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ERC Consolidator Grant für Bochumer Neurowissenschaftler
Für seine Forschung zu den neuronalen Grundlagen der räumlichen Navigation beim Menschen erhält Prof. Dr. Nikolai Axmacher von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) einen Consolidator Grant des European Research Council, kurz ERC. Die Förderung beträgt 2 Millionen Euro für fünf Jahre. Axmacher interessiert sich unter anderem für Rasterzellen, für die bei Nagetieren eine zentrale Rolle bei der Navigation nachgewiesen wurde, aber deren Funktionsweise beim Menschen weitgehend ungeklärt ist. Die Forschung könnte auch neue Einblicke in frühe Gehirnveränderungen bei der Alzheimer-Krankheit erlauben.
Rasterzellmuster genauer charakterisieren
Rasterzellen wurden bei Menschen im entorhinalen Cortex gefunden, einer kleinen, tief im Gehirn liegenden Region, die wichtig für die räumliche Orientierung ist. In Aufnahmen mit funktioneller Magnetresonanztomografie ergibt die Aktivität der Rasterzellen ein charakteristisches Muster. Wie dieses mit der Aktivität einzelner Zellen zusammenhängt, möchte Nikolai Axmacher mit seinem Team ergründen. Dazu planen die Forscher, bei Epilepsie-Patienten die Aktivität einzelner Zellen mit dünnen Elektroden zu messen, die zur Operationsplanung ins Gehirn eingesetzt wurden. „Diese Methode ist zurzeit der einzige Weg, beim Menschen die Aktivität einzelner Zellen zu erfassen“, erklärt Nikolai Axmacher.
Die Muster der Rasterzellaktivität wollen die Forscherinnen und Forscher außerdem mit hochauflösenden Bildgebungsverfahren wesentlich genauer bestimmen als zuvor. „Wir wollen unter anderem genau verstehen, welche Rolle diese Zellen bei der räumlichen Navigation spielen und für welche kognitiven Prozesse sie darüber hinaus noch wichtig sind“, beschreibt Axmacher.
Hoffnung auf Frühmarker für Alzheimer-Krankheit
Außerdem wollen die Wissenschaftler untersuchen, ob veränderte Rasterzellmuster mit pathologischen Veränderungen bei der Alzheimer-Erkrankung zusammenhängen und – falls ja – ob diese Prozesse mit Medikamenten beeinflussbar sind. Der entorhinale Kortex, in dem sich die Rasterzellen befinden, ist eine der ersten Hirnregionen, die sich durch die Alzheimer-Krankheit verändert. „Es ist gut belegt, dass die ersten Gehirnveränderungen Jahrzehnte früher beginnen als die klinischen Symptome“, so Nikolai Axmacher. „Die aktuelle Alzheimer-Forschung bemüht sich daher, diese frühen Auffälligkeiten besser zu verstehen.“ Eine Hoffnung der Forscher ist, dass ein verändertes Rasterzellmuster ein Frühmarker für die Alzheimer-Krankheit sein könnte.
Nikolai Axmacher studierte erst Philosophie an der Freien Universität Berlin und wechselte später zur Medizin, worin er 2004 seinen Abschluss an der Berliner Charité erwarb. Er promovierte 2005 am Institut für Physiologie und am Institut für Theoretische Biologie der Humboldt-Universität Berlin. Vier Jahre später schloss er seine Habilitation ab. Von 2004 bis 2011 war Axmacher als klinischer Forscher in der Abteilung für Epileptologie der Universitätsklinik Bonn tätig, wo er anschließend bis 2014 eine Emmy-Noether-Gruppe leitete. Gleichzeitig war er Leiter einer Nachwuchsgruppe am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn. 2014 folgte er dem Ruf an die RUB und übernahm die Professur für Neuropsychologie. Axmacher ist gewähltes Mitglied der Memory Disorders Research Society, Advisory Board Member der Transfakultären Forschungsplattform Molekulare und Kognitive Neurowissenschaften der Universität Basel und Vorstandsmitglied im Research Department of Neuroscience der RUB. 2019 hat er den Lehrpreis der Fakultät für Psychologie erhalten. Seit 2019 ist er außerdem Co-Direktor des Beijing Center for Intracranial EEG Research an der Beijing Normal University.
Prof. Dr. Nikolai Axmacher
Abteilung Neuropsychologie
Institut für Kognitive Neurowissenschaft
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 22674
E-Mail: nikolai.axmacher@rub.de
10. Dezember 2019
12.03 Uhr