Interview Neue Strategien zur Behandlung neurodegenerativer Krankheiten
„Die Ruhr-Universität und Bochum sind Orte, an denen ich meiner Lieblings-Forschungsarbeit nachgehen und ein friedliches Leben haben kann“, sagt die iranische Wissenschaftlerin Fatemeh Mamashli.
Für die Therapie von Erkrankungen wie Parkinson und Huntington möchte Dr. Fatemeh Mamashli neue Strategien etablieren. Die Biophysikerin arbeitet in Prof. Dr. Jörg Tatzelts Arbeitsgruppe am Institut für Biochemie und Pathobiochemie der Ruhr-Universität Bochum. Ihren Aufenthalt fördert die Alexander von Humboldt-Stiftung mit einem Georg-Forster-Forschungsstipendium. Im Interview spricht die Wissenschaftlerin über das Arbeiten und Leben in Bochum.
Frau Mamashli, was haben Sie gemacht, bevor Sie nach Bochum gekommen sind?
Ich habe als Postdoc an der Universität Teheran und der Universität Istanbul gearbeitet. Dort habe ich mich dem gewidmet, was schon seit langer Zeit meine Passion ist: die Aggregation und Fibrillen-Bildung von Proteinen zu erforschen und später in Istanbul Ribonukleinsäuren (RNA)-Biologie. RNAs sind die Abschriften des genetischen Codes, auf deren Basis Zellen Proteine produzieren. Die Fehlfaltung von Proteinen spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen.
Gefällt es Ihnen hier?
Ja klar, die Ruhr-Universität und Bochum sind die Orte, an denen ich meiner Lieblings-Forschungsarbeit nachgehen und ein friedliches Leben haben kann.
Warum haben Sie Bochum ausgewählt?
Ich bin schon zum zweiten Mal in Bochum. Die erste treibende Kraft, die mich dazu motiviert hat, Prof. Tatzelt zu mailen, war sein interessantes Forschungsthema: Protein-Aggregation im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen. Glücklicherweise hat die Research School der Ruhr-Universität mich von November 2021 bis Januar 2022 mit Research Explorer Ruhr- und Assistenz-Stipendien ausgestattet. Das war eine wichtige Chance für mich, das Arbeiten in Jörg Tatzelts Labor zu erleben.
Alles ist so optimiert worden, dass du dich auf deine Forschung oder dein Studium konzentrieren kannst.
Ich habe echt viel gelernt, neue Techniken genutzt und interessante Einblicke erhalten. Außerdem konnte ich erste Experimente durchführen, dessen Resultate sehr dabei geholfen haben, meinen Forschungsantrag zu entwickeln und das Humboldt-Stipendium zu erhalten. Als ich Ende 2021 hierherkam, habe ich die friedliche Atmosphäre des Labors und der Universität sehr genossen.
Bochum ist schön und erinnert mich an meine Heimatstadt Minudasht im Norden Irans. Mit den vielen Studentinnen und Studenten herrscht so eine Stimmung der Aufklärung. Ich gehe davon aus, dass die Studierenden hier einen großen Teil der Bevölkerung ausmachen. Es scheint also nichts abzulenken. Alles ist so optimiert worden, dass du dich auf deine Forschung oder dein Studium konzentrieren kannst.
Was ist Ihr Eindruck von der Ruhr-Universität?
Lassen Sie uns mit Prof. Tatzelts Labor anfangen. Was ich hier gefunden habe, ist die Betonung einer qualitativ hochwertigen Forschung, was wirklich sehr motivierend ist. Die notwendige Ausrüstung ist im Labor vorhanden. Es gibt immer ungewöhnliche und innovative Ideen, und die Atmosphäre ist so freundlich, unterstützend und einladend.
Das ultimative Ziel ist es, neue therapeutische Strategien zu etablieren.
Als ausländische Forscherin finde ich die Ruhr-Universität sehr hilfsbereit. Das International Office versucht immer, zu helfen und anzuleiten. Die Leute vom Welcome Centre haben mir geholfen, die Visa zu bekommen und eine Unterbringung zu finden.
An was müssen Sie sich noch gewöhnen?
Es gibt viele Vorschriften. Natürlich verstehe ich, dass sie das Zusammenleben langfristig erleichtern sollen. Aber jetzt gerade sind sie ein bisschen anstrengend.
Könnten Sie bitte erklären, was Sie erforschen?
Das Hauptthema ist die Untersuchung der zur Aggregation neigenden Proteine, die an neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson und Huntington beteiligt sind. Ich arbeite an Mechanismen, die der Bildung von Protein-Aggregaten und ihrer toxischen Aktivität innerhalb von Nervenzellen zugrunde liegen. Das ultimative Ziel ist es, neue therapeutische Strategien zu etablieren. Bisher ist es möglich, die Symptome dieser Erkrankungen zu lindern, aber wir können sie nicht heilen.
Möchten Sie noch etwas hinzufügen?
Vor allem bin ich der Alexander von Humboldt-Stiftung sehr dankbar dafür, dass sie meine zukünftige Forschung fördert. Zudem möchte ich allen Mitgliedern von Jörg Tatzelts und Prof. Dr. Konstanze F. Winklhofers Gruppen für meine herzliche Aufnahme und ihre Unterstützung danken.