
Promi-Shopping Mit Mark Zuckerberg im Supermarkt
Er ist der erste Student aus seiner Familie gewesen und musste sich von der Kriegsopferfürsorge unterstützen lassen. Heute forscht Thorsten Gorba im Silicon Valley an Stammzellen.
Bevor Sie an der RUB-Würfelreise teilgenommen haben: Wann und warum haben Sie das letzte Mal an Ihre Alma Mater gedacht?
Sehr intensiv und mit gedrückten Daumen, während die Resultate der Exzellenzinitiative verkündet wurden. Ich bin begeistert, wie sich die RUB im letzten Jahrzehnt entwickelt hat und sich mit berechtigtem Selbstbewusstsein bemüht, das Image der grauen Maus abzustreifen. Weiter so! Im Gespräch mit Kollegen, die in Stanford oder Cambridge promoviert haben, verschweige ich meine Alma Mater nicht schamhaft.
Vielmehr betone ich die exzellenten Forschungsmöglichkeiten und die hervorragende Ausbildung, die ich dort genossen habe. Ansonsten habe ich mir auch viele Freundschaften mit ehemaligen Studienkollegen erhalten. Natürlich erzählen wir uns bei Treffen an verschiedenen Orten der Welt immer gerne Anekdoten von unserer Zeit an der RUB.
Was machen Sie in den USA und was hat Sie von der RUB dorthin geführt?
Ich arbeite bei der Biotechnologie Firma StemCells Inc. im Silicon Valley, Kalifornien. Wir entwickeln menschliche neuronale Stammzellen als Zelltherapie zur Behandlung von zurzeit noch unheilbaren Erkrankungen und Verletzungen des Nervensystems. Meine Aufgabe liegt vor allem in der Entwicklung und Prüfung von Testmethoden, um die Qualität unserer Stammzellen zu untersuchen. Bevor sie zur Anwendung an Patienten freigegeben werden können, muss ihre Wirksamkeit festgestellt werden.
Der entscheidende Moment, der mich in die damals noch junge Stammzellforschung gebracht hat, ereignete sich 1999. Ich hatte gerade meine Doktorarbeit abgeschlossen. Es war Tradition im Labor von Prof. Petra Wahle, meiner „Doktormutter”, jedes Jahr nach Göttingen zur Neurobiologentagung zu fahren. Dort fand das Symposium „Neuronale Stammzellen und Neurogenese in Gehirn“ statt. Noch im Hörsaal wurde mir klar, dass dies das Forschungsgebiet ist, in das ich als Postdoc einsteigen wollte.
Die Qualität meiner Doktorarbeit und der aus ihr resultierenden Publikationen hat mir im November 1999 die Tür zur Aufnahme in eine der weltbesten Stammzellgruppen bei Prof. Austin Smith in Edinburgh geöffnet. Den Stammzellen, entweder als Instrument zur verbesserten Arzneimittelforschung oder als Zelltherapie, bin ich seitdem – an verschiedenen Universitäten und in der Industrie in Auckland, in Cambridge und jetzt in den USA – treu geblieben.
Danke, Papa!
Zum Studium an der RUB: Wie kam es dazu?
Wissenschaft und Naturkunde haben mich sehr früh fasziniert. Schon in der Mittelstufe wuchs in mir der Wunsch, Wissenschaftler zu werden und Biologie zu studieren. Das war nicht selbstverständlich und ich hatte dafür keine Vorbilder, weil in meiner Familie vor mir noch niemand studiert hatte.
Meine Eltern haben mich immer ermutigt und unterstützt. Finanziell ermöglicht wurde es letztlich dadurch, dass mir als Sohn eines Kriegsversehrten von der Deutschen Kriegsopferfürsorge eine monatliche Studienunterstützung zustand. Der Standort Bochum machte es mir möglich, bis zum Vordiplom kostensparend weiter bei meinen Eltern zu wohnen.
Dennoch hätte ich mich nicht eingeschrieben, wenn ich mich nicht vorher vom exzellenten Ruf der Biologie in Bochum überzeugt hätte. An dieser Stelle möchte ich der Graduiertenförderung NRW danken, die mir mit einem Stipendium den Einstieg in meine Doktorarbeit möglich machte, und vor allem noch mal ganz von Herzen meiner Familie und meinem Vater, mit dem ich dieses Jahr seinen 90. Geburtstag feiern durfte. Danke, Papa!
Wenn Sie jemandem von der RUB erzählen: Welche vier Worte würden Sie mit Sicherheit verwenden?
Dynamisch, fächerübergreifend, kompakt, Zusammenhalt.
Er stand auf einmal zwei Meter neben mir.
Warum haben Sie den RUB-Würfel vor dem „Thumbs up/Like“-Schild fotografiert? Welche Bedeutung hat dieser Ort für Sie?
Es symbolisiert die rasende Geschwindigkeit des Fortschritts in Silicon Valley, die dem Motto „Ständige Innovation oder Untergang“ verhaftet ist. Der amerikanische Traum (und Albtraum) vom Tellerwäscher zum Millionär (und wieder zurück) findet hier noch statt. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der als Studienabbrecher noch vor seinem 30. Geburtstag vielfacher Milliardär wurde, verkörpert dies wie kein anderer.
Auch das Facebook „Thumbs up”-Schild ist sehr symptomatisch für das Diktat der unaufhaltsamen Innovation. Es wurde bei der Übernahme des Campus einfach umgedreht. Auf der Rückseite ist noch „Sun Microsystems” eingraviert – der Name des pleitegegangen, einstmals gigantischen IT-Konzerns, der eine frühere Ära des Silicon Valleys vor den heutigen Suchmaschinen und Social Network-Firmen geprägt hatte.
Übrigens ist mir Zuckerberg hier einmal zufällig beim Einkaufen begegnet. Er stand auf einmal zwei Meter neben mir, nachdem er mit einer Tüte voll Schweizer Schokolade in der Hand aus einer Konditorei getreten war. Bei ihm waren seine Frau und sein Hund, aber keine Bodyguards weit und breit.
Wenn der Würfel noch einmal auf Reisen ginge, welche Orte würden Sie für weitere Fotos auswählen?
Zuerst das Ufer der Bucht von San Francisco mit seinen salzigen Sumpflandschaften und Seevögel-Kolonien. Dann noch, eher für mich persönlich, das Hauptquartier der Geron Corporation in Commonwealth Drive. Geron war Sponsor der ersten menschlichen embryonalen Stammzelllinie, entwickelt von James Thompson im Jahre 1998.
Später bekam das Unternehmen die Bewilligung für die erste klinische Studie weltweit mit embryonalen Stammzellen. 2011 hat die Firma leider ihr Stammzellprogramm aus finanziellen Gründen eingestellt und konzentriert sich nun auf die Krebsforschung. Wenn aber in vielleicht einem Jahrzehnt embryonale Stammzelltherapien in der Klinik sehr erfolgreich sein werden, wird man auf Geron als Pionier zurückblicken.