Coronavirus Guter Datenschutz erhöht Akzeptanz von Kontaktverfolgungs-Apps
Ob jemand Covid-19 bereits hatte oder nicht, hat einen Einfluss auf die Einstellung zu Kontaktverfolgungs-Apps wie der Corona-Warn-App. Das und mehr zeigt eine neue Studie von Bochumer IT-Forscherinnen und -Forschern.
Die offizielle Corona-Warn-App der Bundesregierung wurde bereits mehr als 13 Millionen Mal heruntergeladen. Welche Faktoren bei der Bevölkerung für Akzeptanz sorgen und welche Techniken die Menschen in Deutschland ablehnen, haben Bochumer Expertinnen und Experten für IT-Sicherheit und Datenschutz untersucht. Kurz vor dem Rollout der App befragten sie 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer repräsentativen Onlinestudie. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team vom Exzellenzcluster Cyber Security in the Age of Large-Scale Adversaries, kurz Casa, und vom Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit der Ruhr-Universität Bochum zusammen mit Kollegen des Max-Planck-Instituts für Cybersicherheit und Schutz der Privatsphäre am 29. Juni 2020 auf der Arbeitsgruppen-Webseite.
Persönliche Erfahrung mit Covid-19 spielt große Rolle
Die Corona-Warn-App soll dabei helfen, die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus Sars-Cov-2 zu verhindern, indem sie die Kontaktverfolgung von Infizierten vereinfacht. Noch bevor die App verfügbar war, befragten die Bochumer Forscherinnen und Forscher Menschen nach ihrer Einstellung zu Kontaktverfolgungs-Apps.
Rund die Hälfte der Befragten, in deren Bekanntenkreis eine Person bereits positiv auf das Coronavirus getestet wurde, konnten sich vorstellen, eine Kontaktverfolgungs-App zu nutzen. Die Wissenschaftler fragten dabei nicht nur nach der offiziellen Corona-Warn-App, sondern auch nach anderen Arten von Kontaktverfolgungs-Apps, zum Beispiel solchen, die einen hohen Akkuverbrauch haben, oder solchen, die Kontakte öffentlich machen würden.
Die Nutzungsbereitschaft schwankt dabei abhängig von verschiedenen Faktoren wie der Art der Daten, die genutzt werden sollen, und der Tatsache, an wen die Daten übermittelt werden. „Bei Personen, die selbst schon positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, war die Akzeptanz signifikant höher“, sagt Prof. Dr. Markus Dürmuth vom Arbeitsbereich Mobile Security. Zwei Drittel dieser Befragten konnten sich vorstellen, eine Kontaktverfolgungs-App zu nutzen. „Die persönliche Erfahrung mit dem Virus spielt bei der Akzeptanz der App also eine große Rolle“, so der Wissenschaftler weiter. „Im Umkehrschluss sollte deswegen gerade bei weniger stark von der Pandemie betroffenen Menschen Werbung für die Nutzung gemacht werden.“
Die Studie zeigte auch: In der deutschen Bevölkerung ist die Akzeptanz für Kontaktverfolgungs-Apps signifikant höher als für andersartige Corona-Apps – beispielsweise zur Quarantäne-Überwachung oder zum Zweck eines digitalen Gesundheitsnachweises.
Anonymisierung der Daten erhöht Akzeptanz
Wie das Team herausfand, haben Datenschutz und Datensicherheitsmaßnahmen der Apps einen Einfluss auf die Nutzungsbereitschaft. So wächst die Skepsis der Menschen gegenüber Corona-Apps, wenn neben den Begegnungsdaten auch noch Positions- und Gesundheitsdaten erhoben werden sollen. Außerdem sind deutlich mehr Menschen dazu bereit, solche Anwendungen zu nutzen, wenn die verwendeten Daten keinerlei Rückschlüsse auf die Person zulassen. „Der Weitergabe von Daten standen die meisten Befragten generell skeptisch gegenüber, gerade, wenn es um die Weitergabe an Polizei, Privatunternehmen oder die Öffentlichkeit ging“, erklärt Dr. Martin Degeling vom Lehrstuhl für Systemsicherheit. „Es wäre deshalb empfehlenswert, dass die Bundesregierung in einem Gesetz die Zwecke der Nutzung der App eng beschränkt.“
Internationale Folgestudien geplant
Mit Folgestudien in den USA und China möchten sich die Forscherinnen und Forscher ein noch umfassenderes Bild machen. „Wir wollen mit der Studie in verschiedenen Ländern zu den verschiedenen Zeitpunkten im Pandemieverlauf herausfinden, welche Faktoren einen Einfluss auf das Nutzungsverhalten und die Akzeptanz gegenüber den Apps haben könnten“, erklärt Markus Dürmuth. In Deutschland und den USA ist das aktuelle Rollout einer Kontaktverfolgungs-App ein Novum – in asiatischen Ländern sind solche Apps hingegen schon seit längerer Zeit verbreitet. „Allerdings basieren diese oftmals auf technischen Grundlagen, die in der EU aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht vorstellbar wären – zum Beispiel mit dem einfachen Einsatz von GPS-Signalen, die an einen zentral gelagerten Server geschickt werden“, sagt Dürmuth. Den Einfluss dieser unterschiedlichen Voraussetzungen will das Team weiter untersuchen.