Informatik Veelasha Moonsamy will unsere Daten vor Angriffen schützen
Die neu ernannte Professorin begeistert sich seit ihrer Kindheit für Informatik und zog dafür von Mauritius in die Welt. Heute ermutigt sie andere Frauen, ihren Weg in der IT-Sicherheit zu gehen.
Ob Viren, Trojaner oder Spyware: Tagtäglich greift Schadsoftware unsere IT-Systeme an, sammelt ungefragt sensible Daten, trackt, de-anonymisiert und spioniert Nutzerinnen und Nutzer aus. „Jeden Tag gibt es ein neues Problem, einen neuen Angriff, den es zu verhindern gilt. Es wird nie langweilig“, sagt Veelasha Moonsamy. Die neu-ernannte Professorin an der Fakultät für Informatik möchte die Systeme unseres alltäglichen Gebrauchs, wie etwa unsere Smartphones, und unsere privaten Daten schützen. Dazu ist es ihr wichtig zu verstehen, wie verschiedene Geräte – Smartphones, smarte Uhren oder auch intelligente Kühlschränke – miteinander vernetzt sind und interagieren. „In meiner Forschung untersuche ich, wie die Systeme gebaut sind, wie Software und Hardware ineinandergreifen“, erklärt Moonsamy.
Im Unbekannten liegt die Faszination
Das Unbekannte, die unerforschten Sicherheitsrisiken machen für Moonsamy den Reiz ihres Forschungsgebietes, der IT-Sicherheit, aus. „Die Technologien, auch die Malware, entwickelt sich kontinuierlich weiter. Das ist herausfordernd und aufregend. Darin liegt die Faszination von IT-Sicherheit“, so Moonsamy.
Die gebürtige Mauritianerin entdeckte ihre Begeisterung für IT-Themen schon zu Schulzeiten. „Ich bin auf eine reine Mädchen-Schule gegangen und wurde dort von einer großartigen Informatiklehrerin unterrichtet“, erzählt Moonsamy. Informatik wurde schnell zu ihrem Lieblingsfach. Früh stand fest, dass sie IT-Sicherheit studieren wollte. „Ich habe nie etwas anderes in Betracht gezogen“, erinnert sich Moonsamy. Nach dem Schulabschluss zog sie ins rund 8.000 km entfernte Melbourne. „Die Deakin University war seinerzeit eine der ersten Universitäten in Australien, die einen Bachelor-Studiengang mit dem Schwerpunkt IT-Sicherheit anbot.“
Eine von drei Frauen
An ihrem ersten Tag im Vorlesungssaal folgte direkt ein kleiner Schock: „Außer mir waren nur zwei weitere Frauen im Raum. Da ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, dass es in der westlichen Welt eher unüblich ist, dass Frauen Informatik lernen und unterrichten. Ich kannte ja nur das, was ich auf Mauritius erlebt hatte.“ Die neue Erfahrung habe sie am Anfang sehr zweifeln lassen. „Als ich überlegte, das Fach zu wechseln, traf ich auf eine Informatik-Professorin, die mir Mut machte und sagte: Wenn Jungs das können, kannst du es auch“, erzählt Moonsamy. Diese Professorin wurde ihre Mentorin und spätere Doktormutter.
Von Mauritius nach Bochum
Nach der Promotion in Australien, führte es Moonsamy dann zum ersten Mal nach Europa, erst in die Niederlande nach Nijmegen und dann an die Ruhr-Universität. „Nach Bochum zu wechseln war keine Frage. Das Horst-Görtz-Institut ist als Einrichtung weltweit bekannt und renommiert. Die Atmosphäre, das Multidisziplinäre, die Forschungsmöglichkeiten und Kollaborationen! Alle sind offen und herzlich. Es ist aufregend, man lernt so viel. Die Umgebung ist einfach bereichernd für die eigene Entwicklung und Karriere.“
Seit drei Jahren ist Moonsamy in Bochum. Fehlt ihr nicht ihr Zuhause im indischen Ozean? „Mauritius ist mein happy place. Meine ganze Familie lebt dort. Ich bin dort sehr behütet groß geworden.“ Sie versucht, einmal im Jahr nach Hause zu fahren. „Leider sind die Forschungsressourcen, die man braucht, um international im Bereich der IT-Sicherheit mithalten zu können, dort nicht gegeben.“ Darum hat Moonsamy es sich zur Aufgabe gemacht, die IT-Sicherheitsforschenden nach Mauritius zu bringen, indem sie künftig zum Beispiel wissenschaftliche Konferenzen dort organisieren wird.
Etwas zurückgeben
Nach wie vor steht Moonsamy in Kontakt mit ihrer ehemaligen Informatiklehrerin auf Mauritius. „Ich bin sehr dankbar für die gute Ausbildung und die Unterstützung. Ich möchte andere ermutigen: Auch dann, wenn du aus einem Land wie Mauritius kommst, einem winzigen Punkt auf der Weltkarte, kannst du etwas erreichen.“ In der Rückschau sei ihr erst bewusst geworden, was für ein Glück und Privileg es war, so tolle Mentorinnen an ihrer Seite zu wissen.
Kein Mädchen und keine Frau sollte daran zweifeln, ob sie gut genug für ein Informatikstudium oder eine akademische Karriere im Bereich IT-Sicherheit ist.
Veelasha Moonsamy
„Mein Lebenslauf liest sich heute so, als ob alles wie am Schnürchen gelaufen sei. So war das nicht“, bekräftigt Moonsamy. Sie habe ihren Mentorinnen sehr viel zu verdanken und möchte das heute zurückgeben. In ihrer Fakultät sowie im Exzellenzcluster CASA setzt sich Moonsamy für ihre Studentinnen und Doktorandinnen ein, organisiert Netzwerktreffen, Stammtische und Workshops. „Kein Mädchen und keine Frau sollte daran zweifeln, ob sie gut genug für ein Informatikstudium oder eine akademische Karriere im Bereich IT-Sicherheit ist“, so Moonsamy.