Alles in Grün: Der Schreibtisch von Margit Bronzel ist ihren individuellen Bedürfnissen angepasst. © RUB, Marquard

Porträt Wie eine Behinderung das Leben verändert

Margit Bronzel arbeitet seit 39 Jahren an der RUB. Vor drei Jahren hat eine Augenkrankheit ihre Welt verändert. Ihren Beruf kann sie nicht mehr ausüben, aber sie hat eine neue Aufgabe auf dem Campus gefunden.

Wenn Margit Bronzel über den Campus zu ihrem Büro im FNO-Gebäude geht, dann kann es sein, dass sie Kollegen und Bekannte nicht grüßt. Nicht, weil sie unfreundlich ist. Sie kann sie nicht erkennen.

Meine Welt ist braun.


Margit Bronzel

Ihr Sehvermögen beschreibt Bronzel so: „Meine Welt ist braun. Als Farbe kann ich sonst nur Grün wahrnehmen und helle und dunkle Fläche unterscheiden.“ Gesichter aus der Entfernung zu erkennen, fällt ihr schwer. „Ich merke mir viel eher, ob die Leute, mit denen ich an dem jeweiligen Arbeitstag zu tun habe, helle oder dunkle Kleidung tragen.“

Um Kontraste besser wahrnehmen zu können, trägt Bronzel eine orangegefärbte Brille. Sie nimmt den Blauanteil aus dem Licht, der für Bronzel alles dunkler machen würde.

Alle Sinne nutzen

Schon seit drei Jahren lebt Margit Bronzel mit ihrer Augenkrankheit. Und immer noch lernt sie jeden Tag neue Wege, damit umzugehen. „Meine anderen Sinne helfen mir. Rieche ich zum Beispiel auf dem Flur das Parfüm einer bestimmten Kollegin, weiß ich, dass sie gerade da ist“, sagt Bronzel.

Eigentlich ist Margit Bronzel gelernte Tierarzthelferin und Arzthelferin. Seit 39 Jahren arbeitet sie an der RUB. Dabei war sie schon in verschiedenen Fakultäten tätig. Sie arbeitete in der Mikrobiologie und später als technische Angestellte in der Neurobiologie.

Doch mit dem schlechteren Sehen konnte sie die Arbeit dort nicht mehr fortsetzen. „Ich kann meinen Beruf zwar nicht mehr ausüben, arbeitsunfähig bin ich deswegen nicht“, so Bronzel. Nun ist sie schon seit zwei Jahren die Vertrauensperson der Schwerbehindertenvertretung (SBV).

Arbeitsplätze anpassen

Sie ist Ansprechpartnerin für schwerbehinderte RUB-Mitarbeiter. Zusammen mit ihrem Team kümmert sie sich unter anderem darum, dass Arbeitsplätze behindertengerecht angepasst werden, oder sie sitzt beratend in Berufungskommissionen.

Auch auf ihrem Schreibtisch stehen besondere Arbeitsmittel, die ihr im Alltag helfen: Neben dem PC-Bildschirm, der nur grüne und schwarze Kontraste zeigt, steht eine Lesehilfe. Eine Kamera vergrößert jedes Dokument, das Bronzel unter die Linse legt. Auf einem zweiten Bildschirm werden ihr die vergrößerten Buchstaben des Textes angezeigt. 

Gebäude behindertengerecht planen

„Wir prüfen in der SBV auch, ob Rampen oder Behindertentoiletten in neuen Gebäuden miteingeplant werden. Und das, obwohl wir ja alle keine Architekten sind“, so Bronzel. Sie und ihre Mitarbeiter bilden sich ständig weiter, um Gesetzestexte und Vorgaben kennenzulernen und berücksichtigen zu können. Ihre Arbeit beschreibt sie so: „Es ist manchmal wie mit einem großen Puzzle. Stück für Stück fügt man es zusammen“, sagt die SBV-Vertrauensperson.

Zweite Heimat: RUB-Campus

Es ist ihr Job zuzuhören. Und zwar den Mitarbeitern, die schwerbehindert sind oder denen eine Schwerbehinderung droht. Sie benötigen einen anderen Rahmen für ihre Arbeit und informieren sich bei Bronzel. Dabei erfährt sie auch von krankheitsbedingten Schicksalsschlägen. „Das trifft mich schon. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Die Krankheiten dürfen einem die Luft zum Atmen nicht nehmen. Das gilt für alle Schwerbehinderten. Und eben für mich auch“, so Bronzel.

Es bedeutet ihr etwas, immer noch an der RUB arbeiten zu können. Der Campus ist wie eine zweite Heimat für sie. Hier kann sie sich auch ohne Blindenstock bewegen. Schließlich kennt sie die Wege.

Meine Enten erden mich.


Margit Bronzel

Um etwas für schwerbehinderte Mitarbeiter zu verbessern, arbeitet sie mit der Betriebsärztin, den betroffenen Abteilungen und den Integrationsämtern eng zusammen.

Den Ausgleich findet die Bochumerin bei ihren Enten im Garten. Vier Paare leben dort. Bevor der hektische Alltag im Büro beginnt, sucht sie frühmorgens die Ruhe beim Entenfüttern. Und auch nach der Arbeit geht Bronzel zu allererst zu ihnen. „Das sind sehr lustige Tiere, mit denen es nie langweilig wird. Sie erden mich“, sagt die RUB-Mitarbeiterin. Ihre Enten sind ihr auch nicht böse, wenn sie sie nicht sofort erkennt.

Alle inklusive

Die RUB unterstützt schwerbehinderte Mitarbeiter dabei, ihren Arbeitsplatz an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Bei der Schwerbehindertenvertretung (SBV) kann man sich umfassend und vertraulich zu den Möglichkeiten beraten lassen. Nutzen Sie das Angebot und melden Sie sich bei der SBV für ein persönliches Gespräch per Telefon unter 0234 32 22925 oder per E-Mail.

Unveröffentlicht

Von

Katharina Gregor

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