Buchveröffentlichung Das Mittelmeer und der Tod
Seit der Antike bis zu den aktuellen Flüchtlingsdramen verbindet und trennt das Mittelmeer Menschen und Kontinente. Und es war und ist lebensgefährlich.
Das Mittelmeer ist seit jeher Verbindung und trennendes Element zwischen Menschen: Es ermöglicht Reisen und Transporte, birgt aber auch Gefahren. Wer auf ihm reist, kann dabei umkommen. Wer ankommt in der Fremde und bleibt, wird dort sterben und bestattet werden müssen. Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen haben die Rituale im Umgang mit dem Tod rund ums Mittelmeer von der Antike über das Mittelalter bis zur Gegenwart mit ihren Flüchtlingsdramen untersucht. Ihre Ergebnisse sind jetzt in einem Sammelband erschienen, den das Zentrum für Mittelmeerstudien der Ruhr-Universität Bochum herausgegeben hat.
In Bestattungsritualen lesen
Anhand der Sepulkralkultur, den Ritualen rund um den Tod und die Bestattung, lässt sich vieles über die Vorstellungen einer Gesellschaft von der Welt im Diesseits und Jenseits ablesen. Grabbeigaben, das Mitgeben des sogenannten Charonspfennigs als Fährgeld ins Totenreich und Gebete für die Verstorbenen erlauben einen Einblick ins Weltbild vergangener Zeiten. Es lässt sich am bisweilen gewaltvollen Umgang mit fremden Verstorbenen aber auch ablesen, wie sich verschiedene Gesellschaften und ihre Bräuche vermischt und abgelöst haben.
Mittelmeerraum ermöglicht Mobilität
Der Mittelmeerraum bietet sich für eine solche Untersuchung besonders an, weil sich schon früh Gemeinschaften von Menschen unterschiedlicher Herkunft gebildet haben. Das Mittelmeer ermöglichte schon immer eine hohe Mobilität von Menschen, ihren Gütern und Ideen. Diese Kontaktmöglichkeiten fordern die Beteiligten stets zum Hinterfragen von Herkunft, Heimat und Fremde heraus. Insbesondere im Umgang mit dem Tod und den Toten lassen sich Aushandlungsprozesse sozialer Konventionen ebenso wie die jeweiligen Jenseitsvorstellungen fassen. Denn aus dem Tod in der Fremde ergaben sich Herausforderungen für die Bestattung.