Stipendium Wenn die kleinen Dinge faszinieren
Biochemikerin Constanze Erdmann untersucht, wie kleinste Proteinveränderungen gravierende Folgen für das Herz haben können.
Constanze Erdmann ist eine von vier Stipendiaten, die die Wilhelm-und-Günter-Esser-Stiftung aktuell unterstützt. Die Doktorandin untersucht das Protein Aktin und seine Mutationen in Zusammenhang mit Herzmuskelerkrankungen. Warum sie sich dafür begeistert, erzählt sie im Interview.
Frau Erdmann, Sie haben im April 2017 ein Stipendium der Esser-Stiftung erhalten. Herzlichen Glückwunsch! Wie hilft Ihnen das bei Ihrer Arbeit?
Ich kann damit meine Dissertation beenden. Es ist eine wichtige finanzielle Unterstützung, die ich sonst nicht gehabt hätte. Insgesamt beläuft sich die Förderung auf 3.750 Euro.
Worum geht es in Ihrer Forschungsarbeit?
Es geht um Herzmuskelerkrankungen, sogenannte Kardiomyopathien. Diese entstehen auf viele verschiedene Arten und Weisen. Das Protein Aktin und seine Mutationen spielen dabei zum Beispiel eine Rolle. Ich sehe mir drei spezielle Veränderungen des Proteins an und untersuche, wie sie sich auswirken.
Wie untersuchen Sie das?
Ich schaue, wie sich das Protein mit den Mutationen verhält. Bindet es sich anders an andere Proteine? Verändert sich die Aktivität? Bildet es wie gewohnt Proteinketten oder passiert das langsamer oder gar nicht mehr? Sind die Proteinketten noch glatt oder brüchig? Das alles sehe ich mir unter anderem mit verschiedenen spektroskopischen Methoden und dem Elektronenmikroskop an.
Ich prüfe auch, wie sich die Mutationen im Protein direkt auf Herzmuskelzellen auswirken. Dafür schleuse ich mutierte Proteine in gesunde Herzmuskelzellen ein und untersuche, wie sich die Zellen dadurch verändern.
Was ist das Ziel Ihrer Forschung?
Es ist bekannt, dass die drei Mutationen, mit denen ich mich beschäftige, eine Ursache für Kardiomyopathien sein können. Ich möchte verstehen, warum sie die Erkrankungen auslösen.
Eventuell kann ich so Rückschlüsse darauf ziehen, warum und wie solch winzige, punktuelle Veränderungen im Protein schwere Krankheiten hervorrufen.
Etwas Neues zu lernen, fand ich spannend.
Wie sind Sie auf das Thema gekommen?
Ich habe mich in meiner Masterarbeit schon mit dem Protein Aktin beschäftigt. Das Thema meiner Doktorarbeit hat sich dann daraus ergeben. Außerdem habe ich vorher nie mit Zellkulturen gearbeitet. Für das aktuelle Forschungsthema tue ich das. Etwas Neues zu lernen, fand ich spannend.
Jetzt arbeiten Sie schon drei Jahre an dem Thema. Was ist für Sie immer noch interessant daran?
Zu verstehen, wie die Mechanismen im Körper ablaufen. Proteine und Zellen arbeiten perfekt zusammen. Ich finde es spannend zu untersuchen, wie das alles funktioniert und was auch schieflaufen kann. Eine kleine fehlerhafte Stelle kann direkt gravierende Folgen haben.
Es ist faszinierend, dass so kleine Dinge in unserem Körper so viel für unser Leben und unsere Gesundheit bedeuten können. Mich hat schon immer interessiert, wie etwas im Detail funktioniert. Da kann es mir nicht klein genug sein.