Bücher Aloysius Beck beeinflusst Architektur und Kunst in Shanghai
Wie der deutsche Jesuitenpater ab 1891 die chinesische Kunstszene bereicherte, beschreibt Hans-Rüdiger Fluck. In einem weiteren Buch gewährt er Einblicke in die Porträtfotografie in Shanghai von 1880 bis 1940.
Den Werdegang des Architekten, Holzbildhauers und Malers Aloysius Beck, durch den die hochwertigen Holzschnitzereien des Waisenhauses T’ou-sè-wè (Zikawei) weltbekannt wurden, beschreibt aufgrund umfassender Quellenstudien Prof. Dr. Hans-Rüdiger Fluck vom Germanistischen Institut der RUB in seinem Buch „An der Wiege der westlichen Kunst in Shanghai“. Geforscht hat er dazu auch in der Bibliotheca Zi-Ka-Wei. Diese ehemalige Jesuitenbibliothek, gegründet 1847 als erste Shanghaier Bibliothek, ist heute eine besuchenswerte Zweigstelle der chinesischen Shanghai-Bibliothek.
Als Mitglied der Pariser Jesuitenmission wurde Aloysius Beck 1891 nach Xujiahui bei Shanghai geschickt – gemeinsam mit fünf weiteren Jesuitenpatern. Dort lebte er fast 40 Jahre lang in der französischen Jesuitenstation Zikawei mit ihren vielfältigen Bildungseinrichtungen. Als Architekt und Leiter der Holzwerkstatt beteiligt er sich in dieser Zeit am Neubau der Shanghaier Kathedrale, die bis heute im Stadtteil Xujiahui (Shanghai) steht. Zudem plante er den neo-gotischen Kirchenbau in Tangzhen (Pudong, Shanghai), der inzwischen ein chinesisches Kulturdenkmal ist.
Waisenkinder schnitzen Säulen für belgischen König
Größere Bekanntheit in Europa erlangte die Ausbildungsinstitution T’ou-sè-wè im zwanzigsten Jahrhundert durch ihre Mitarbeit am chinesischen Pavillon in Laeken, Brüssel, im Auftrag des belgischen Königs Leopold II. (1903). Insgesamt 300 Waisenkinder und Handwerker schnitzten verschiedene Bauteile, darunter auch kunstvolle Säulen für das heute als Museum genutzte Bauwerk in Brüssel. Die Einnahmen dienten zum Unterhalt der Jesuitenstation.
Shanghaier Geschichte und Kultur
Als einer der ersten Experten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes kam Hans-Rüdiger Fluck 1980 an die Tongji-Universität in Shanghai, wo er im Fachbereich Germanistik lehrte. Während seiner zahlreichen Aufenthalte bis kurz vor der Corona-Pandemie sammelte er Dokumente und Bilder über Geschichte und Kultur der Stadt. Darunter waren auch zahlreiche Porträtfotos, meist auf Albumin- oder Bromsilberpapier. Eine Auswahl davon hat er vor vielen Jahren an der Tongji-Universität ausgestellt.
Porträtfotografie früherer Zeit in China
Rund 180 dieser Porträts fasste Fluck nun in einem Bildband zusammen. So gewährt er einen Einblick in die Kunst der Fotografie in Shanghai im Zeitraum von 1880 bis 1940, gestützt auf umfangreiches Quellenmaterial. Insgesamt zeigt das Buch, wie Chinesen damals sich sehen wollten und – zumeist innerhalb der Fotoateliers – dargestellt wurden; dazu gehören Aufnahmetechnik, Bildkomposition, Bekleidung und Atelierausstattung, also der Zusammenklang von technischen, kulturellen und sozialgeschichtlichen Aspekten. Besonders interessant dabei ist die Verbindung von chinesischen und westlichen Elementen in vielen abgebildeten Porträts.