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Bochumer Student brilliert auf Katalanisch
Für kurze Zeit ein Star: Als deutscher Student mit herausragenden Katalanisch-Kenntnissen wurde Julian Brock Anfang Oktober 2016 von den Zuschauern einer nordspanischen Quizshow gefeiert. Tabea Steinhauer erzählte er, wie es dazu kam.
Was hat Sie in eine katalanische Quizshow verschlagen?
Es gibt an der RUB jedes Jahr eine katalanische Herbstakademie. Da war eine Journalistin aus Barcelona zu Besuch, die verschiedene katalanische Medien vorgestellt hat, unter anderem die Sendung „El gran dictat“, auf Deutsch „Das große Diktat“.
Ich habe mir ein paar Folgen angeguckt und gedacht: „Das kannst du auch“. In einer Bierlaune habe ich eine Mail dahin geschickt und gefragt, ob ich als Deutscher eine Chance hätte. Erst Wochen später kam die Einladung.
Was ist das für eine Quizshow?
„El gran dictat“ ist eine Sprach-Quizshow. Drei Kandidaten müssen verschiedene Sprachspiele gewinnen, die beiden Besten kommen in die Endrunde. Ein Spiel ist eine Art Galgenmännchen, bei dem man allerdings niemanden erhängt, sondern das Maskottchen der Show, ein Schwein, ertränkt.
Und dabei haben Sie die katalanischen Muttersprachler in die Tasche gesteckt.
Für mich war es schon unglaublich, in dieser Sendung zu sein. Das Studio und der Moderator kamen mir ganz surreal vor. In den ersten Spielen zeichnete sich ab, dass ich nicht weiterkommen würde, was mir irgendwie auch logisch erschien. Und dann habe ich in einem Buchstabier-Spiel ordentlich aufgeholt und bin mit dem kleinstmöglichen Vorsprung in die Endrunde gekommen.
Das Finale am Ende der Sendung ist das große Diktat. Dort werden einem Wörter diktiert, die man korrekt schreiben muss. Den Jackpot mit etwa 13.000 Euro bekommt nur, wer alle Wörter richtig schreibt. Weil dort Wörter vorkommen, die selbst Muttersprachler nicht kennen, wurde der Jackpot bisher nur wenige Male geknackt. In den anderen Fällen gewinnt am Ende, wer das meiste Geld erspielt. Für meinen Sieg haben 725 Euro gereicht.
Ich habe geraten, wie das Wort geschrieben werden könnte.
Das Wort, mit dem ich gewonnen habe, ist zum Beispiel ein Fachbegriff aus der Mineralogie: „bil.litonita“. Ich habe geraten, wie es geschrieben werden könnte. Dabei war es bis kurz vor Schluss super spannend, weil ich weit zurücklag und dann mit den letzten beiden Wörtern aufgeholt habe.
Wie war die Resonanz nach der Show?
Die Aufzeichnung der Sendung war Ende August, und am 6. Oktober wurde sie auf TV3, einem katalanischen Regionalsender, ausgestrahlt. Ich hatte das alles in der Zwischenzeit schon gar nicht mehr im Kopf. Doch dann wurde das Video von der Sendung über Facebook und Twitter tausendfach geklickt und geteilt.
Meine Mutter sagte mir nur immer wieder „Schon 50.000 Klicks, 60.000, 70.000 …“ Und ich nur: „Was?“ Irgendwann waren es fast eine Millionen Klicks. Am nächsten Tag war ich bei einem Dreh in Hürth. Ich schauspielere ab und zu für diese Nachmittagsserien wie „Auf Streife“.
Im Regionalexpress nach Köln rief mich der größte katalanische Radiosender an und fragte nach einem Live-Interview. Mein erster Gedanke war: Ich hab doch nur noch 20 Prozent Handy-Akku. Und dann ging das immer so weiter. Allein auf dieser Bahnfahrt habe ich fünf Interviews gegeben.
Später war ich noch über Skype im spanischen Frühstücksfernsehen. Ein Professor und der Deutsche Katalanistenverband haben mir zu dem Auftritt gratuliert. Vor wenigen Tagen hab ich das erste Mal in mein Postfach bei Facebook geguckt und gesehen, wie viele Interview-Anfragen da Anfang Oktober noch eingegangen waren, auch von deutschen Medien wie WDR5 und Funkhaus Europa.
Warum sprechen Sie überhaupt Katalanisch?
Ich habe nach dem Abi ein freiwilliges soziales Jahr in Argentinien gemacht. Danach war es für mich naheliegend, dass ich – neben Theaterwissenschaft – Spanisch studiere. Weil mein Spanisch schon recht gut war, habe ich dann die nächste Herausforderung gesucht: An der RUB wird Katalanisch angeboten, und so habe ich das ausgewählt. Im Winter 2011/2012 habe ich ein Erasmus-Semester an der Universitat de Lleida etwa 150 Kilometer westlich von Barcelona gemacht.
Was sind die charakteristischsten sprachlichen Unterschiede zwischen Spanisch und Katalanisch?
Die Unterschiede sind vergleichbar mit denen zwischen Deutsch und Holländisch. Feuer auf Spanisch heißt zum Beispiel „fuego“ und auf Katalanisch „foc“.
Was heißt denn „Alles Gute für deinen weiteren Weg“ auf Katalanisch?
Èxits per al teu camì. Und auf Spanisch: Éxitos para tu camino.
In diesem Sinne.
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15. November 2016
09.27 Uhr