Medizinsymposium Wie man im Fall eines Terrorangriffs Amputationen vermeidet
Zivile Gefäßchirurgen fühlen sich für den Ernstfall nicht gewappnet. Deswegen wollen sie von der Bundeswehr lernen.
„Die Anschläge in Madrid, Paris und Christchurch haben gezeigt, dass wir plötzlich und unerwartet mit einem Massenanfall von Schuss- und Explosionsverletzungen konfrontiert werden können“, so Prof. Dr. Achim Mumme, Leiter der Gefäßchirurgie des Katholischen Klinikums der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Da er und seine Kolleginnen und Kollegen sich für einen solchen Fall nicht ausreichend ausgebildet fühlen, haben sie zum Westdeutschen Gefäßsymposium am 6. und 7. Februar 2020 Spezialisten der Bundeswehr eingeladen. 300 bis 500 Teilnehmer werden erwartet. Medienvertreter sind herzlich eingeladen.
Leben retten und Amputationen verhindern
Zivile Ärzte kommen mit Verletzungen durch Schüsse oder Explosionen in ihrem Alltag so gut wie nicht in Kontakt. Im Fall eines Anschlags kann sich das schnell ändern. „Wir stecken aber bisher den Kopf in den Sand“, sagt Achim Mumme, Kongresspräsident des Gefäßsymposiums. „Die enormen Fortschritte in der Militärmedizin sind in der zivilen Versorgung von Gefäßverletzten noch nicht hinreichend angekommen.“ Dabei haben Gefäßchirurgen eine Schlüsselposition beim Massenanfall von Schuss- und Explosionsverletzungen: Gefäßverletzungen führen schnell zum Verbluten oder zum Absterben von Extremitäten.
Wissenstransfer von der Bundeswehr an die Gefäßchirurgen
Mumme suchte den Kontakt zu Kollegen der Bundeswehr, die bei ihren Auslandseinsätzen umfangreiche Erfahrungen sammeln konnten. Beim Symposium in Oberhausen berichten sie davon und geben ihr Wissen weiter. Die Gefäßchirurgen wollen sich für den Katastrophenfall wappnen und von neuen Versorgungsmöglichkeiten bei Gefäßverletzungen an den Extremitäten profitieren. Derartige Verletzungen führten früher zwangsläufig zur Amputation. Heute können die Verletzten mit speziellen Gefäßumleitungen versorgt werden, die eine Verlegung in Spezialkliniken ermöglicht. Dort erfolgt dann die weitere Versorgung.
Digitalisierung und Trends
Weitere Themen des Symposiums werden aktuelle Trends der Gefäßchirurgie sein, unter anderem zur Behandlung von Thrombosen, Venenleiden und Operationen an der Aorta. Neben neuen technischen Möglichkeiten und ihren Vor- und Nachteilen diskutieren die Teilnehmer auch die Auswirkungen der Digitalisierung.