Serie Wissenshäppchen
Unser Körper ist nicht für ständiges langes Sitzen gemacht. © RUB, Kramer

Wissenshäppchen Ist Sitzen das neue Rauchen?

Am Schreibtisch, im Auto, auf dem Sofa: Viele Menschen verbringen einen Großteil ihres Tages sitzend. Doch das kann gefährliche Folgen für die Gesundheit haben.

Um es gleich vorwegzunehmen: Rauchen bleibt einer der einflussreichsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und wahrscheinlich auch für Demenzerkrankungen.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Forschung aber gezeigt, dass auch ständiges langes Sitzen einen Einfluss auf die Gesundheit hat. Die Arbeit am Schreibtisch, lange Autofahrten und Freizeitaktivitäten vor dem Fernseher oder Computer führen dazu, dass wir einen Großteil des Tages sitzend verbringen. Doch diese Bequemlichkeit hat einen hohen Preis. 

Sitzen fördert die Bildung von Blutgerinnseln und erhöht den Blutdruck, was wiederum das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle steigert.

— Horst Christian Vollmar

Prof. Dr. Horst Christian Vollmar leitet die Abteilung für Allgemeinmedizin der Ruhr-Universität Bochum und weiß, welche Folgen dieser Lebenswandel haben kann: „Zahlreiche Studien belegen, dass langes Sitzen und Bewegungsmangel das Risiko für verschiedene Krankheiten erhöhen. Sitzen fördert zum Beispiel die Bildung von Blutgerinnseln und erhöht den Blutdruck, was wiederum das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle steigert.“

Bewegungsmangel begünstigt schwere Krankheiten

Langes Sitzen könne aber auch zu einer Insulinresistenz führen, die wiederum die Entstehung von Diabetes Typ 2 begünstige, so Vollmar. Darmkrebs, Brustkrebs und andere Krebsarten sind weitere schwere Krankheiten, bei denen das Risiko zu erkranken steigt, wenn man sich wenig bewegt.

Und Demenz? „Die Verbindung zwischen Sitzen und Demenz ist noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Bewegungsmangel und langes Sitzen die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen und die Bildung von Plaque im Gehirn fördern können“, sagt der Mediziner.

Warum ist Sitzen so schädlich?

Er erklärt, warum Sitzen so schädlich ist: „Unser Körper ist für Bewegung ausgelegt. Wenn wir sitzen, werden die Muskeln nicht aktiv und der Stoffwechsel verlangsamt sich – mit negativen Folgen: Wir verbrennen deutlich weniger Kalorien als im Stehen oder Gehen. Das   kann zu einer Gewichtszunahme führen, die wiederum das Risiko für verschiedene Krankheiten erhöht. Langes Sitzen kann den Stoffwechsel negativ beeinflussen und einen erhöhten Blutzucker- und Cholesterinspiegel bedingen. Zudem werden die Muskeln beim Sitzen kaum beansprucht, was einen Abbau von Muskelmasse bewirken kann. Dies hat wiederum Rückenprobleme und andere gesundheitliche Probleme zur Folge“, so Vollmar.

Was kann ich tun?

Die gute Nachricht ist, dass man die negativen Folgen von zu viel Sitzen durch einfache Maßnahmen im Alltag reduzieren kann. Treppe steigen statt Aufzug fahren, kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen, Pausen für kurze Bewegungseinheiten nutzen, all das kommt der Gesundheit zugute. „Auch ein höhenverstellbarer Schreibtisch kann helfen, die Zeit, die Sie im Sitzen verbringen, zu reduzieren“, empfiehlt der Allgemeinmediziner.

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Veröffentlicht

Donnerstag
23. Mai 2024
09:12 Uhr

Dieser Artikel ist am 3. Juni 2024 in Rubin 1/2024 erschienen. Die gesamte Ausgabe können Sie hier als PDF kostenlos downloaden. Weitere Rubin-Artikel sind hier zu finden.

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