Weitere Förderung für Graduiertenkolleg Regionale Ungleichheit verstehen
Zehn Professor*innen der Universitätsallianz Ruhr bringen ihr Wissen aus unterschiedlichen Bereichen der Volkswirtschaftslehre ein, etwa zu Arbeitsmärkten, Finanzwissenschaft und Makroökonomik.
Ruhrgebiet oder Siegerland – nur rund 100 Kilometer trennen die beiden Regionen in NRW, dennoch unterscheiden sich beispielsweise Einkommen, Bildungschancen und Gesundheit der dort lebenden Menschen erheblich. Seit 2019 erforscht das Graduiertenkolleg „Regionale Disparitäten und Wirtschaftspolitik“ Ursachen, Mechanismen und Auswirkungen dieser Ungleichheit. An dem Projekt sind unter der Federführung der Universität Duisburg-Essen die Ruhr-Universität Bochum und die Technische Universität Dortmund beteiligt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt für weitere viereinhalb Jahre mit 3,8 Millionen Euro.
Handlungsempfehlungen ableiten
Regionale Unterschiede von Lebensstandards, Teilhabe und Wirtschaftsstruktur haben sich häufig über einen längeren Zeitraum aufgebaut und verfestigt. Das zeigen Bildungsstudien, Meinungsumfragen und auch Wahlergebnisse. Die Fragen nach Ursachen, Folgen und angemessenen politischen Reaktionen sind hingegen noch weitgehend unbeantwortet. „Gerade in Zeiten von steigendem Nationalismus und Populismus ist es deshalb so wichtig, diese Unterschiede besser zu verstehen und fundierte politische Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten“, sagt Tobias Seidel, Sprecher des Graduiertenkollegs (GRK) 2484 und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Duisburg-Essen (UDE).
Die zehn beteiligten Professor*innen der Universitätsallianz Ruhr bringen ihr Wissen aus unterschiedlichen Bereichen der Volkswirtschaftslehre ein, etwa zu Arbeitsmärkten, Finanzwissenschaft und Makroökonomik. Zusammen mit fünf bis sieben neuen Promovierenden pro Jahr bilden sie das GRK 2484. „Wir nutzen neueste Methoden der Regionalökonomie, um politisch und wirtschaftlich relevante Aspekte zu analysieren – zum Beispiel den Wohnungsmarkt, regionale Effekte des deutschen Mindestlohns oder die regionalen Auswirkungen des Handelsstreits zwischen den USA und China“, benennt Seidel konkrete Inhalte des Kollegs. So konnten sie bereits zeigen, dass der Mindestlohn in Deutschland regional sehr unterschiedliche Beschäftigungseffekte hatte, aber auch zu einer Angleichung der Lohnverteilung geführt hat.
Die Ausbildung der Promovierenden umfasst Vorlesungen, Forschungs- und Soft-Skill-Seminare. Absolvent*innen werden damit vorbereitet auf eine Karriere in der Wissenschaft, in öffentlichen Institutionen, in der Privatwirtschaft oder bei nationalen und internationalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) oder der Weltbank.