Der Kopf von Adèle Rives ist so hoch wie drei Stück Käse und ungefähr so hoch wie drei Äpfel.
© Tiffany Michelesi

Redensarten Der Franzose ist so hoch wie drei Äpfel

Deutsche und französische Romanistikstudenten haben die Sprichwörter ihrer Heimatländer verglichen – und wurden dabei zu schweinemäßig dicken Freunden.

Während der Deutsche einen Bärenhunger hat, ist der Franzose hungrig wie ein Wolf. Das ist fast das Gleiche, und es könnte sogar umgekehrt der Fall sein. Es spielt ebenso wenig eine Rolle, ob man nun einen Frosch (deutsch) oder eine Katze (französisch) im Hals hat: Das Sprechen fällt so oder so schwer.

Doch längst nicht alle Sprichwörter sind in Deutschland und Frankreich derart ähnlich. Vier Studenten der RUB wollten es genauer wissen. Sie besuchen zusammen das Seminar „Diskurse und Praktiken kultureller Vermittlung“ am Romanischen Seminar. Zwölf Teilnehmer gibt es insgesamt: sechs Bochumer Bachelorstudenten und sechs Masterstudenten aus Tours, die einen deutsch-französischen Doppelmaster machen wollen.

„In meinem Kurs erwerben die Teilnehmer Kompetenzen für kulturelle Vermittlung und interkulturelle Kommunikation“, sagt Dozentin Dr. Nathalie Piquet. Mit kleinen Projekten verdienen sich die Studenten ihre Credit Points, jeweils in deutsch-französischen Teams. Vier Projekte wurden umgesetzt: eines zum Thema Film, eines zu Musik, eines zum Französischunterricht – und das zu den Sprichwörtern.

Käse statt Kiste

Hierbei fanden mit Tiffany Michelesi, Robinson Schäfer und Adèle Rives drei Franzosen sowie die Deutsche Nazia Habib zueinander. Sie warfen sich sozusagen gegenseitig Sprichwörter an den Kopf und suchten dann die Pendants in der jeweils anderen Sprache. Zwölf Pärchen sind es geworden: vom Dreikäsehoch, der in Frankreich drei Äpfel hoch ist, bis zu den dicken Freunden, die jenseits des Rheins schweinemäßig befreundet sind.

Doch beim reinen Gegenüberstellen beließen es die vier Studenten nicht: Sie recherchierten zu jedem Spruch Entstehung und Bedeutung. Ein „Dreikäsehoch“ beziehungsweise „Haut comme trois pommes“ ist demnach in beiden Sprachen eine scherzhafte Bezeichnung für ein kleines, meist vorwitziges Kind. „Wahrscheinlich beruht der deutsche Ausdruck jedoch auf einem Missverständnis und hat nichts mit Käse zu tun“, erklärt Nazia Habib. „Ausgerechnet die Franzosen sagen nämlich auch, jemand sei so groß wie trois caisses, also drei Kisten. Später wurde im Deutschen aus caisses offenbar Käse.“

Außerdem stellten die vier jedes Sprichwort – natürlich doppelt – fotografisch dar: mithilfe selbstgebastelter Masken und weiterer Accessoires. Als Models fungierten die Studenten selbst. Dabei entstanden eine witzige Bilderserie und kurz darauf die Idee, daraus ein Memory zu machen.

Heimlich hinter der Mauer

Während Tiffany, Robinson, Adèle und Nazia an der Umsetzung basteln, spuken in ihren Köpfen bereits die nächsten Einfälle herum: Für ein solches Projekt dürfte sich vielleicht auch der deutsch-französische Fernsehsender Arte interessieren; der Kontakt ist bereits hergestellt. Und warum nicht eine kleine Fotoausstellung in den Schaukästen am Romanischen Seminar? Auch hier laufen die Gespräche. Und dann gibt es ja auch noch das deutsch-französische Kulturzentrum in Essen. Es wäre eine Überraschung, wenn das quirlige Quartett nicht auch dort auf offene Ohren stößt.

Die vier Studenten hätten auch gern die laufende Fußball-EM einbezogen: Das „Mauern“ beispielsweise hat die deutsche Elf in den ersten Spielen zur Genüge kennengelernt, da alle Gegner sich mehr oder weniger um ihren eigenen Strafraum verschanzten. Wer allerdings in Frankreich „faire le mur“ praktiziert, spielt nicht extrem defensiv Fußball, er macht stattdessen etwas heimlich, und das hat mit Fußball meist nichts zu tun.

Unveröffentlicht

Von

Arne Dessaul

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