Doppelinterview Wechsel in der Hochschulkommunikation
Was die scheidende Dezernentin erlebt hat und was ihr Nachfolger plant.
Auf der Zielgeraden des laufenden Exzellenzwettbewerbs wird der Staffelstab in der Hochschulkommunikation weitergereicht. Dr. Barbara Kruse war 28 Jahre lang an der RUB, seit 2013 als Dezernentin. Zum 1. Mai 2019 geht sie in den Ruhestand. Hubert Hundt übernimmt – und integriert die Veranstaltungsagentur Universaal in das neu zugeschnittene Dezernat (siehe Infokasten unten). Arne Dessaul und Jens Wylkop haben die scheidende und die neue Leitung interviewt.
Frau Kruse, was waren Ihre prägendsten Ereignisse während Ihrer Zeit an der RUB beziehungsweise während Ihrer Amtszeit als Dezernentin?
Kruse: Geprägt hat mich insgesamt sicherlich mein langes Arbeitsleben fast ausschließlich an der Universität – zunächst als Wissenschaftlerin an der Universität Halle und dann natürlich besonders die zurückliegenden rund 28 Jahre an der RUB. Da kann man schon von einem „Unigewächs“ sprechen. Als ich 1996 hier die Redaktion des Wissenschaftsmagazins Rubin übernehmen konnte, fühlte ich mich am Ziel. Dass es dann nicht so war, ist auch Ausdruck für den Gestaltungsspielraum, den diese Universität mir immer wieder eingeräumt hat. Dazu gehört die Leitung der damals neuen Stabsstelle PR und Markenbildung quasi als Übergangsphase zum Aufbau des Dezernats Hochschulkommunikation 2013.
Die prägendsten Ereignisse als Dezernentin waren zweifellos die Jubiläumsfeierlichkeiten der RUB, die aus unserem Dezernat heraus konzipiert und organisiert wurden, mit dem Highlight „Blaupause“ auf der Universitätsstraße. Besonders am Herzen lag mir immer die Wissenschaftskommunikation, die dann mit dem Blue Square eine Plattform für den direkten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt erhielt. Das entwickeln zu können, hat mir sehr viel Freude bereitet und war nur möglich mit einem engagierten Team und den begeisterungsfähigen Mitgliedern der RUB in allen Bereichen. Da ich leider nicht allen persönlich danken noch mich verabschieden kann, möchte ich dies auf diesem Wege tun – es war eine tolle Zeit, Dank dafür!
Die RUB wird immer sichtbarer werden – national und international.
Barbara Kruse
Was glauben Sie, wie es mit der RUB weitergeht, was wünschen Sie ihr?
Kruse: Die Ruhr-Universität verbindet Spitzenforschung mit exzellenten Transferleistungen und ist im Verbund mit den anderen Hochschulen schon heute ein starker Treiber im Strukturwandel der Region. Dieser Weg wird sich in den nächsten Jahren verstärken – etwa mit dem Technologiecampus auf Mark 51°7. Die RUB wird immer sichtbarer werden – national und international. Ein positives Ergebnis im aktuellen Exzellenzwettbewerb würde dem noch einen kräftigen Schub geben. Dafür drücke ich die Daumen!
Welche Pläne haben Sie persönlich für die Zukunft?
Kruse: Ich habe jetzt erst mal gar nicht so viele Pläne – ich freue mich auf eine Zeit, die ich selbst mehr bestimmen kann, werde mich Dingen widmen, die in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind: Freunde, Hobbys, Sport. Und wenn das alles irgendwann nicht reichen sollte, wird sich etwas Neues finden.
Herr Hundt, was waren Ihre bisher wichtigsten beruflichen Stationen?
Hundt: Als 20-Jähriger war ich während meines Geschichtsstudiums an der Uni Bochum als Gerichtsreporter für die Ruhr-Nachrichten tätig. Hier habe ich das erste Mal erfahren, was Kommunikation aus-, aber auch anrichten kann. Vor allem habe ich gelernt, offen und respektvoll auf Menschen zuzugehen und ihre Motive so gut wie möglich zu verstehen, bevor ich etwas über sie schreibe.
Als Geschäftsführer und Stratege einer Kommunikationsagentur hatte ich in den letzten Jahren die Chance, sehr große gesellschaftspolitische Kampagnen für zum Teil stark polarisierende Organisationen zu entwickeln. Zum Beispiel für das Verteidigungsministerium, für Kirchen oder auch für McDonald’s. Manchmal ist es dabei gelungen, mit Kommunikation nicht nur Meinungen nach außen zu beeinflussen, sondern auch das Handeln einer Organisation intern zum Besseren zu verändern. Wenn auch bislang nicht immer in der Konsequenz, die ich mir gewünscht hätte.
Was denken Sie: Welche Herausforderung muss die RUB in Zukunft meistern?
Hundt: Die RUB hat ein einzigartiges Potenzial, dass es noch besser zu heben und zu kommunizieren gilt: Kaum eine andere Hochschule hat eine solche Vielfalt an Fächern und Menschen vorzuweisen. Diese fachliche und menschliche Vielfalt birgt die große Chance, durch Interdisziplinarität zu neuen Forschungserkenntnissen und Lehrerfahrungen zu kommen. Mit der Strategie Creating Knowledge Networks und den bisherigen Exzellenzclustern hat die RUB in der Exzellenzstrategie eindrucksvoll bewiesen, wie sie ihre Vielfalt systematisch zu nutzen weiß. Die Anerkennung und Förderung als Exzellenz-Uni ist daher die wichtigste Herausforderung für die RUB.
Gesellschaftlich Stellung zu beziehen, wäre meines Erachtens ein hoch relevantes Feld für die Positionierung der RUB.
Hubert Hundt
Welche Pläne und Ziele haben Sie persönlich für ihre künftige Arbeit als Leiter der Hochschulkommunikation?
Hundt: Wir sind mitten in einem drastischen Epochenwandel begriffen. Wie könnte eine Gesellschaft der Zukunft aussehen, in der wir selbst gerne leben möchten? Wie wäre ein dritter Weg zwischen China und den USA? Gesellschaftlich Stellung zu beziehen, wäre meines Erachtens ein hoch relevantes Feld für die Positionierung der RUB. Durch ihre interdisziplinäre Vielfalt ist sie dafür bestens aufgestellt. Ich möchte gerne dazu beitragen, den dafür nötigen Diskurs von innen nach außen zu tragen. Vielleicht wird in zehn Jahren die RUB und die ganze Region als ein Pionier des Wandels gesehen – das ist ein Fixstern, für den ich als Kommunikator sehr gerne arbeiten möchte.