Virologie Einzelne Hepatitis-E-Mutation macht Sofosbuvir-Therapie unwirksam

Eine einzelne Mutation steht der Wirksamkeit eines Medikaments im Weg. Sie zu verstehen, hilft neue Therapieansätze zu finden.

Gegen Hepatitis E gibt es bislang keine spezifischen Medikamente. Ärzt*innen steht lediglich das Breitband-antivirale Medikament Ribavirin zur Verfügung, welches häufig starke Nebenwirkungen hervorruft. Wirkstoffe gegen andere Hepatitis-Viren helfen nur bedingt. Warum Hepatitis E der Behandlung mit dem Hepatitis-C-Medikament Sofosbuvir entgehen kann, hat ein Team der Nachwuchsgruppe „Computational Virology“ um Dr. Daniel Todt in der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam mit Forschenden aus Berlin, Hamburg und Hannover herausgefunden: Eine einzelne Mutation des Virus führt dazu, dass die Behandlung weniger effektiv ist. Die Forschenden berichten in der Zeitschrift Hepatology vom 20. Juni 2023.

Hepatitis E

Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist der Hauptverursacher akuter Virushepatitiden. Rund 70.000 Menschen sterben jährlich an der Krankheit. Nach dem ersten dokumentierten epidemischen Ausbruch 1955 bis 1956 vergingen mehr als 50 Jahre, bis Forschende sich intensiv des Themas annahmen. Akute Infektionen heilen bei Patientinnen und Patienten mit intaktem Immunsystem normalerweise von selbst aus. Bei Betroffenen mit reduziertem oder unterdrücktem Immunsystem wie Organtransplantatempfängern oder HIV-Infizierten kann HEV chronisch werden. Auch für schwangere Frauen ist HEV besonders bedrohlich.

Welche Virus-Varianten kursieren im Blut?

In einer früheren klinischen Studie, bei der die Bochumer Forschenden beteiligt waren, wurden Patient*innen mit chronischer Hepatitis-E-Virus (HEV)-Infektion mit dem Wirkstoff Sofosbuvir behandelt, der eigentlich für die Behandlung von Hepatitis C entwickelt wurde. Zunächst schien das Medikament zu wirken, letztlich brachte es aber doch keinen Erfolg. Die Forschenden analysierten Proben der Teilnehmenden dieser Studie, um Virus-Varianten zu identifizieren, die das Versagen der Therapie mit Sofosbuvir erklären könnten.

Fünffacher Wirkverlust durch eine Mutation

Sie fanden eine einzelne Mutation, die die Therapie unwirksam machte. Laborexperimente belegten, dass der Wirkstoff das mutierte Virus fünfmal weniger gut beseitigen konnte als andere genetische Varianten des Virus.

Veröffentlicht

Mittwoch
21. Juni 2023
09:02 Uhr

Teilen