
Auslandsstudium Mit Sauna und Kaffee durchs Semester
Wie ticken die Finnen denn so? Und wie ist der Frühling in Helsinki? Benedict Weskott ist 2015 für ein Semester mit Erasmus in Finnland gewesen. In Rubens erzählt er, warum die Sauna dabei so wichtig war.
Sie waren im finnischen Frühlingssemester 2015 in Helsinki. Wie sieht der Frühling dort aus?
Es gibt keinen Frühling. Es ist kalt und grau bis Ende April. Hinzu kommt das wenige Tageslicht. Den ganzen Februar habe ich keinen Sonnenstrahl gesehen.
Macht sich das nicht irgendwann körperlich bemerkbar?
Ja. Ohne Sauna und Vitamin D hält man nicht durch. Und nicht ohne Kaffee. Den gibt es in Finnland morgens, mittags und abends.
Ich hatte Lust, einmal in Skandinavien zu leben.
Das hört sich nun nicht so verlockend an. Warum haben Sie es trotzdem gemacht?
Ich hatte Lust, einmal in Skandinavien zu leben. Da bei mir an der Fakultät für Sozialwissenschaft nur die Uni Helsinki als Partneruni aus dem skandinavischen Raum angeboten wird, war die Entscheidung schnell getroffen. Ich habe dann Helsinki einfach mal gegoogelt. Die ersten Bilder, die ich gefunden habe, haben mich sofort überzeugt.
Was genau?
Das Flair der Stadt am Meer. Und dieser Eindruck hat sich vor Ort auch bestätigt. Die Stadt ist einfach wunderschön.
Haben Sie Finnisch für den Aufenthalt gelernt?
Ja. Schon in Deutschland habe ich damit angefangen, wobei das für die Uni nicht notwendig war. Es gab eine ausreichende Auswahl an englischen Kursen. Es war mir aber wichtig, mich auch mit der Sprache auseinanderzusetzen.
Wie sah Ihr Alltag aus?
Ich habe bis nachmittags Uni gehabt und noch viel außerhalb der Seminare gemacht, zum Beispiel im Uni-Orchester mitgespielt und im internationalen Chor mitgesungen. Das habe ich mir ausgesucht, um den Kontakt zu Finnen zu bekommen. In dem Wohnheim, in dem ich wohnte, waren nur Erasmus-Studierende untergebracht. Gerade im Orchester habe ich viele Finnen kennengelernt. Dort wurde nur Finnisch gesprochen.
Das war ein gutes Training für die Sprache, aber auch eine Herausforderung. Mir hat es besonders gefallen, dass man über die Proben hinaus gemeinsam etwas unternommen hat. Wir haben zum Beispiel Ausflüge gemacht oder sind in die Sauna gegangen.
Viele Klischees über Finnland stimmen.
Können Sie denn sagen, was typisch für Finnland ist?
Ich habe festgestellt, dass viele Klischees über Finnland stimmen. Zum einen ist es eben die Sauna. Jedes Haus hat eine und auch im Wohnheim gab es eine. Zum anderen ist es die Wortkargheit. Aus der deutschen Perspektive denkt man, die wollen nicht mit einem reden. Aber in Finnland redet man nur, wenn es etwas zu reden gibt. Das wirkt erst einmal stieselig, aber auch liebenswert.
Auf der Straße wirken die Finnen mürrisch, aber wenn man sie anspricht, sind sie offen und hilfsbereit. Und das habe ich sehr zu schätzen gelernt.
Was haben Sie in Finnland kennengelernt, was für Sie ganz unerwartet war?
Die Landschaft und die Ruhe haben mich überrascht. In einer halben Stunde ist man von Helsinki aus in einem Nationalpark. Dort kann man durch Schneelandschaften spazieren, ohne einen anderen Menschen zu treffen. Ich hatte mir das für das halbe Jahr auch vorgenommen, ein bisschen zu entschleunigen. Und dafür ist das Land wie gemacht.
Und was konnten Sie für Ihr Studium mitnehmen?
In Helsinki konnte ich Sozialpsychologie studieren, was Teil meines sozialwissenschaftlichen Studiums hier in Bochum ist. Ich hatte vorab mit meiner Erasmus-Koordinatorin besprochen, was ich belegen möchte. Alle Kurse, die ich während des Auslandssemesters belegt habe, wurden mir für mein Studium angerechnet. Das hat gut gepasst.