Projektende Neue Datenbank zur osmanischen Geschichte in Südosteuropa
Das Projekt schließt eine Lücke in der Geschichtsschreibung – und könnte neue Forschungsprojekte inspirieren.
Ein Team aus der Fakultät für Geschichtswissenschaft und der Bibliothek der Ruhr-Universität Bochum hat eine neue Datenbank aufgebaut, die Informationen über Schriftquellen zur Geschichtsschreibung in den osmanischen Provinzen Südosteuropas vom späten 15. bis zum 18. Jahrhundert beinhaltet. Für spätere Zeiträume ist der Quellenbestand umfangreicher und auch besser bekannt. Die Datenbank ist auf den Webseiten der Bochumer Universitätsbibliothek frei einsehbar. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt seit 2014. Nach seinem Ende im Juni 2018 soll die Datenbank weiter wachsen.
„Wir hoffen, dass unsere Datenbank neue Forschungsideen zur osmanischen Geschichte in dieser Epoche stimulieren wird“, sagt Prof. Dr. Markus Koller vom Bochumer Lehrstuhl für die Geschichte des Osmanischen Reiches und der Türkei. Er hatte das Projekt gemeinsam mit Dr. Erdmute Lapp, Direktorin der Universitätsbibliothek, beantragt.
Entstehungsgeschichten der Quellen rekonstruiert
Das Team der Bochumer Universitätsbibliothek hat die Datenbank für die Belange des Digital-Humanities-Projekts maßgeschneidert entwickelt. Bis zum Projektende werden 280 bis 300 Quellen gelistet sein, darunter lateinische, osmanische, slawische und griechische Texte. „Wir haben alle Texte gelesen, ihre Entstehungsgeschichte rekonstruiert und diese in der Datenbank dokumentiert“, erklärt Koller. Digital verfügbare Quellen sind verlinkt; für Quellen, die nur in Papierform existieren, ist der Standort so genau wie möglich angegeben.
Für jede Quelle überprüften Koller und sein Kollege Dr. Ovidiu Olar außerdem, ob es Kopien oder Varianten an anderen Standorten gibt. Auch die kompletten Editionen, also die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit den Quellen, arbeiteten die Historiker auf. So entstand unter anderem ein derzeit mehr als 3.500 Einträge umfassendes Verzeichnis mit Sekundärliteratur, das bis auf 9.000 oder mehr Datensätze erweitert werden soll.
Datenbank soll weiter wachsen
Die Datenbank soll auch nach Förderende weiter wachsen. Forscherinnen und Forscher können dem Bochumer Team weitere Quellen melden. Die Historiker arbeiten die Dokumente wissenschaftlich auf, die Universitätsbibliothek pflegt die Einträge ein und reichert die Daten mit weiterführenden bibliotheksspezifischen Metadaten sowie Links zu zahlreichen Onlineressourcen an.
„Wir haben das Projekt nachhaltig angelegt“, so Koller, „damit die Datenbank nach Projektende nicht einschläft.“ Dazu bauen die Historiker zum Beispiel gerade ein Advisory Board mit Kolleginnen und Kollegen aus der Forschung sowie Vertretern von Archiven und Bibliotheken auf, mit denen sie sich regelmäßig austauschen wollen, um das Projekt im Bewusstsein zu halten.