Musik Ein Organist mit dem Herzen am rechten Fleck
Eigentlich ist er als Kardiologe und Klinikleiter vollkommen ausgelastet. Doch Hans-Joachim Trappe muss sich einfach regelmäßig an die Orgel setzen. Häufig spielt er für einen guten Zweck.
Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe hat praktisch überall auf der Welt an der Orgel gesessen: darunter in der Erlöserkirche in Jerusalem, an Albert Schweitzers Orgel im Straßburger Münster, an der weltgrößten Domorgel in Passau und an der Daniele-Giani-Orgel im Vatikan. Er gibt Konzerte und spielt CDs ein, meist für einen guten Zweck, namentlich für die Deutsche Herzstiftung. Das ist kein Zufall, denn eigentlich ist Hans-Joachim Trappe Kardiologe. Seit 2014 ist er zudem Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Marienhospital Herne.
Herr Prof. Trappe, Sie sind Kardiologe und Klinikdirektor. Woher nehmen Sie die Zeit fürs Orgelspiel?
Die Zeit für das Orgelspiel ist ausschließlich meine Freizeit. Es sind vor allem die Wochenenden, die ich zum Üben und für die Vorbereitung von Konzerten verwende, aber auch morgens von 6 bis 7 Uhr übe ich oft, vor allem vor großen Konzerten oder vor CD-Einspielungen.
Sie haben bereits als Kind begonnen, Orgel zu spielen. Gab es ein Aha-Erlebnis, das Sie dazu brachte?
Ein Aha-Erlebnis gab es nicht; aber es war die große Creutzburg-Orgel im „Eichsfelder Dom“ meiner Heimatstadt Duderstadt, die mich seit Kindheit fasziniert hat. Diese Orgel wurde 1735 geweiht und ist klanglich mit den berühmten Silbermann-Orgeln, die es in Sachsen und im Elsass gibt, vergleichbar.
Es gibt unglaublich viele klangschöne Orgeln, die auf die Zuhörer besondere Faszinationen ausüben.
Da Sie bereits an derart vielen Orgeln gespielt haben, können Sie die Instrumente wie kaum ein anderer miteinander vergleichen. Welches ist aus Ihrer Sicht klanglich die schönste Orgel?
Es gibt unglaublich viele klangschöne Orgeln, die auf die Zuhörer besondere Faszinationen ausüben. Die für mich klangschönste Orgel ist die große Cavaillé-Coll-Orgel der Kirche Saint Sulpice in Paris, wo der berühmte Charles-Marie Widor viele Jahre Organist war.
Ist das zugleich Ihre Lieblingsorgel?
Eine Lieblingsorgel habe ich eigentlich nicht. Es gibt viele schöne Orgeln, an die ich immer gerne zurückkehre. Das ist natürlich die Cavaillé-Coll-Orgel in Paris, aber das ist auch die Silbermann-Orgel im Freiberger Dom, die Orgel im Hildesheimer Dom und die Klais-Orgel in der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin.
Und an welcher Orgel lässt es sich am schwersten spielen?
Es sind vor allem die alten Barockorgeln des 17. und 18. Jahrhunderts, deren Trakturen, also Bedienelemente, oft sehr schwer zu spielen sind. Aber das weiß man natürlich vorher und kann sich entsprechend vorbereiten.
Verraten Sie uns auch Ihr Lieblingsstück?
Ja, das ist die Toccata aus der Orgelsinfonie Nr. 5 von Charles Marie Widor.
Sie spielen regelmäßig zugunsten der Herzstiftung. Bereitet Ihnen das Orgelspiel dann noch mehr Freude?
Es ist schon eine besondere Freude, Benefizkonzerte für die Deutsche Herzstiftung zu spielen nach dem Motto: „Herzarzt spielt für Herzpatienten“. So kann ich Beruf und Hobby gut miteinander verbinden und weiß, dass die Musik für das Herz in jeder Hinsicht eine positive Wirkung hat.
Wir konnten nachweisen, dass die Musik von Bach und Mozart günstige Effekte auf Blutdruck und Herzfrequenz hat.
Hat Musik aus Ihrer Sicht eine heilende Wirkung?
Ja, wir haben an der RUB zwei große randomisierte Studien durchgeführt. Wir konnten nachweisen, dass Musik, vor allem die Musik von Bach und Mozart, günstige Effekte auf Blutdruck und Herzfrequenz hatte. Ob Musik einmal als Medikament – „Täglich drei Mal 20 Minuten Bach“ – eingesetzt werden kann, bleibt allerdings abzuwarten.
Wann sind Sie das nächste Mal an der Klais-Orgel im Audimax zu erleben?
Ein Termin steht noch nicht fest, ich hoffe aber, dass das im Wintersemester 2017/2018 im Rahmen der „Lunchtime Orgel“ sein wird.