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Setareh Maghsudi hilft, bei Unsicherheit zu entscheiden
Selten hat man alle möglichen Informationen vorliegen, die man für eine Entscheidung idealerweise benötigen würde. Genau für solche Situationen entwickelt Setareh Maghsudi Algorithmen. Diese helfen, in Situationen der Unsicherheit die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Die neu ernannte Professorin leitet seit dem 1. August 2023 an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Ruhr-Universität Bochum das Learning Technical Systems Lab.
Anwendung in Medizin, erneuerbare Energie und Ausbildung
Algorithmen für die Entscheidungsfindung können in vielen verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommen, beispielsweise in der Medizin, wenn evaluiert werden muss, welcher medizinische Test für eine bestimmte Patientin am geeignetsten ist. „Das kann zum Beispiel ein Bluttest sein oder ein MRT – je nach individueller Situation des zu Behandelnden“, veranschaulicht Setareh Maghsudi. „Da solche Tests teuer sind, muss gut ausgewählt werden, welches Verfahren sinnvoll ist.“
Entscheidungsalgorithmen, wie sie die Bochumer Forscherin entwickelt, können aber auch in anderen Szenarien nützlich sein, etwa im erneuerbare Energiebereich. „Wind- oder Solarstrom werden nicht kontinuierlich gewonnen, die erzeugte Strommenge ist unsicher“, erklärt Maghsudi. „Unsere Algorithmen können helfen zu entscheiden, wie die verfügbare Energie bei Engpässen auf die verschiedenen Abnehmer verteilt werden sollte.“
Ein weiteres Beispiel ist die personalisierte Bildung, bei der die KI-Algorithmen den Schülern auf der Grundlage ihres Hintergrunds, ihrer bisherigen Leistungen und ihrer Ziele individuelle Vorschläge für den Lehrplan unterbreiten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Anwendungen im Ingenieurwesen, zum Beispiel der Robotik und der mobilen Kommunikation, im Finanzwesen, in der Landwirtschaft und in vielen anderen Bereichen.
Komplexe Systeme mit Abhängigkeiten
Dabei setzt sich die Arbeitsgruppe auch mit komplexen Netzwerken von intelligenten Systemen auseinander, in denen es Abhängigkeiten gibt, das heißt, die Entscheidungen eines jeden Systems wirken sich potenziell auf andere aus. Und sie beziehen nicht nur Maschinen in ihre Berechnungen ein, sondern auch Menschen. „Anders als Maschinen verhalten sich Menschen häufig irrational, weil sie von Emotionen, Gruppenzwang oder vielen anderen Faktoren beeinflusst werden“, sagt Maghsudi. Ein solches Szenario liegt beispielsweise im Internet der Dinge vor. „Hier interagieren nicht nur Objekte, sondern auch Menschen mit Objekten, daher sprechen wir vom Internet of Everything anstelle vom Internet of Things“, sagte Setareh Maghsudi.
Die Forscherin analysiert, wie sich solche Netzwerke mathematisch beschreiben lassen und wie die heterogenen Systeme effizient miteinander interagieren können, zum Beispiel wie sie trotz unterschiedlicher Interessen kooperieren können.
Setareh Maghsudi studierte Elektrotechnik und Informationstechnik an der Iran University of Science and Technology in Teheran und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 2015 schloss sie ihre Promotion an der Technischen Universität Berlin ab. Als Postdoktorandin war sie anschließend an der University of Manitoba in Kanada sowie an der Yale University in den USA, bevor sie 2017 als Professorin an die Technische Universität Berlin zurückkehrte. Maghsudi absolvierte Gastaufenthalte in Oxford und Cambridge (UK), Fukuoka und Yokohama (Japan) sowie Kapstadt (Südafrika). 2020 folgte die Forscherin einem Ruf an die Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Seit August 2023 hat Setareh Maghsudi eine Professur an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Ruhr-Universität Bochum inne. Zusätzlich zu ihren Forschungsstationen kooperierte die Forscherin mit Partnern aus der Industrie, beispielsweise mit „Deutsche Telekom AG T-Labs“.
23. August 2023
09.46 Uhr