
Unverhoffte Verlängerung Wenn ein anderer sich ein Bein bricht
Eigentlich hat Hans-Alexander Kneider nur ein Semester in Südkorea bleiben wollen, um als Aushilfe an der renommierten Hankuk-Uni zu lehren. Dieses Semester dauert mittlerweile 23 Jahre.
Bevor Sie an der RUB-Würfelreise teilgenommen haben: Wann und warum haben Sie das letzte Mal an Ihre Alma Mater gedacht?
Da ich regelmäßig den Infobrief „Unser Campus“ erhalte, habe ich vor der Würfel-Aktion recht oft an die RUB gedacht. Außerdem treffe ich sogar hier im fernen Seoul gelegentlich auf koreanische Absolventen der Ruhr-Universität, was mich dann besonders freut, da man sich als Alumni gleich verbunden fühlt. Auch einer meiner koreanischen Kollegen hat in Bochum studiert und promoviert, sodass ich an meiner Fakultät ebenfalls oft an die RUB erinnert werde.
Das war eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereue.
Was machen Sie in Seoul und was hat Sie von der RUB dorthin geführt?
An der RUB habe ich Koreanistik, Wirtschaft Ostasiens und Volkswirtschaft studiert. Nach meinem Abschluss bekam ich ein Stipendium der koreanischen Regierung für einen dreijährigen Promotionskurs an der Seoul National Universität (SNU) und bin auf diese Weise vor nunmehr 26 Jahren hier in Korea gelandet.
Als die drei Jahre um waren, wurde ich von einer renommierten Uni in Seoul gefragt, ob ich nicht für ein Semester als Ersatz für einen anderen Deutschen, der sich ein Bein gebrochen hatte, unterrichten könne.
Kurzentschlossen nahm ich dieses Angebot an, doch hätte ich mir damals nicht träumen lassen, dass dieses eine Semester mittlerweile schon 23 Jahre dauert. Eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereue. Jetzt arbeite ich als Professor sowohl in der Abteilung für deutsche Sprache und Literatur als auch an der Graduate School for Interpretation and Translation der Hankuk University of Foreign Studies (HUFS).
Daneben bin ich seit über vier Jahren der bisher einzige ausländische Ehrenbürgermeister des Seouler Stadtbezirks Seongbuk-dong und dort Chef eines Kulturcenters. 2010 hat mir meine ganze Tätigkeit hier die Seouler Ehrenbürgerschaft eingebracht.
Zum Studium an die RUB: Wie kam es dazu?
Nun, zunächst einmal bin ich ein Bochumer Junge aus Weitmar. Der zweite, pragmatischere Grund für mein Studium an der RUB war ganz einfach die Wahl meiner Studienfächer. Koreanistik als Hauptfach konnte man zur damaligen Zeit in Deutschland lediglich in Tübingen und in Bochum studieren. Für mich kam nur Bochum in Frage, da die Abteilung für Ostasienwissenschaften vergleichsweise groß und vor allem berühmt war. Die Bequemlichkeit der Familiennähe war in diesem Fall nur sekundär.
Die RUB hat eine Super-Bibliothek mit tollem Fernleihsystem.
Wenn Sie jemandem von der RUB erzählen: Welche vier Worte würden Sie mit Sicherheit verwenden?
Großer Betonklotz, international, vielseitig, Super-Bibliothek mit tollem Fernleihsystem.
Warum haben Sie den RUB-Würfel vor dem Gyeongbok-Palast fotografiert? Welche Bedeutung hat dieser Ort für Sie?
Der Gyeongbok-gung, „Palast des leuchtenden Glücks“, wurde mit Seouls Ernennung zur Hauptstadt im Jahre 1394 errichtet und ist ein zentraler Ort in Seoul mit großer historischer Bedeutung. Seit annähernd 30 Jahren befasse ich mich mit den Deutschen, die das feudale Korea besucht oder hier bis zur Okkupation der Japaner im Jahre 1910 gelebt und gearbeitet haben.
Der Gyeongbok-Palast spielte bei ihren Aktivitäten damals eine bedeutende Rolle. Bei meinen Besuchen dort sehe ich sie vor meinem geistigen Auge vor der Audienzhalle des Königs stehen.
Wenn der Würfel noch einmal auf Reisen ginge, welche Orte in Seoul würden Sie für weitere Fotos auswählen?
Als historische Orte würde ich auf jeden Fall Koreas Nationalschatz, das Namdaemun („Großes Südtor“), wählen. Auch das Dongdaemun („Großes Osttor“) oder der sehr bedeutende Deoksu-Palast kämen in Frage. Interessant sind außerdem Bauten, die das moderne, pulsierende Seoul repräsentieren, zum Beispiel das 2012 eröffnete neue Rathaus, der Namsan Tower, oder das Gebäude namens Jongno Tower, eines der Wahrzeichen von Seoul.