Die Chemikerin Wanlin Chen forscht an der Ruhr-Universität Bochum. © RUB, Marquard

Chemie Wir ergänzen uns gegenseitig mit Wissen

Wanlin Chen sieht die Ruhr-Universität als „eine lebhafte und weitläufige Institution mit multidisziplinärem Umfeld, die akademische Exzellenz mit einer angenehmen Forschungsatmosphäre verbindet“.

Elektrochemische Prozesse für erneuerbare Energien zu verstehen, ist das Ziel von Postdoc Dr. Wanlin Chen, die gemeinsam mit Prof. Dr. Martina Havenith an der Ruhr-Universität Bochum arbeitet. Ein Humboldt-Forschungsstipendium finanziert ihren Aufenthalt für zwei Jahre. Im Interview spricht die Theoretische Chemikerin über ihren wissenschaftlichen Weg, ihre Arbeit und darüber, was hilft, dass sich Bochum „mehr wie ein Zuhause fernab der Heimat“ anfühlt.

Frau Chen, was haben Sie gemacht, bevor Sie nach Bochum kamen?
Wanlin Chen: Ich habe bereits eine lange Reise hinter mir. Ursprünglich komme ich aus China und bin nach meinem High School-Abschluss 2014 nach Europa gezogen. An der Universität Straßburg in Frankreich habe ich Chemie studiert, meinen Bachelor-Abschluss gemacht und ein Master- und Ingenieurstudium aufgenommen. Es war eine große Umstellung, mich an eine neue Kultur anzupassen, die sich stark von dem unterschied, was ich bis dahin gewohnt gewesen war.

Während meiner Zeit an der Universität Straßburg hatte ich die schöne Gelegenheit, ein Jahr lang an einem Austauschprogramm mit der Nanyang Technological University in Singapur teilzunehmen. Nachdem ich dort mein Master- und Ingenieurstudium abgeschlossen hatte, entschied ich mich, meine akademische Reise mit einer Doktorarbeit in Europa fortzusetzen. Ich suchte mir die Universität Paris-Saclay in Paris aus, einer Stadt, von der ich fasziniert war und immer noch bin.

Bochum ist ein wunderbarer Ort.

Was hat Sie an die Ruhr-Universität geführt?
Während meiner Dissertation habe ich mich mit wässrigen Grenzflächen beschäftigt und dabei einen kombinierten Ansatz aus theoretischer Modellierung und Spektroskopie verfolgt. Dabei habe ich ein substanzielles Interesse an der Interaktion von Wasser und den Wechselwirkungen von Lösungsmitteln mit hydrophoben, gelösten Stoffen erworben. Durch den Kollegen aus der Zeit in Paris, Dr. Simone Pezzotti, hatte ich die Möglichkeit, Professor Martina Havenith kennenzulernen, deren Forschungsschwerpunkte gut zu dem passen, was ich gern untersuchen möchte.

Fühlen Sie sich hier wohl?
Auf jeden Fall. Bochum ist ein wunderbarer Ort. Es ist eine lebendige Universitätsstadt mit einer aktiven Gemeinschaft von jungen Studierenden und Forschenden, die viele Möglichkeiten für soziale Aktivitäten bietet. Was ich an Bochum besonders mag, ist die ruhige Atmosphäre. Eine freundliche Stadt, in der man naturnah leben kann.

Ich wohne in einem von der Ruhr-Universität zur Verfügung gestellten Gästehaus, umgeben von Grün mit Bäumen, Blumen und Bienen. Das akademische Umfeld in unserer Gruppe ist sehr lebendig. Durch die Arbeit als Theoretikerin in einer experimentellen Gruppe kann ich täglich intensiv mit den Leuten, die Experimente durchführen, diskutieren und Ideen austauschen. Wir ergänzen uns gegenseitig mit Wissen aus verschiedenen Perspektiven.

Was ist anders als in Ihrem Heimatland?
Technisch gesehen ist hier alles anders als in China: das Essen, die Sprache, die Architektur. Aber aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, kann das Leben sehr ähnlich und angenehm sein. Freunde um mich herum zu haben und die Leidenschaft für meine Arbeit waren essenziell dafür, mich glücklich zu machen und dafür zu sorgen, dass es sich hier mehr wie ein Zuhause fernab der Heimat anfühlt.

Kürzlich habe ich in Düsseldorf die beste Schweinshaxe meines Lebens gegessen.

Gibt es etwas, an das Sie sich noch gewöhnen müssen?
Da ich schon acht Jahre in Frankreich gelebt hatte, war die Anpassung an die deutsche Kultur keine große Hürde für mich. Als Neuankömmling in Deutschland ist die größte Herausforderung zweifellos die Sprache. Glücklicherweise spricht fast jeder hier gut Englisch, sodass ich keine großen Probleme hatte, mich im täglichen Leben zu verständigen.

Mir ist jedoch klar, dass das Erlernen der Landessprache mir helfen wird, mich besser in die Gemeinschaft zu integrieren. Ich habe vor, bald damit zu beginnen, meine Sprachkenntnisse zu verbessern.

Was war besonders gut während Ihres Aufenthalts in Bochum?
Seit ich in Straßburg studiert habe, bin ich ein großer Fan von Schweinshaxen. Kürzlich habe ich in Düsseldorf die beste Schweinshaxe meines Lebens gegessen, die perfekt zum hausgemachten Bier passte. Dieses Erlebnis werde ich nie vergessen!

Wie würden Sie die Ruhr-Universität in einem Satz beschreiben?
Die Ruhr-Universität ist eine lebhafte und weitläufige Institution mit multidisziplinärem Umfeld, die akademische Exzellenz mit einer angenehmen Forschungsatmosphäre verbindet.

Ich versuche, Wechselwirkungen von Lösungsmitteln mit gelösten hydrophoben Stoffen an elektrifizierten Metall/Wasser-Grenzflächen zu verstehen.

Könnten Sie kurz erklären, was Sie untersuchen?
In meiner Forschung fokussiere ich mich darauf, Wechselwirkungen von Lösungsmitteln mit gelösten hydrophoben Stoffen an elektrifizierten Metall/Wasser-Grenzflächen zu verstehen – auf molekularer Ebene. Dazu gehört auch zu analysieren, wie die Grenzflächenumgebung diese Eigenschaften beeinflusst und moduliert.

Ziel dieser Arbeit ist es, das Wissen zu nutzen, um elektrochemische Reaktionen durch Manipulation der beschriebenen Wechselwirkungen gezielt zu beeinflussen. Mit diesem Ansatz können wir die gewünschten Reaktionen verbessern und unerwünschte Reaktionen hemmen, was zu einer erheblichen Verbesserung der Effizienz bei der Erzeugung erneuerbarer Energien führen wird.

Möchten Sie noch etwas hinzufügen?
Vielen Dank für die Gelegenheit, interviewt zu werden. Ich freue mich über die Chance, meine Erfahrungen und Gedanken mit Ihnen zu teilen.

Förderung

Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert Wanlin Chens Aufenthalt in Bochum mit einem Humboldt-Forschungsstipendium für Postdocs.

Veröffentlicht

Dienstag
22. August 2023
09:34 Uhr

Von

Carina Huber

Übersetzt von

Carina Huber

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