Projektende Neue Datenbank zu osmanischer Geschichte in Südosteuropa
Das Projekt schließt eine Lücke in der Geschichtsschreibung – und könnte neue Forschungsprojekte inspirieren.
Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat das Team um Historiker Prof. Dr. Markus Koller und Dr. Erdmute Lapp, Direktorin der Universitätsbibliothek (UB), eine Datenbank aufgebaut, die auch nach dem Projektende im Juni 2018 weiter wachsen soll.
Herr Professor Koller, was beinhaltet die Datenbank?
Die Datenbank konzentriert sich auf Manuskripte zur Geschichtsschreibung, die in den osmanischen Provinzen Südosteuropas zwischen dem späten 15. und dem 18. Jahrhundert verfasst worden sind. In der Historiographie ist dieses Thema bisher erst ansatzweise erforscht worden, sodass – oder vielleicht besser – weil unser Wissen über relevante Schriftquellen aus dem diesem Raum sehr beschränkt ist. Bis zum Ende der Förderphase im Sommer 2018 werden über 250 Manuskripte gelistet sein, darunter lateinische, osmanische, slawische, rumänische und griechische Texte.
Welche Informationen sind neben den Quellen verfügbar?
Die Datenbank bietet Informationen über die Autoren, die Entstehung und Verbreitung der einzelnen Manuskripte, präzise Inhaltsangaben, den Standort der jeweiligen Texte, alle Editionen und einen Überblick über die vorhandene Sekundärliteratur sowie Links zu Onlineressourcen und bibliotheksbezogenen weiterführenden Informationsquellen an. Außerdem soll sie eine Plattform für den wissenschaftlichen Austausch sein. Zur weiterführenden Auseinandersetzung mit ausgewählten Quellen wurde deshalb eine Working Paper Series ins Leben gerufen. Diese Publikationsreihe für einzelne, thematisch in sich geschlossene Forschungsartikel setzt die UB technisch um. Der erste Beitrag wird derzeit veröffentlicht.
Wer profitiert von dem neuen Tool?
Die Datenbank richtet sich an alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit der Geschichte Südosteuropas im erwähnten Zeitraum beschäftigen. Seit der Freischaltung der Datenbank im Dezember 2017 haben die ersten Rückmeldungen gezeigt, dass sie sich zu einem hilfreichen Servicetool entwickeln kann. Wir hoffen natürlich auch, dass die Datenbank neue Forschungen anregen wird, die in diesem Themenfeld dringend notwendig sind.
Die Datenbank wird auch nach dem Ende der Förderung weiter ausgebaut werden.
Die Datenbank ist an der Universitätsbibliothek angesiedelt und wird auch nach dem Ende der Förderung weiter ausgebaut werden. Dafür sind wir natürlich auf die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen angewiesen, die Angaben über neue Quellenfunde in die Datenbank einspeisen können. Damit unser Servicetool langfristig in den wissenschaftlichen Strukturen verankert bleibt, haben wir ein Advisory Board gegründet. Diesem gehören Wissenschaftler, Forschungsinstitutionen sowie vor allem auch relevante Bibliotheken und Archive inner- und außerhalb Südosteuropas an.
Was war die größte Herausforderung in dem Projekt?
Herausforderung? Das weiß ich gar nicht. Aber ich kann sagen, was das Interessanteste war, nämlich die Anforderungen von Fachhistorikern, Bibliothek und Technik abzugleichen und dabei auch viel über die Arbeit der anderen zu lernen. Ich habe den Austausch als sehr befruchtend empfunden und die Universitätsbibliothek als sehr gute Serviceeinrichtung erlebt.
Diese Zusammenarbeit hat es unter anderem ermöglicht, gemeinsam ein System zu konzipieren und von den IT-Experten der UB entwickeln zu lassen, welches für die Belange unseres Digital-Humanities-Projektes maßgeschneidert ist und somit eine bestmögliche Präsentation der Informationen sichert.