Interview Per App nach San Francisco
In diesen Tagen findet in Kalifornien Apples jährliche Entwicklerkonferenz statt. Dort trifft sich alles, was in Silicon Valley Rang und Namen hat. Und ein RUB-Student ist mittendrin: Er wurde von Apple eingeladen.
Jan-Niklas Freundt ist 20 Jahre alt und schon sein eigener Chef. Der Student der Angewandten Informatik programmiert und verkauft Apps – als einer der jüngsten Softwareentwickler Deutschlands.
RUB: Herr Freundt, wie kommt man eigentlich dazu, von Apple nach Kalifornien eingeladen zu werden?
Freundt: Man muss sich bewerben, mit einer selbst entwickelten App, die möglichst kreativ und innovativ ist. Apple vergibt jedes Jahr weltweit 350 Stipendien für Schüler und Studenten. Die Gewinner bekommen ein Gratisticket für die Wordwide Developers Conference im Wert von 1.600 US-Dollar. Der Bewerberandrang ist riesig, weil die Konferenz oft ein Sprungbrett für eine Karriere bei Unternehmen wie Facebook, Google und natürlich Apple ist.
Hand aufs Herz: Haben Sie damit gerechnet, dass es mit dem Stipendium klappt?
Ich war mir natürlich nicht sicher, ob ich es bekomme. Aber ich dachte mir zumindest, dass meine Chancen nicht schlecht stehen, weil ich schon vergleichsweise viel Erfahrung habe. Ich habe mir bei der Bewerbung Mühe gegeben und wäre schon enttäuscht gewesen, wenn es nicht geklappt hätte.
Stichwort Erfahrung: Seit wann sind Sie denn im App-Geschäft?
Ich habe mit zwölf damit angefangen, Windows-Anwendungen zu programmieren. Meine Schule hat leider keine IT-Kurse angeboten, deshalb habe ich mir das notwendige Wissen selbst angeeignet. Ich bin aber schnell dazu übergegangen, Apps zu programmieren, weil das iPhone mehr Möglichkeiten bietet. Das mache ich nun, seit ich 15 bin.
Ich hatte schon immer den Traum, die Anwendungen zu verkaufen oder ein eigenes Unternehmen zu haben. Als einzelner Entwickler hat man es schwer, seine Produkte zu verkaufen. Das ist durch den App-Store deutlich einfacher geworden.
Ist die Konkurrenz nicht riesig?
Auf jeden Fall. Nur ein Prozent der Entwickler macht über 90 Prozent des Umsatzes im App-Store von Apple. Dann gibt es noch eine kleine Mittelklasse. Viele verdienen aber auch gar nichts und geben irgendwann auf. Ich versuche, mich auf Nischenapps zu konzentrieren und nicht mit Apps wie „Angry Bird“ zu konkurrieren – dagegen kommt man nicht an.
Was war denn die erste App, die Sie entwickelt haben?
[lacht] Die war jetzt nicht so toll. Das war eine Eventplanungsapp mit To-do-Listen. Die Zweite war dann schon erfolgreicher. Sie heißt „iProtect“. Damit kann man Notizen, Bilder und Lesezeichen mit einem Passwort versehen. Die ist ganz gut angekommen.
Inzwischen habe ich über 50 Apps veröffentlicht. Am besten ist bis jetzt „Brainy“ angekommen. Mit der App kann man sein Gehirn trainieren und zum Beispiel das logische Denken und die Konzentratrion verbessern.
Wie viel Zeit bleibt denn da noch fürs Studium?
Auf jeden Fall ausreichend! Ich bin ja relativ flexibel. Wenn keine Klausuren sind, kann ich mehr Zeit damit verbringen, Apps zu entwickeln. Im Schnitt sind es vielleicht zwischen zehn und 20 Stunden pro Woche, die ich für mein Unternehmen aufwende.
Prinzipiell gefällt mir die selbstständige Arbeit schon, weil man freier in der Zeiteinteilung ist und kreativer sein kann.
Sie sitzen in Ihrer Freizeit aber nicht die ganze Zeit im dunklen Kämmerlein vor dem Rechner, oder?
Nee. Hobbymäßig spiele ich Tennis, und ich fahre ganz gerne Kart. Ansonsten das Übliche halt, mit Freunden treffen und so.
Und was kommt nach dem Studium? Schon Pläne?
Gute Frage. Prinzipiell gefällt mir die selbstständige Arbeit schon, weil man freier in der Zeiteinteilung ist und kreativer sein kann. Aber es bedeutet natürlich auch, dass man kein sicheres Einkommen hat. An sich gefällt mir der Gedanke von der Selbstständigkeit, aber ich würde auch in einem Unternehmen arbeiten. Mal schauen, wo es hingeht!