Hobby und Beruf verbinden: Björn Sperling fährt Kite-Buggy und erstellt aus kaputten Segeln individuelle Taschen.
© RUB, Marquard

Handgemacht Wie man alte Segel recycelt

Björn Sperling studiert Maschinenbau. In seinem Nebenjob sitzt er auch an einer Maschine und setzt dort die Segel auf außergewöhnliche Weise.

Ich verdiene mein Geld mit Nähen. Aus kaputten Segeln stelle ich Taschen her. Darauf gekommen bin ich über mein Hobby. Ich fahre Kite-Buggy – eine Art Dreirad mit Segel. Als mir einmal ein Kite kaputtgegangen ist, wollte ich ihn nicht einfach wegschmeißen. Schließlich ist so ein Kite wirklich teuer. Obwohl ich gar nicht nähen konnte, kam ich auf die Idee, mir eine Tasche aus dem Segel zu machen. Damals war ich 17 Jahre alt und bin noch zur Schule gegangen. Meine erste Tasche habe ich dann auch in der Schule getragen. Und sie hält bis heute.

Über Sportkollegen kam ich an weitere Kites, die ich verwerten konnte. Für einige Freunde und Bekannte habe ich zum Beispiel maßgenaue Abdeckungen für die Kite-Buggies genäht. Das hat sich rumgesprochen. Während meines Abiturs habe ich dann eine Firma gegründet. Seitdem produziere ich als mein eigener Chef Taschen und andere individuell angefertigte Produkte aus den Segeln.

An manchen Tagen hätte ich die Nähmaschine gerne gegen die Wand geschmissen.

Irgendwann habe ich mir eine teure Industrienähmaschine gekauft. Ich habe bestimmt zwei Jahre gebraucht, bis ich wirklich alles gelernt habe, was so nötig ist, um eine richtig gute und perfekte Tasche zu produzieren. Trotzdem funktioniert das Nähen manchmal nicht so, wie man sich das wünscht. Es gab schon einige Tage, da hätte ich die Nähmaschine gerne gegen die Wand geschmissen.

Für eine Tasche brauche ich zweieinhalb bis drei Stunden, wobei die Kundenberatung und Bestellung der Materialien natürlich noch dazu kommen. Ich habe für alle Modelle inzwischen Schablonen, damit ich schnell arbeiten kann. Schwierig wird es bei Sonderanfertigungen, weil ich dann noch neue Schnitte konstruieren muss. Für einen Großauftrag von einem Sportverein habe ich ein ganzes Wochenende durchgearbeitet. Das war sehr anstrengend. Aber das ist nicht immer so.

Leben und arbeiten an einem Ort

Meine Produktion und mein Lagerort sind bei mir zuhause. Ich habe bei meinen Eltern ein großes Zimmer über zwei Etagen. Unten lebe ich, und oben ist die Werkstatt. Ich nähe jede Tasche selbst und hatte noch nie eine Reklamation.

Mit der Uni kann ich meine Firma gut vereinbaren. Ich bin flexibel und kann viel von daheim aus für die Prüfungen lernen. Bisher hat das auch irgendwie mit den Lernphasen geklappt.

Wo es nach meinem Studium mit meiner Firma hingeht, weiß ich noch nicht. Das Geld, das ich damit verdiene, reicht zwar jetzt für mein Auto und meinen Urlaub, aber ich könnte noch nicht komplett davon leben. Allerdings gefällt mir, dass ich für so viele verschiedene Bereiche verantwortlich bin. Produktionskonzepte, Werbeaktionen, Finanzen: Ich mache alles selbst. Eine Position mit so abwechslungsreichen Aufgaben könnte ich mir auch für die Zeit nach meinem Studium vorstellen.

Mitmachen

Ein interessantes Ehrenamt, ein außergewöhnlicher Nebenjob oder ein spannendes Hobby: Wir wollen wissen, wer die Menschen sind, die über den RUB-Campus laufen. Was machen Sie, wenn Sie nicht an der Uni arbeiten, studieren, lehren und lernen? Interesse, dabei zu sein? Einfach eine E-Mail an die Redaktion schreiben. Wir freuen uns!

Unveröffentlicht

Von

Björn Sperling Protokoll: Katharina Gregor

Teilen