wichtig ist? Und wenn ja, in welcher Form?
„The people make the place“, heißt es. Es ist der Verdienst der Menschen, die hier arbeiten, dass die RUB sich seit ihrer gerade mal 50 Jahre zurückliegenden Gründung so beachtlich gemausert hat. Ihre spürbare Offenheit, die unverhohlene Diversität und die Verbundenheit mit der Uni und dem Revier sind eine totale Stärke.
Wer an einer Universität beschäftigt ist, für den ist Geld einfach nicht der höchste Wert im Leben. Umgekehrt ist die Wertschätzung innerhalb der RUB beziehungsweise der gesamten UAR untereinander, das heißt zwischen Forschenden, Studierenden und den Mitarbeitenden aus Technik und Verwaltung, eine Grundeinstellung.
Der nachhaltigste Ausdruck von Wertschätzung ist die individuelle Förderung. Hier nimmt die RUB eine außergewöhnliche Rolle ein, indem sie seit ihrer Gründung die einzelnen Gruppen und ihre Bedürfnisse in den Fokus nimmt. Last but not least heißt Wertschätzung für mich, die Feste gemeinsam zu feiern, wie sie fallen – sich nach Misserfolgen gemeinsam zu berapppeln und weiterzumachen und Erfolge ausgiebig zu feiern.
Wenn das Ergbenis einer Begutachtung ansteht, dann habe ich ganz gerne ein paar Gläser saure Gurken und die Flaschen Sekt in der Reserve; weggeputzt wird in der Regel beides; erst das eine, dann das andere.
Welche Aspekte Ihres Arbeitsplatzes empfinden Sie als motivierend?
Meine Arbeit ist herrlich abwechslungsreich und fordernd. An einigen Tagen bin ich durchweg unterwegs, an anderen holen mich Schreibtischroutinen ein. An manchen macht man sich die Jeans sehr schmuddelig und packt mit an, dann wiederum gilt es, den guten Blazer schnell nochmal für die Vorstandssitzung glatt zu streichen.
Ich genieße die Einblicke und bereichernden Begegnungen, die ich über meine Arbeit auf dem Campus erhalte; in die vielen Büros, Labore und immer wieder überraschenden Winkel einer so großen Volluniversität hinein. Und natürlich, dass unser Lehrstuhl ein derart lebendiger Ort mit spannenden Forschungsthemen ist:
Noch nie zuvor habe ich in einer so dynamischen Arbeitsumgebung und einem so verflixt guten (wie liebenswerten!) Team gearbeitet.
Wie würden Sie wissenschaftliche Exzellenz definieren?
Der Begriff hat in den letzten Jahren ein Geschmäckle von Elite bekommen. Mitunter nagt er mehr an den Grundsätzen guter Forschung, statt sie zu beflügeln. Aber er hat auch die wichtige Diskussion über die Kriterien akademischer Leistungsbewertung angefacht, über Nachwuchsförderung und Forschungsfinanzierung.
Ganz konkret für mich ist Exzellenz erstmal ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgerichteter, wahnsinnig fordernder Wettbewerb, in dem bestimmte Punkte in bestimmter Weise geprüft werden. Aber sollten wir den schaffen, dann wird die Uni als Ganzes gefördert. Mit dem Titel bekäme sie ein starkes Blatt an die Hand, um nicht nur Chancenmacherin für ihre Studierenden zu sein, sondern auch ein regional wirksamer Motor des Wandels und einer wachsenden Identität.
Schließlich haben Bochum und die umgebende UAR neben Authentizität und Originalität eine unglaublich interdisziplinäre Kultur und beharrliche Neugierde. Wir sind damit bereits ein herausragender Standort im Wissenschaftsstandort Deutschland und bereit für die nächste Weihe im ewigen Streben nach Verbesserung. „Jupp. Getz mach aber kein Bohei“, würde meine Nachbarin in Bochum jetzt sagen.
2. August 2022
09.26 Uhr