Christine Bauer engagiert sich in dem studentischen Verein Refugee Law Clinic. © RUB, Kramer

Kostenlose Rechtsberatung „Ich habe eine Verantwortung, mich für andere einzusetzen“

Der deutsche Behördendschungel ist voller Fallstricke. Christine Bauer klärt ehrenamtlich Flüchtlinge über ihre Rechte auf und begleitet sie im Ernstfall auch zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Über einen Aushang an der Uni habe ich von der Refugee Law Clinic erfahren, die eine kostenlose Rechtsberatung für Flüchtlinge anbietet. Ich studiere zwar Sozialwissenschaft und nicht wie fast alle anderen Vereinsmitglieder Jura, aber ich wollte mich trotzdem engagieren. Denn seit fast zwei Jahren betreue ich als Familienhelferin eine junge, alleinerziehende Mutter aus Nigeria. Ich habe sie in allen Fragen des Asylprozesses begleitet und musste mir mein Wissen mühselig zusammensuchen.

Wissen ist unbezahlbar

Daher war es total super, in der Vorlesung der Refugee Law Clinic durch einen Anwalt Einblick in das Ausländerrecht zu bekommen. Er hat uns ein Semester lang Schritt für Schritt durch die Verfahren geführt und uns erklärt, welche Rechte die Flüchtlinge haben. Dieses Wissen ist wirklich ein Schatz, denn auch viele ehrenamtliche Helfer oder Mitarbeiter in der Flüchtlingshilfe kennen sich auf diesem Gebiet viel zu wenig aus.

Regelmäßige Sprechstunde im Blue Square

Seit Oktober 2016 beraten meine Kollegen und ich einmal pro Woche Flüchtlinge in unserem Büro im Blue Square. Viele Flüchtlinge warten auf die Bearbeitung ihres Asylantrages und wissen nicht, ob sie in Deutschland bleiben dürfen oder nicht. Sie warten monatelang, teilweise auch über ein Jahr auf ihren Anhörungstermin in einer der Außenstellen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.

Die normale Wartezeit sollte eigentlich keine drei Monate überschreiten. Wir fragen daher höflich an, warum bisher kein Termin vergeben wurde. In wenigen Fällen reagiert das Amt nicht auf diese Schreiben, und wir drohen mit einer Untätigkeitsklage. Dieses Mittel mussten wir allerdings noch nie einsetzen, da unsere Mandanten bis jetzt immer zu einem Interview eingeladen wurden.

Wie lange ich dann einen Mandanten begleite, ist immer unterschiedlich

Im Gespräch mit dem Bundesamt müssen die Geflüchteten die Gründe für ihre Flucht schildern, erst dann entscheiden die Mitarbeiter, ob und welchen Aufenthaltstitel sie bekommen. Natürlich sind die Flüchtlinge sehr aufgeregt vor diesem Termin, da von diesem Gespräch schließlich viel abhängt. Ich erkläre ihnen dann einige Tage vor dem Termin ganz in Ruhe den Ablauf. Außerdem rate ich ihnen, sich das Gesprächsprotokoll durch einen Dolmetscher übersetzen zu lassen.

Einige Anfragen in unseren Sprechstunden ähneln sich, häufig betreten wir aber mit unseren Mandanten juristisches Neuland. Daher ist es total wichtig, alle Fälle vorab mit unserem Beirat zu besprechen, in dem erfahrene Volljuristen sind. Sie geben uns eine erste Einschätzung und legen mit uns die Strategie fest, wie wir vorgehen wollen.

Wie lange ich dann einen Mandanten begleite, ist immer unterschiedlich. Manchmal reicht es, ein Schriftstück vorzubereiten, in anderen Fällen stelle ich umfangreiche Anträge, ganz selten müssen wir den Fall an einen Anwalt abgeben.

Termin

Im Sommersemester bildet die Refugee Law Clinic wieder Studierende in Fragen des Ausländer- und Asylrechts aus. Das Blockseminar können Studierende aller Fachrichtungen besuchen und die Sprechstunden der Law Clinic als Berater unterstützen.

Ich selber habe bei meiner Arbeit mit den Flüchtlingen immer ein positives Feedback bekommen und große Dankbarkeit gespürt. Für mich ist es selbstverständlich, mich zu engagieren. Ich bin zufällig in Deutschland geboren und hatte das Glück, in Frieden hier aufzuwachsen. Meiner Meinung nach habe ich eine Verantwortung, mich für andere einzusetzen und denen zu helfen, die unglücklicherweise Krieg und Flucht miterleben mussten.

Mitmachen

Ein interessantes Ehrenamt, ein außergewöhnlicher Nebenjob oder ein spannendes Hobby: Wir wollen wissen, wer die Menschen sind, die über den RUB-Campus laufen. Was machen Sie, wenn Sie nicht an der Uni arbeiten, studieren, lehren und lernen? Interesse, dabei zu sein? Einfach eine E-Mail an die Redaktion schreiben. Wir freuen uns!

Unveröffentlicht

Von

Christine Bauer Protokoll: Michaela Wurm

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