Jörg Wallesch (rechts) und sein Arbeitskollege Achim Becker stehen vor dem Museumszug von Julius-Berger-Nigeria. Sie haben schon zusammen an der RUB Bauingenieurwesen studiert. © Privat

Terror in Nigeria Hunderttausende auf der Flucht

Jörg Wallesch hat sich in Nigeria lange Zeit wohlgefühlt. Doch seitdem sich die Terrororganisation Boko Haram immer weiter ausbreitet, geht die Lebensqualität verloren.

Was machen Sie in Abuja und was hat Sie von der RUB dorthin geführt?
Nach einem Jugendaustauschjahr in Sierra Leone entschloss ich mich, Bauingenieurwesen an der RUB zu studieren und eines Tages in Afrika zu arbeiten. Über die Umwege Australien, Kanada und Deutschland habe ich dieses Ziel vor zehn Jahren umgesetzt und bin zur Firma Julius-Berger-Nigeria gewechselt.

Mein Kollege Achim Becker und ich sind 2012 unternehmensintern in das neu gegründete „Strategische Business Development“ gewechselt, um dort neue Geschäftsfelder für das Unternehmen zu erschließen. Eine spannende Aufgabe in einem Land, das bis 2020 zu den 20 größten Volkswirtschaften der Erde gehören will und das weltweit eine der höchsten volkswirtschaftlichen Wachstumsraten hat.

Wenn Sie jemandem von der RUB erzählen: Welche vier Worte würden Sie mit Sicherheit verwenden?
Stau – als tägliche Erscheinung, als ich noch nicht in Bochum wohnte. Wohnheim – wegen meiner Zeit im Wohnheim am Uni-Center. HZO 20 – als Ort zahlreicher Kinoabende mit Kommilitonen und Freunden. Internationalität – wegen zahlreicher Kontakte zu Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen.

Unsere Symbiose mit der Firma erinnert mich stark an Berichte über das Leben der Krupp-Arbeiter zu Gründerzeiten.

Warum posieren Sie mit dem RUB-Würfel vor dem Museumszug der Julius-Berger-Nigeria? Welche Bedeutung hat dieser Ort für Sie?
Der Zug symbolisiert für mich die Dynamik des Unternehmens, das integraler Bestandteil des Lebens meiner Familie in Nigeria ist. Unsere Tochter geht zur Deutschen Schule Abuja, die von Julius Berger betrieben wird. Meine Frau arbeitet in der Camp-Verwaltung des firmeneigenen 700-Einwohnerdorfes, in dem wir auch selbst leben.

Wir kaufen im firmeneigenen Supermarkt ein und sind mit unserem Fahrzeug überall im Land leicht als Mitglied der „Berger-Familie“ zu identifizieren. Unsere Symbiose mit der Firma erinnert mich stark an Berichte über das Leben der Krupp-Arbeiter zu Gründerzeiten.

Wenn der Würfel noch einmal auf Reisen ginge, welche Orte in Abuja oder Nigeria würden Sie für weitere Fotos auswählen?
Vielleicht eines unserer herausragenden Bauprojekte der vergangenen Jahre wie das Parlamentsgebäude, die Abuja-Stadtautobahn oder die neue Niger-Brücke. Aber auch über eine Landschaftsaufnahme der Savanne während einer unserer Mountainbike-Touren oder ein Foto vom Abuja-Carneval habe ich nachgedacht.

Boko Haram ist nur eine der Gefahrenquellen.

Wie lebt es sich in einem Land, in dem eine terroristische Organisation sich sehr drastisch gegen die Werte des Westens richtet? Beeinflusst der Terror Ihr Leben als Europäer in Nigeria?
Nigeria war auch vor dem Aufleben der Terrororganisation Boko Haram ein Land, in dem man sich Gefahren bewusst machen musste und sich nur mit entsprechenden Sicherheitskonzepten bewegte. Boko Haram ist nur eine der Gefahrenquellen. Das wurde uns bei zwei sehr traurigen Zwischenfälle in den vergangenen Monaten erneut bewusst: Kollegen von uns wurden bei einem Entführungsversuch während einer Busch-Tour von Viehdieben getötet.

Es stimmt mich traurig, dass in Gebieten, in denen ich mich vor Jahren mit meiner Familie frei bewegen konnte und herzlich von der Bevölkerung aufgenommen wurde, nicht nur unsere Freizügigkeit verloren gegangen ist, sondern die Bevölkerung in Angst lebt und Hunderttausende auf der Flucht sind.

Kontakt

Jeder, der an der RUB studiert, gelehrt oder gearbeitet hat, kann sich den RUB-Alumni anschließen. Als Mitglied profitieren die Ehemaligen von zahlreichen Angeboten, unter anderem von Karriere-Workshops, Alumni-Treffen und kostenfreien Abos der Campuszeitung Rubens und des Wissenschaftsmagazins Rubin. Die Anmeldung ist möglich unter www.rub.de/alumni

Unveröffentlicht

Von

Tabea Steinhauer

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