Probandensuche Hilfe bei sexueller Unlust
Frauen, die dauerhaft kein Verlangen nach Sex haben, leiden oft darunter. Bochumer Psychologinnen haben zwei neue Online-Hilfs-Programme entwickelt und suchen nun Teilnehmerinnen.
Eine erfüllte Sexualität trägt für viele Menschen zum persönlichen Wohlbefinden bei. Nicht selten kommt es jedoch auch zu Problemen im Bereich der Sexualität. Die häufigste Störung bei Frauen ist das verminderte sexuelle Verlangen (VSV). Dabei haben die Betroffenen länger als sechs Monate ein reduziertes Interesse, sexuelle Aktivitäten einzuleiten und leiden darunter.
Bochumer Psychologinnen suchen nun Frauen ab 18 Jahren mit vermindertem sexuellen Verlangen, die an der Erprobung zweier neuer Online-Programme teilnehmen möchten. Entwickelt wurden sie am Lehrstuhl für klinische Psychologie und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Dort startete Anfang 2019 die Studie „Multimediale Online-Trainings für mehr sexuelle Lust. Von Frauen für Frauen“ (Miself), deren Kernbereich die beiden Online-Hilfsangebote „Cope“ und „Mind“ sind.
Zwei unterschiedliche Ansatzpunkte
Der Begriff Cope leitet sich vom gleichnamigen englischen Verb ab und bedeutet etwas bewältigen, schaffen oder meistern. Das Cope-Programm basiert auf Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Die Teilnehmerinnen identifizieren Gedanken, die in Bezug auf Sexualität wenig hilfreich sind, und ersetzen sie durch hilfreichere Gedanken.
Das Mind-Programm (Mind als Abkürzung für Mindfulness, was Achtsamkeit bedeutet) basiert auf dem Konzept der Achtsamkeit. Dabei ist ein auf die Gegenwart ausgerichtetes und nicht wertendes Wahrnehmen der eigenen Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen gemeint. Das Mind-Programm beinhaltet Übungen, die helfen können, im Alltag und auch bei sexueller Aktivität achtsamer zu werden.
Beide Programme bieten Informationen zu sexuellen Problemen und sexualtherapeutische Übungen, die helfen, einen neuen und positiveren Zugang zur eigenen Sexualität zu erlangen.
Anonymität kann Hemmschwelle herabsetzen
Zur Wirksamkeit der Angebote sagt die Koordinatorin der Studie, Milena Meyers: „Es gibt viele Anhaltspunkte dafür, dass beide Ansätze effektiv sind. Bisherige Studien wurden jedoch persönlich, zum Beispiel als Paar- oder Gruppentherapien durchgeführt. Ziel der Studie ist es, herauszufinden, ob beide Programme auch online funktionieren, und zu erforschen, für welche Frauen welcher Ansatz effektiver ist.“ Online-Trainings haben den Vorteil, dass sie anonym, flexibel und jederzeit zugänglich sind. Die Hemmschwelle, eine Therapie in Anspruch zu nehmen, kann dadurch herabgesetzt werden.
Die Studie läuft insgesamt zweieinhalb Jahre lang, und über diese Laufzeit hinweg sollen 266 Frauen am Programm teilnehmen.